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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zähneknirschen Zähneknirschen bis der Schmelz reißt
Die meisten Menschen sind überrascht, wenn ihr Zahnarzt feststellt, dass sie im Schlaf mit den Zähnen knirschen. Dabei ist das Phänomen weit verbreitet: Jeder zweite Deutsche hat diese Angewohnheit zumindest zeitweise im Leben, schätzt die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) in Berlin. In den meisten Fällen ist Stress die Ursache. Das nächtliche Reiben entwickelt im Kiefer einen ungeheuren Druck, der nicht nur Schäden im Zahnschmelz verursachen, sondern sogar Brücken, Kronen und Inlays zerstören kann. Dabei lässt sich das Problem durch einfache Maßnahmen wie eine Aufbiss-Schiene beheben.
Zahnschmelz splittert und radiert sich ab
Beim Zähneknirschen (Bruxismus) werden enorme Kräfte im Mund freigesetzt. Sie können bis zu einem Zehnfachen des normalen Kaudrucks betragen, dem die Zähne in Extremfällen bis zu 45 Minuten täglich ausgesetzt sind. Die Auswirkungen reichen von glatt polierten Flächen über Absplitterungen und Risse im Zahnschmelz bis hin zu lockeren und stark abgeriebenen Zähnen, bei denen der Zahnnerv nur noch von einer dünnen Schicht überdeckt ist. Über die Jahre "radieren" sich außerdem die Zähne der Betroffenen immer weiter ab und können im schlimmsten Fall sogar wegbrechen.
Stress gilt als wesentlicher Faktor
Als Ursache vermuten Experten emotionalen Druck oder Stress, der im Schlaf noch mal "durchgekaut" wird. Auch kurzfristige Belastungen in Beruf oder Familie sowie einschneidende Lebensereignisse können Anlass dafür sein, dass Menschen im Schlaf die Zähne zusammenbeißen. Ebenso können unebene Füllungen, falsch sitzender Zahnersatz sowie orthopädische Erkrankungen das Knirschen verursachen. Seltener liegen neurologische Ursachen wie Multiple Sklerose dem Knirschen zugrunde.
Schmerzen in Kiefer, Kopf und Ohren
Da das Knirschen meist unbewusst stattfindet, ist ein frühzeitiges Erkennen des Bruxismus schwierig. Oft bemerken es die Betroffenen erst, wenn sich Teile der Gesichtsmuskulatur verhärtet oder verspannt haben oder die Zähne, der Kiefer, die Schläfen, die Ohren oder sogar der ganze Kopf schmerzen. Hält das Knirschen länger an, kann sich die Verspannung in den Nacken- und Schulterbereich ausbreiten. Durch die Dauerbelastung kann sich das Kiefergelenk verändern und dadurch das Mundöffnen oder -schließen erschweren oder, falls die Gelenkscheibe verrutscht, sogar unmöglich machen. Wenn der Patient eine sogenannte Cranio-Mandibuläre Dysfunktion (CMD), entwickelt hat, wird die Behandlung schwierig. Das fehlerhafte Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer kann nämlich die Muskulatur des gesamten Bewegungsapparates beeinträchtigen.
Bei diesen Warnzeichen den Zahnarzt aufsuchen
Auch wenn das nächtliche Zähneknirschen von den Betroffenen als solches nicht wahrgenommen wird, gibt es Symptome, an denen man Bruxismus erkennen kann. Hierzu gehören Schmerzen beim Abtasten der Kaumuskulatur und Probleme beim Öffnen des Mundes direkt nach dem Aufwachen. Da die Zähne bei geschädigten Zahnschmelz überempfindlich auf Wärme und Kälte reagieren, kann dies ein Hinweis auf nächtliches Zähneknirschen sein. Wer über einen längeren Zeitraum Kauschwierigkeiten, Knacken der Kiefergelenke, Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Schwindel ohne erklärbare organische Ursache beobachtet, sollte ebenfalls seinen Zahnarzt aufsuchen. Je früher man etwas gegen regelmäßige Beißattacken unternimmt, desto besser!
Die Aufbiss-Schiene: "Stoßdämpfer für die Zähne"
Stellt der Zahnarzt Bruxismus fest, korrigiert er in der Regel zuerst zu hohe Kronen und Füllungen und prüft, ob Inlay, Brücken oder Kronen schlecht sitzen. Eine individuell angepasste Aufbiss-Schiene für die Nacht kann Ruhe bringen, da sie für eine gleichmäßige Belastung der Kiefermuskeln sorgt. Sie übernimmt sozusagen die Funktion eines "Stoßdämpfers" zwischen den Zähnen. Liegen bereits Fehlstellungen im Kiefer vor, kann der Zahnarzt diese ebenfalls durch eine spezielle Bissschiene korrigieren.
Mit Entspannungsübungen den Kiefer lockern
Die tieferen Ursachen des Zähneknirschens bekämpfen Zahnschienen jedoch nicht. Um den inneren Druck, der zum Beispiel durch Stress entsteht, zu lösen, haben sich Entspannungsübungen wie Yoga oder Atemtraining bewährt. Zudem müssen Betroffene lernen, wie man den Kiefer locker lässt: die Backenzähne berühren sich nicht, der Mund ist geschlossen und die Zungenspitze ruht hinter der oberen Zahnreihe. Entscheidend ist, dass sie im Alltag immer wieder kurz überprüfen, ob sie eine solche Kieferhaltung eingenommen haben. Wenn all diese Maßnahmen nicht wirken, kann auch eine Psychotherapie helfen, Sorgen oder Konflikte künftig "knirschfrei“ aufzuarbeiten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.