Deutschlandweite Studie Ein Fünftel der Covid-19-Patienten in Kliniken stirbt
Eine Analyse von 10.000 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern beantwortet wichtige Fragen: Wie hoch sind die Überlebenschancen? Wie alt sind die Verstorbenen? Und welches Geschlecht erkrankt häufiger schwer?
Gut ein Fünftel der Corona-Patienten, die im Frühjahr in deutschen Kliniken aufgenommen wurden, hat laut einer Studie nicht überlebt.
Besonders hoch war die Sterblichkeit mit 53 Prozent bei Patienten, die beatmet wurden, wie aus einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der Krankenkasse AOK (Wido), der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und der Technischen Universität Berlin hervorgeht.
Insgesamt lagen der Untersuchung Daten von rund 10.000 Patienten zugrunde, von denen etwa 1.700 beatmet werden mussten. Von den Krankenhauspatienten, die nicht beamtet wurden, starben 16 Prozent.
Sterblichkeit von Covid-19-Patienten nach Beatmungsstatus
Männer mit Covid-19 fast doppelt so häufig beatmet wie Frauen
Interessante Ergebnisse liefert auch ein Blick auf die Verteilung zwischen den Geschlechtern: Der Anteil der beatmeten Männer lag bei 22 Prozent und war damit fast doppelt so hoch wie bei den Frauen (12 Prozent), die Sterblichkeit lag hingegen auf einem vergleichbaren Niveau.
"Aus den Abrechnungsdaten heraus lässt sich dieser deutliche Unterschied nicht erklären, hier besteht weiterer Forschungsbedarf", heißt es in der Pressemitteilung der AOK.
Beatmete Patienten haben häufiger Begleiterkrankungen
Was die Studie zudem zeigt: Stationär behandelte Covid-19-Patienten weisen häufig eine Reihe von Begleiterkrankungen auf. Der Anteil der Betroffenen mit Begleiterkrankungen liegt bei den beatmeten Patienten deutlich höher als bei den Patienten ohne Beatmung.
So hatten beispielsweise 24 Prozent der Patienten ohne Beatmung Herzrhythmusstörungen. Bei den Patienten mit Beatmung waren es 43 Prozent. Eine Diabetes-Erkrankung lag bei 26 Prozent der Patienten ohne Beatmung und bei 39 Prozent der Patienten mit Beatmung vor.
Erste repräsentative Auswertung aus Deutschland
Die Analyse, die im Fachblatt "The Lancet Respiratory Medicine" erschienen ist, liefert laut Mitteilung der Autoren erstmals bundesweite und bevölkerungsrepräsentative Ergebnisse zur Behandlung von Covid-19-Patienten in Deutschland.
Quelle waren Abrechnungsdaten der Krankenkasse AOK. Diese bildeten knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung ab, hieß es. Die untersuchten Daten betreffen Patienten, die zwischen 26. Februar und 19. April in 920 deutschen Krankenhäusern stationär aufgenommen wurden.
Hohe Sterblichkeitsrate bei beatmeten Patienten
"Die hohen Sterblichkeitsraten machen deutlich, dass in den Kliniken relativ viele Patienten mit einem sehr schweren Krankheitsverlauf behandelt wurden. Diese schweren Verläufe betreffen eher ältere und gesundheitlich bereits beeinträchtigte Menschen, kommen aber auch bei jüngeren Patienten vor", so Wido-Geschäftsführer Jürgen Klauber.
Derzeit sind laut dem Divi-Intensivregister noch 258 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, davon wird knapp die Hälfte beatmet (Stand: 28. Juli). Insgesamt sind in dem Register mehr als 15.000 abgeschlossene Covid-19-Behandlungen erfasst, ein Viertel dieser Patienten ist gestorben.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Pressemitteilung der AOK
- Eigene Recherche