Achtung bei Antibiotika So beeinflusst die Darmflora unser Gehirn
Die Darmflora beeinflusst unsere geistige Leistungsfähigkeit. Wird sie verändert – etwa durch die Einnahme von Antibiotika – kann dies unser Gedächtnis beeinträchtigen.
Eine Studie von Wissenschaftlern des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) ergab, dass Darm und Gehirn in Verbindung stehen und miteinander "reden" – über Hormone oder direkte Nervenverbindungen. Auch bestimmte Immunzellen sind an der Kommunikation beteiligt, wie das Team um Dr. Susanne Wolf an Mäusen herausfand. Die Forscher untersuchten dazu sowohl die Darmflora der Tiere als auch deren Gehirn.
Info: Die Darmflora, auch Mikrobiom genannt, ist die Gesamtheit der Darmbakterien, die vor allem den Dickdarm besiedeln. Sie sorgt dafür, dass die Nährstoffe, die über die Nahrung in den Körper gelangen, aufgenommen werden, und vermeidet gleichzeitig die Ansiedlung von krankheitserregenden Keimen im Darm. Darüber hinaus produziert sie wichtige Vitamine und stimuliert das Immunsystem.
Antibiotika können offenbar die Hirnfunktion stören
Ein Teil der Mäuse erhielt einen starken Antibiotika-Cocktail, der die Bakterien im Darm, ausschaltete. Die Untersuchung des Gehirns zeigte, dass sich dadurch weniger neue Nervenzellen bildeten als in der Vergleichsgruppe mit intaktem Mikrobiom. Auch das Gedächtnis verschlechterte sich.
Gleichzeitig beobachteten die Forscher, dass sich bestimmte Immunzellen im Gehirn verringerten, die sogenannten Ly6Chi-Monozyten. Um zu überprüfen, ob die Immunzellen tatsächlich für die schlechtere Hirnleistung verantwortlich waren, verabreichten sie den mit Antibiotika behandelten Tieren einen Cocktail mit diesen Zellen. Tatsächlich bildeten sich im Gehirn wieder neue Nervenzellen.
Immunzellen vermitteln zwischen Darm und Gehirn
Diese bislang unbekannte Vermittlerfunktion der Immunzellen sei wissenschaftlich besonders interessant, sagt Susanne Wolf: "Mit den Ly6Chi-Monozyten haben wir vielleicht einen neuen generellen Kommunikationsweg von der Peripherie ins Hirn entdeckt."
Zwar lassen sich die Ergebnisse nur begrenzt auf den Menschen übertragen. Aber: "Möglicherweise sind aber ähnliche Effekte bei Therapien mit Antibiotika über einen langen Zeitraum zu erwarten", sagt Susanne Wolf. Zudem hoffen die Wissenschaftler, die Erkenntnisse auch zur Entwicklung von Therapien für psychisch Kranke nutzen zu können.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin