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Blasenprobleme bei Männern: Was dahinterstecken kann


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Urologe klärt auf
Wann Männern eine Inkontinenz droht


Aktualisiert am 13.03.2021Lesedauer: 4 Min.
Man wants to pee and is holding his bladder, Urinary incontinence conceptVergrößern des Bildes
Man wants to pee and is holding his bladder, Urinary incontinence concept (Quelle: Tharakorn/getty-images-bilder)

Probleme beim Wasserlassen, ständiger Harndrang und Nachtröpfeln: Blasenprobleme kennen viele Männer. Vor allem ab 50 Jahren treten die Beschwerden vermehrt auf. Auslöser ist meist eine gutartig vergrößerte Prostata, eine sogenannte Benigne Prostatahyperplasie.

Nicht wenige Männer in der zweiten Lebenshälfte kennen das Problem: Die Blase drückt, Toilettengänge häufen sich, doch das Gefühl der Erleichterung stellt sich nicht so richtig ein.

Warum die Prostata (Vorsteherdrüse) in den meisten Fällen für Probleme bei der Harnausscheidung verantwortlich ist, erklärt Professor Christian Wülfing, Chefarzt der Urologie der Asklepios Klinik Altona und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) im Gespräch mit t-online.

t-online.de: Was ist die häufigste Ursache für Blasenprobleme bei Männern?

Professor Wülfing: Die häufigste Ursache für Blasenprobleme beim Mann ist ganz klar eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Vor allem Männer ab dem 50. Lebensjahr sind betroffen. Eine stetig wachsende Prostata. kann die Harnröhre abdrücken und so Beschwerden verursachen. Betroffene leiden unter ständigem Harndrang, können oft nur unter Pressen Urinieren oder leiden unter Nachtröpfeln und dem Gefühl einer nicht vollständig entleerten Blase. Meist bleibt Restharn in der Blase zurück – was das Risiko für Blasenentzündungen beim Mann erhöht.

Ab welcher Größe bereitet die Prostata Probleme?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Es gibt Männer, die haben bereits bei einer geringen Vergrößerung der Prostata starke Probleme beim Wasserlassen. Bei anderen ist das sonst kastaniengroße Organ auf die Größe einer Orange angewachsen und sie haben kaum Beschwerden. Wie rasch Blasenprobleme bei einer gutartig vergrößerten Prostata auftreten, hängt davon ab, ob sich die Prostata nach außen hin vergrößert oder ob sie nach innen wächst. Wächst sie nach innen, drückt sie die Harnröhre rascher ab.

(Quelle: privat)


Professor Christian Wülfing ist Chefarzt der Urologie an der Asklepios Klinik Altona und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU).

Was hilft bei Problemen beim Wasserlassen, die durch eine vergrößerte Vorsteherdrüse verursacht sind?

Im ersten Schritt versucht die Urologie, mit Medikamenten das Urinieren zu erleichtern. Häufig kommen sogenannte Alphablocker zur Anwendung, die auch gegen Bluthochdruck eingesetzt werden. Sie lockern die Muskelzellen der Prostata und Blutgefäßen und erleichtern so das Wasserlassen.

Ein weiterer Wirkstoff ist Finasterid. Der 5-alpha-Reduktase-Hemmer kann zum einen das Wachstum der Prostata hemmen und führt zum anderen zu einer Verkleinerung des Organs. Wieder andere Medikamente können den ständigen Harndrang lindern. Viele Männer kommen zudem gut mit pflanzlichen Arzneimitteln, sogenannten Phytopharmaka, zurecht.

Wann muss eine gutartig vergrößerte Prostata operiert werden?

Operiert wird die Prostata, wenn Medikamente nicht die erhoffte Erleichterung bringen oder nicht gut vertragen werden. Besteht medizinisch Handlungsbedarf, wird ebenfalls operiert, beispielsweise wenn in der Blase immer Restharn zurückbleibt, was Blasenentzündungen fördert.

Oder wenn ein Harnverhalt (Harnstau) droht. Bei der Operation wird die Prostata meist ausgeschält und dadurch verkleinert. Es gibt aber auch andere Behandlungsverfahren.

Welche Rolle spielt eine Reizblase im Zusammenhang mit Blasenbeschwerden?

Die Reizblase hat als häufigsten Auslöser eine gutartig vergrößerte Prostata. Betroffene haben vor allem mit irritativen Beschwerden zu kämpfen. Viele müssen nachts ständig aufs Klo, leiden unter andauerndem starkem Harndrang und haben das Gefühl, dass die Blase nie richtig leer ist.

