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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neues Krebs-Gen entdeckt Mutation lässt Risiko für Brustkrebs um das Neunfache steigen
In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 70.000 Frauen an Brustkrebs. Etwa fünf bis zehn Prozent von ihnen haben eine familiäre Anlage dazu: Sie tragen bestimmte Brustkrebsgene in sich. Die bekanntesten sind BRCA1 und BRCA2. Sie bergen ein Lebenszeitrisiko von bis zu 80 Prozent, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Angelina Jolie, die hiervon betroffen ist, ließ sich aus diesem Grund im vergangenen Jahr vorsorglich beide Brüste amputieren. Jetzt haben Krebsforscher herausgefunden, dass es noch ein weiteres Risikogen gibt, das die Entstehung von Tumoren begünstigt.
Schon seit längerer Zeit wurde vermutet, dass auch das Gen PALB2 an der Entstehung von Brustkrebs beteiligt ist. Ein wissenschaftlichen Beweis hierfür lieferten jetzt Forscher der Krebsklinik "City of Hope Cancer Center" in Duarte (Kalifornien) im Rahmen einer Studie. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin "New England Journal of Medicine".
Vergleichbare Risiken wie bei BRCA-Mutation
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler 362 Mitglieder von 154 Familien, in denen PALB2-Mutationen nachgewiesen waren. Dabei zeigte sich, dass bei Trägerinnen des Gendefekts eine 14-prozentige Wahrscheinlichkeit vorlag, bis zum 50. Lebensjahr an Brustkrebs zu erkranken. Das ist rund acht- bis neunmal höher als in der Normalbevölkerung, wie die Forscher schreiben.
Bis zu einem Alter von 70 Jahren lag die Wahrscheinlichkeit an dem Krebs zu erkranken bereits bei 35 Prozent, also mehr als jede dritte Frau. Auch bei Männern mit einer entsprechenden Genmutation steigt das Tumorrisiko. Es ist um das Achtfache erhöht.
"Die Zahlen entsprechen in etwa den Risiken, die durch fehlerhafte BRCA2-Gene entstehen", schreiben die Forscher Michele K. Evans und Dan L. Longo in einem Kommentar zu der Studie.
Mögliche Konsequenzen nach einem positiven Befund
Wie viele Personen von der PALB2-Mutation betroffen sind, ist unbekannt. Um das persönliche Brustkrebsrisiko besser einzuschätzen, wurde für Frauen, in deren Familie vermehrt Brustkrebs auftritt, bereits ein Test entwickelt, der Veränderungen auf PALB2 erkennt. Er steht derzeit vor der klinischen Testphase. Getestet wird ebenfalls ein Medikament, das mit hoher Wahrscheinlichkeit Zellen angreift, die die PALB2-Mutation tragen.
Mithilfe eines Gentests kann auch das Vorhandensein der Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2 festgestellt werden. Es liegt dann im Ermessen der jeweiligen Frau, welche Konsequenzen sie aus einem möglicherweise positiven Befund zieht. Die Möglichkeiten reichen von engmaschigen Kontrollen bis hin zum schweren Schritt einer Brustamputation.
Beratungsstellen für Frauen mit erblicher Vorbelastung
Bevor sich Patientinnen für eine Brustamputation entscheiden, sollten Sie sich jedoch gründlich informieren und ausführlich beraten lassen - am besten in einem der 15 Zentren des Verbundprojektes "Familiärer Brust- und Eierstockkrebs". An diese Institute können sich Frauen wenden, die befürchten, eine erbliche Veranlagung für Brustkrebs zu haben. Die Adressen sind über die Homepage der Deutschen Krebshilfe aufrufbar.
Die Heilungschancen bei Brustkrebs stehen gut
Brustkrebs ist längst kein Todesurteil mehr. Wird er frühzeitig entdeckt, sind die Heilungschancen mit bis zu 90 Prozent relativ hoch. Neben der Selbstuntersuchung können Frauen ab 30 Jahren einmal im Jahr ihre Brust von einem Arzt abtasten lassen. Frauen ab 50 haben zudem die Möglichkeit, alle zwei Jahre ein Mammographie-Screening der Brust durchführen zu lassen. Die Kosten hierfür übernimmt die Krankenkasse.
Bei auffälligen Befunden oder erblicher Vorbelastung sollten die Untersuchungszeiträume enger zusammenliegen. Das sollte dann aber individuell mit dem Arzt entschieden werden. Zu den Hauptrisikofaktoren für Brustkrebs zählt neben dem Alter - ab 50 Jahren steigt das Risiko deutlich an - auch das Trinken von Alkohol. Wer raucht, erhöht sein Risiko ebenfalls.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.