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Florida: Pickel am Po – US-Amerikanerin stirbt an Infektion mit fleischfressenden Bakterien


Fleischfressendes Bakterium
Pickel am Po – Eine US-Amerikanerin stirbt an bakterieller Infektion

t-online, Larissa Koch

Aktualisiert am 15.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Bakterium Streptococcus pyogenesVergrößern des Bildes
Streptococcus pyogenes: Das kugelförmige, reihenbildende Bakterium lebt auf unser Haut und Schleimhaut. Es ist meist harmlos, kann aber auch tödlich verlaufende Infektionen auslösen. (Quelle: Dr_Microbe/Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Eine 50-jährige US-Amerikanerin kehrte aus dem Florida-Urlaub zurück – mit einem Pickel am Po. Zunächst keine Besonderheit. Der Pickel begann zu schmerzen. Auch das ist nichts Überraschendes. Jeder, der schon mal einen großen, tiefliegenden Pickel, der als Furunkel bezeichnet wird, hatte, würde sich nichts groß dabei denken. Gut zwei Wochen später starb die Frau.

Was ist geschehen? Die 50-Jährige aus Indianapolis war mit ihrem Ehemann in den Ferien nach Florida gereist und verbrachte ihren Urlaub im Hotel. Dort entspannte sie sich auch in einem Whirlpool. Dieser steht nun im Verdacht, mit einem Krankheitserreger belastet gewesen zu sein. Zumindest erklärte der Ehemann später gegenüber US-Medien, sie sei die einzige gewesen, die sich darin aufgehalten habe. Weitere Krankheitsfälle sind nicht bekannt.

Nach der Rückkehr hatte die Urlauberin einen münzgroßen Pickel am Hintern. Als der sich entzündete und stark schmerzte, ging sie nach Angaben eines US-TV-Senders, der über den Fall berichtete, zum Arzt. Laut ihrem Ehemann wurde sie mit einem Antibiotikum nach Hause geschickt. So sollte sich die Entzündung zurückbilden.

In einem solchen Fall Antibiotika zu verschreiben, ist ein übliches Vorgehen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass sich eine Wunde, etwa nach einer Schnittverletzung entzündet. Wenn das zu schmerzhaften Beschwerden führt, verschreiben Ärzte meist ein Antibiotikum, weil sie von einer bakteriellen Infektion ausgehen. So wird eine Blutvergiftung (Sepsis) verhindert, die tödlich verlaufen kann.

Das Antibiotikum blieb wirkungslos

Den Medienberichten zufolge gingen die Schmerzen jedoch nicht weg, wurden sogar noch schlimmer. Die Frau ging wieder in die Klinik, die Ärzte gaben ihr erneut Antibiotika und schickten sie wieder nach Hause. Aber die Schmerzen ließen noch immer nicht nach. Als die Frau das dritte Mal in die Notaufnahme kam, entschieden die Ärzte, von der entzündeten Stelle eine Gewebeprobe (Biopsie) zu machen. Diese wurde ins Labor geschickt. "Es tut uns leid, aber sie hat ein fleischfressendes Bakterium, wir müssen sie sofort zur Operation bringen", sollen die Ärzte laut Medienberichten zu ihrem Ehemann gesagt haben.

Das Laborergebnis zeigte: Die Patientin hatte eine nekrotisierende Fasziitis. Das ist eine bakterielle Infektion des Unterhautgewebes. Auslöser sind Streptokokken, die Giftstoffe produzieren. Die Bakterien verursachen dann nicht nur örtlich Probleme, sondern können über die Blutbahn den gesamten Organismus erreichen, wenn sie nicht rechtzeitig entfernt werden. Es handelt sich um sogenannte A-Streptokokken (Streptococcus pyogenes).

