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Coronavirus: Corona-Infektionen trotz zweifacher Impfung – wie kann das sein?


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Ausbruch in Seniorenheim
Corona-Infektionen trotz zweifacher Impfung – wie kann das sein?


09.02.2021Lesedauer: 4 Min.
Corona-Impfung: Alte Menschen und Gesundheitspersonal zählen zur Impfgruppe mit der höchsten Priorität.Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung: Alte Menschen und Gesundheitspersonal zählen zur Impfgruppe mit der höchsten Priorität. (Quelle: Joerg Boethling/imago-images-bilder)

Täglich werden Tausende Menschen gegen Covid-19 geimpft. Zwar schützt die Impfung viele davor, an Corona zu erkranken. Eine Infektion ist allerdings nicht ausgeschlossen, wie ein aktueller Fall zeigt.

Seit Ende Dezember 2020 wird in Deutschland gegen SARS-CoV-2 geimpft. Inzwischen wurden der Biontech/Pfizer- und der Moderna-Impfstoff auch Hunderttausenden Bewohnern von Pflegeheimen verabreicht. Die große Hoffnung: Wenn sie nach der Corona-Impfung immun sind, können dadurch sehr viele Todesfälle verhindert werden.

Doch trotz Impfung hat es in einem Alten- und Pflegeheim in Niedersachsen einen Corona-Ausbruch gegeben. Ein Überblick, was man bisher dazu weiß und was dieser Fall für die Pandemieentwicklung bedeuten könnte.

Geimpfte Senioren positiv auf Coronavirus getestet

Bei 14 Altenheimbewohnern in Belm im Landkreis Osnabrück ist die britische Corona-Mutation B.1.1.7 nachgewiesen worden – und das, obwohl alle Bewohner am 25. Januar zum 2. Mal mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff gegen Covid-19 geimpft wurden. Der Fall wurde am 7. Februar bekannt.

Die Corona-Variante B.1.1.7 gilt als deutlich ansteckender als die bisherigen SARS-CoV-2-Varianten – und stellt somit auch eine größere Gefahr vor allem für Hochrisikogruppen dar.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts könnten sechs Prozent aller Infektionen in Deutschland durch die B.1.1.7-Variante von SARS-CoV-2 verursacht werden. Dieser Anteil werde in den kommenden Wochen steigen, schreibt das RKI in einer ersten Analyse zur Verbreitung der Mutationen vom 5. Februar. Dabei gebe es aber weiterhin Datenlücken, so das Institut.

Leichter Krankheitsverlauf dank Impfung?

Glücklicherweise gebe es bisher nur asymptomatische oder leichte Verläufe der Erkrankung bei den Bewohnern, sagte der Pressesprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff, mit Verweis auf Angaben des zuständigen Amtsarztes. Dies könne eine positive Wirkung der Impfung sein.

Auch der Epidemiologie Klaus Stöhr hält den Ausbruch im Altenheim für ein "Paradebeispiel", wie die Corona-Impfung wirkt. Dass die geimpften Bewohner keine oder nur leichte Symptome der Erkrankung zeigen, wertet Stöhr als positiv. Denn "was wäre ohne Impfung passiert?!", schreibt er auf Twitter.

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Auch Biontech äußert sich zu Infektionen nach Impfungen

Der Impfstoffhersteller Biontech wies darauf hin, dass der Impfstoff 7 Tage nach der 2. Impfung zu 95 Prozent vor der Erkrankung schütze – ersten Analysen nach wohl auch bei B.1.1.7. Wie sehr sich die Mutation auf den Impfschutz auswirkt, muss aber noch weiter erforscht werden.

"Sollten Menschen trotz der Immunisierung an Covid-19 erkranken, ist das Ziel der Impfung, vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen", heißt es weiter. Dass alle positiv getesteten Bewohner asymptomatische oder leichte Verläufe haben, spreche nach aktuellem Kenntnisstand für die Impfung und die daraus folgenden positiven Effekte.