Eine Reizblase kann sich aber auch bei jungen Männern und Frauen ausbilden. Die ständig gereizte Harnblase ist in jüngeren Jahren häufig eine psychosomatische Reaktion. Während manche Menschen bei Stress oder in psychisch belastenden Lebensphasen mit Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder mit Verdauungsproblemen zu kämpfen haben, leiden andere unter Blasenbeschwerden ohne organisches Krankheitsbild.

Gibt es noch weitere Ursachen für eine Reizblase?

Seltener sind Nervenerkrankungen die Ursache einer Reizblase, beispielsweise eine Multiple Sklerose. Auch Lähmungen und Bandscheibenvorfälle können die Nerven im Harntrakt beeinflussen. In schwer ausgeprägten Fällen einer Reizblase ohne Beteiligung der Prostata ist es eine Behandlungsmöglichkeit, Botox in die Blase zu spritzen.

So entspannt die Muskulatur und der Drang lässt nach. Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass darunter die Kontinenz leidet. Eine weitere Therapiemöglichkeit ist das Setzen eines Blasenschrittmachers. Über Elektroden werden die Nerven am Steißbein stimuliert (Neurostimulation), was die Reizschwelle erhöht und so den Füllungsreiz der Blase mindert. Zugleich wird die Entleerungsmuskulatur unterstützt.

Wie oft sind Blasenentzündungen schuld, wenn Männer Probleme beim Urinieren haben?

Männer leiden deutlich seltener unter Blasenentzündungen als Frauen, da ihre Harnröhre länger ist und Bakterien nur schwer die Blase erreichen. Frauen hingegen haben eine nur etwa vier Zentimeter lange Harnröhre – in die Erreger deutlich leichter hochsteigen können. Blasenentzündungen bei Männern hängen, genau wie die Reizblase, meist mit einer gutartig vergrößerten Prostata zusammen. Der Restharn in der Blase kann zu einem echten Bakteriensammelbecken werden.

Wann droht Männern eine Inkontinenz?

Zeitweise Inkontinenz ist bei starkem Harndrang im Rahmen einer gutartig vergrößerten Prostata möglich. Steigt der Druck in der Blase und klemmt die Vorsteherdrüse die Harnröhre ein, kann es passieren, dass plötzlich unkontrolliert Urin abgeht. Inkontinenz ist zudem oft die Folge einer Tumorerkrankung im Bereich von Blase, Prostata oder Darm. Inkontinenz kann auch auf eine Operation sowie eine Strahlenbehandlung zurückzuführen sein.

Wann sollten Männer mit Blasenproblemen zum Arzt gehen?

Ein Arztbesuch ist immer dann empfehlenswert, wenn der Mann Veränderungen beim Urinieren bemerkt, etwa wenn der Harnstrahl schwächer wird, ständig Harndrang besteht oder beim Urinieren der Harn herausgepresst werden muss. Wenn der Urin plötzlich nicht mehr klar ist, sondern trüb oder sogar blutig, sollte das ebenfalls untersucht werden.

Blut im Urin ist immer ein Warnzeichen. Ohne Schmerzen oder Entzündungssymptome kann Blut im Urin auf einen Tumor hindeuten. Auch Schmerzen im Bereich der Nieren und der Blase sollten immer ärztlich abgeklärt werden.

Viele Männer scheuen den Besuch beim Urologen und die Untersuchungen…

Ich empfehle bereits jungen Männern, einen Termin beim Urologen zu vereinbaren. So kann nicht nur eine mögliche Hemmschwelle frühzeitig abgebaut werden. Gerade im Jugendalter stellen sich viele Fragen im Zusammenhang mit dem sich verändernden Körper und der neu entdeckten Sexualität. Außerdem ist es generell ratsam, den Genitalbereich zu untersuchen und zu schauen, ob alles gesund ist.

So wie wir Männer zum Zahnarzt oder zum Augenarzt gehen, sollten wir auch unseren Harntrakt als bedeutendes System untersuchen lassen – und nicht erst dann die Praxis aufzusuchen, wenn Beschwerden auftreten. Je früher mögliche Veränderungen erkannt werden, desto einfacher ist die Behandlung und desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten.

Herr Professor Wülfing, herzlichen Dank für das Gespräch!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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