Die infizierten Haut- und Gewebepartien müssen bei der nekrotisierenden Fasziitis operativ entfernt werden. Genau das passierte dann in der Klinik. Die 50-jährige musste sich zweimal unters Messer legen, verbrachte insgesamt 16 Tage auf der Intensivstation. Dann war die Sache ausgestanden – waren die Ärzte sicher. Die Patientin durfte wieder nach Hause gehen. Doch nur wenige Tage später erlag sie der Erkrankung. Die nekrotisierende Fasziitis konnte nicht erfolgreich behandelt werden. Offenbar waren immer noch giftproduzierende Bakterien in ihrem Körper.

Auch in Deutschland erkranken Menschen an der nekrotisierenden Fasziitis

Die Infektion kommt auch in Deutschland vor. Schätzungen zufolge gibt es hierzulande jährlich etwa 50 solcher Fälle. Eigentlich ist die Infektion mit einer normalen Dosis Penicillin einfach zu behandeln, aber häufig wird sie zu spät erkannt. Gesunde Menschen können Experten zufolge innerhalb von zwei Tagen sterben. Der Grund ist dann in der Regel ein Multiorganversagen.

Das Tückische: Jeder Wespenstich kann Auslöser einer solchen Infektion sein. Oder aber der Klassiker: Man sticht sich bei der Gartenarbeit einen Spaten in den Fuß. Prompt hat man eine offene Wunde. Wenn diese mit A-Streptokokken infiziert wird, dann kann im sehr ungünstigen Fall die seltene Erkrankung ausgelöst werden. Aber keiner würde sofort ein Antibiotikum einwerfen. Experten zufolge sind die ersten Symptome der nekrotisierenden Fasziitis so unspezifisch, dass Ärzte sie nicht sofort erkennen und dann ist es meistens schon zu spät. Im besten Fall müssen Gliedmaßen amputiert werden. Im schlechtesten Fall sterben die Betroffenen.

Der Bakterientyp Streptokokkus ist in unseren Schleimhäuten zu Hause

Das Bakterium Streptococcus pyogenes (A-Streptokokken) besiedelt häufig unsere Schleimhäute. In der Regel ist das kein Problem. Denn die Bakterien fristen bei vielen von uns etwa in den oberen Atemwegen ein Dasein, das uns nicht weiter beeinflusst. Wird die Anzahl dieser Bakterien jedoch größer, sodass sie im Verhältnis zu den anderen die Oberhand gewinnen, kann es zum Beispiel zu Halsentzündungen oder Nebenhöhlenentzündungen. Bei diesen uns bekannten Beschwerdebildern von Erkältungskrankheiten sind meist A-Streptokokken beteiligt. Auch bei Scharlach ist dieses Bakterium im Spiel.

In seltenen Fällen kommt es zu schweren Verläufen wie der oben beschriebenen nekrotisierenden Fasziitis, bei der tieferliegendes Gewebe infiziert wird (Weichteilinfektion) und es zum tödlichen Verlauf kommen kann. In der Regel schafft es unser Immunsystem, Bakterien, die in den Körper gelangen, erfolgreich zu bekämpfen. Deshalb sind es oft ältere Menschen oder Personen mit geschwächter Abwehr, die von der Krankheit befallen werden. Nekrotisierende Fasziitis kann jedoch auch bei jungen, gesunden Menschen auftreten.

Streptokokken sind kugelförmig und bilden Reihen. Daher kommt auch der Name, denn Streptos ist Griechisch und heißt Halskette. Streptokokken haben viele Unterarten mit weiteren Subtypen. Die Gruppe-A-Streptokokken verursachen sehr viele verschiedene Infektionen. Noch ist ungeklärt, ab welchem Zeitpunkt und warum Streptokokken, die normale Bewohner unserer Hautflora sind, gefährlich werden. Eine Rolle spielt wohl die Immunabwehr unseres Körpers. Ist diese geschwächt, können die Bakterien sich leichter vermehren. Die Übertragung von Streptokokken passiert über Tröpfcheninfektion oder Hautkontakt. Bei einer Infektion werden Antibiotika, meist Penicillin, verabreicht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nationales Referenzzentrum für Streptokokken
  • Deximed – Deutsche Experteninformation Medizin
  • eigene Recherchen
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