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Erkältung vorbeugen: Warum Abhärten in der Sauna nichts bringt


Erkältung vorbeugen
Warum Abhärten in der Sauna fast nichts bringt

dpa, ag

Aktualisiert am 04.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Ein grippaler Infekt lässt sich durch regelmäßige Saunabesuche weder vermeiden noch lässt er sich ausschwitzen.Vergrößern des Bildes
Ein grippaler Infekt lässt sich durch regelmäßige Saunabesuche weder vermeiden noch lässt er sich ausschwitzen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Um die Abwehrkräfte zu stärken, schwitzen manche in der Sauna, andere springen bei Minusgraden in den See. All das soll den Körper widerstandsfähiger machen und uns erkältungsfrei durch den Winter bringen. Mediziner winken jedoch ab: Vieles, was wir dafür tun, bringt kaum etwas.

"Weil man in der kalten Jahreszeit häufiger als sonst erkältet ist, glauben viele, dass die Kälte das Immunsystem schwäche und man es deshalb stärken müsse", sagt Professor Stefan Meuer, Direktor des Instituts für Immunologie an der Universität Heidelberg. Doch das sei erwiesenermaßen falsch.

Kalt duschen hat viel mit Glauben zu tun

"Die Wirksamkeit aller Maßnahmen, mit denen man sich vor einer Erkältung schützen oder sie bekämpfen möchte, ist nicht solide bewiesen und trifft auch nicht für jeden in gleicher Weise zu", sagt Meuer. Wer mit der einen oder anderen Strategie jedoch gute Erfahrungen gemacht habe, solle ruhig dabei bleiben. Denn: "Das Immunsystem steht in enger Verbindung zu unserem Gehirn, und der Glaube an die Wirksamkeit einer Maßnahme kann viel Positives bewirken."

Mit anderen Worten: Wer meint, mit einer kalten Dusche seinen Körper zu stählen, sollte das auch weiterhin tun. Ein Zusammenhang zu seinem Gesundheitszustand lässt sich von einer einzelnen Maßnahme jedoch nicht ableiten.

Saunabesuche schützen kaum vor Erkältungen

Doch wie sieht es mit regelmäßigen Saunabesuchen und Kaltwasserbädern aus? Meuer winkt ab: "Es gibt keine einzige wissenschaftliche Untersuchung, die belegt, dass diese Abhärtungsmaßnahmen einen Einfluss auf das Immunsystem haben." Ein positiver Effekt lässt sich trotzdem erzielen: "Wer regelmäßig in die Sauna geht oder Kaltwasserbäder nimmt, bekommt eine bessere Thermoregulation", erklärt Karsten Krüger vom Institut für Sportwissenschaft an der Universität Gießen. Dadurch werden die Schleimhäute besser durchblutet und die Infektrate gesenkt.

"Geheimtipps zur Ernährung sind reine Spekulation"

Dennoch gibt es Faktoren, die das Immunsystem beeinflussen. Die Ernährung zählt etwa dazu. Allerdings wisse man noch nicht genau, wie diese genau auf die Abwehrkräfte wirke, sagt Meurer.

Im Darm jedes Menschen sitzen Billionen von Bakterien. Sie bilden das sogenannte Mikrobiom, das von Mensch zu Mensch verschieden ist. "Gezielte Veränderungen durch die Ernährung lassen sich erst erfassen, wenn man das Mikrobiom entschlüsselt hat." Das kann noch ein paar Jahre dauern. "Derzeit sind die meisten Geheimtipps zur Ernährung reine Spekulation."

Hühnersuppe wirkt nur kurzfristig

Dass eine gesunde Ernährung trotzdem wichtig für gute Abwehrkräfte ist, bleibt unbestritten - nur lässt sich durch einzelne Lebensmittel kein gezielter Einfluss nehmen. Das zeigt sich am Beispiel der Hühnersuppe: Der Körper bekommt Nährstoffe, Salz und etwas Warmes. "Man fühlt sich in dem Moment besser", sagt Professor Hajo Haase vom Institut für Lebensmitteltechnologie und Lebensmittelchemie der TU Berlin. "Aber Hühnersuppe wirkt sich eher kurzfristig auf den Allgemeinzustand aus - das Immunsystem wird davon nicht beeinflusst."

Schutzschild gegen Krankheiten

"Ein gutes Immunsystem sorgt dafür, dass der Mensch nicht krank wird", sagt Haase. Es bestehe aus verschiedenen Zellen und löslichen Faktoren, die Krankheitserreger abwehren. Wenn diese die natürlichen Barrieren des Körpers wie Haut oder Schleimhäute überwinden, sorgen Immunzellen dafür, dass sie unschädlich gemacht werden und sich nicht vermehren.

Wie der restliche Körper auch müsse das Abwehrsystem bestimmte Nährstoffe bekommen, sagt Haase. "Lassen Sie zum Beispiel Zink weg, dann sehen Sie ganz klar, welche Zellen fehlen und welche Abwehrmechanismen ausfallen." Auch Kupfer, Eisen oder Vitamine wie A, C, D und E seien wichtig – im Prinzip das, was zu einer ausgewogenen Ernährung gehört. Hierzu gehören vor allem Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. "Es wird angenommen, dass eine normale Mischkost bzw. ausgewogene Ernährung einen maximalen Effekt auf das Immunsystem hat", sagt Krüger.

Joggen wirkt positiv auf die Abwehrkräfte

Ebenfalls unstrittig ist der positive Einfluss von Sport auf die Abwehrkräfte: "Moderates Training – also Schwimmen, Radfahren oder Joggen – stärkt das Immunsystem unabhängig von Regen, Schnee oder Sonne", sagt Sportmediziner Krüger.


"Wir gehen davon aus, dass wir mit jedem Training das Immunsystem ein bisschen reizen und dadurch stimulieren. Dann funktioniert es besser." Das lasse sich an der Funktion einzelnen Immunzellen zeigen, aber auch an der Infektrate.

Stress macht uns erkältungsanfällig

Vor allem zwei Faktoren lassen sich also steuern, um den Körper fit gegen Krankheitserreger zu machen: eine ausgewogene Ernährung und körperliche Bewegung. Einen wichtigen Effekt auf die Immunabwehr hat aber auch die Psyche. Bei dauerhaftem Stress schütte der Körper vermehrt Kortisol aus, was das Immunsystem unterdrückt. "Psychisches Wohlbefinden ist deshalb sehr wichtig", sagt Meuer.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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