Weiterhin viele offene Fragen zum Impfschutz

Unklar ist noch immer, zu welchem Zeitpunkt und warum sich die Senioren trotz Impfung angesteckt haben. Dabei gibt es mehrere Gründe, warum sich geimpfte Menschen mit Corona infizieren können:

1. Der Impfschutz baut sich erst langsam auf.

Für den Aufbau des vollen Impfschutzes sind zwei Impfungen innerhalb von drei Wochen erforderlich. Das trifft sowohl auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch auf das Moderna-Vakzin zu. Laut Experten besteht jedoch direkt nach den Impfungen noch kein ausreichender Schutz. So dauert es etwa zehn Tage, bis der Impfstoff richtig wirkt und sich das Immunsystem auf den neuen Erreger eingestellt hat. In dieser Zeit ist es durchaus möglich, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

2. Es gibt keine Impfung, die einen 100-prozentigen Schutz bietet.

Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer ergaben Studien eine Wirksamkeit von 95 Prozent, der Moderna-Impfstoff erreichte 94,1 Prozent. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken war bei geimpften Teilnehmern um rund 95 Prozent geringer als in der Placebogruppe, die nicht geimpft wurde.

Die Zahlen der Schutzwirkung sind zwar hoch, doch sie bedeuten eben auch, dass im Durchschnitt weiterhin ein kleines Risiko besteht, dass eine Person, bei der die Impfung nicht anschlägt, an Covid-19 erkrankt.

3. Eine Ansteckung parallel zur Impfung ist möglich.

Laut Experten kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Menschen eine Covid-19-Impfung erhalten, die sich noch kurz zuvor oder genau zum Impftermin mit dem Virus anstecken. In diesen Fällen befinden sie sich zum Zeitpunkt der Impfung in der Inkubationszeit – asymptomatische und symptomatische Erkrankungen können also noch nach der Impfung auftreten.

Spahn will den Fall in Belm prüfen lassen

Ob eine dieser Möglichkeiten auch für die Infektionen in Belm zutrifft, ist noch unklar. Das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut werden den Fall prüfen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin. Auch er betonte, es könne mehrere Erklärungen für die Infektionen geben. Unter anderem könne es sein, dass die Patienten bereits vor vielen Wochen mit dem Coronavirus infiziert waren, die Infektionen aber unerkannt geblieben seien. Auch sei nicht auszuschließen, dass die Impfungen die Infektionen nicht verhindert hätten, sondern nur den Krankheitsverlauf abmilderten.

Können geimpfte Infizierte das Virus auch weitergeben?

Ebenfalls keine eindeutige Antwort gibt es auf die Frage, ob Geimpfte die Infektion trotzdem an andere Menschen weitergeben können. Bisher geht man davon aus, dass das möglich ist, die Geimpften jedoch keinen schweren Verlauf erleiden. Das würde auch die Infektionskette im Altenheim erklären.

In Sachen Pandemiebekämpfung ist das natürlich ein Dämpfer. Noch fehlen zwar große Studien dazu, inwieweit die Impfungen helfen, die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu reduzieren oder gar ganz zu stoppen. Doch die sich immer weiter ausbreitenden Corona-Mutationen könnten die Lage erschweren. Die britische und die südafrikanische Variante des Coronavirus gelten als ansteckender, beide sind in Deutschland aufgetaucht.

Von den Impfstoffherstellern heißt es, sollte durch neue Varianten der Impfschutz stark vermindert werden, könne der Impfstoff angepasst werden. Wie lange dieser Vorgang dauert – auch das ist noch offen.

RKI: Hygienemaßnahmen auch nach Impfung wichtig

Das Robert Koch-Institut weist darauf hin, dass es zwingend erforderlich ist, auch nach der Corona-Impfung die empfohlenen Hygieneschutzmaßnahmen einzuhalten. Nur so könne verhindert werden, dass auch potenziell infizierte Geimpfte das Virus weitertragen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Robert Koch-Institut
  • Ärzteblatt
  • Twitterprofil Klaus Stöhr
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
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