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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Betrifft Kinder und Erwachsene Bei Hydrozele auf Selbstheilung setzen – wann geht das?
Bei einer Hydrozele ist die Chance auf Selbstheilung unter bestimmten Bedingungen recht hoch. Für wen (und wie lange) es sinnvoll ist, darauf zu warten.
Eine Hydrozele, auch Wasserbruch genannt, ist eine überwiegend am Hoden auftretende Ansammlung von Flüssigkeit. Typischerweise schwillt der Hodensack dadurch (oft nur einseitig) prall-elastisch an, ohne zu schmerzen. Mitunter verursacht die Schwellung jedoch Beschwerden (wie ein Druck- oder Schweregefühl) und sonstige Probleme (wie eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit).
Eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung am Hoden kann angeboren sein, aber auch erst im Lauf des Lebens entstehen. Dauerhaft entfernen lässt sie sich nur in einer Operation – die allerdings in vielen Fällen verzichtbar ist: Denn nicht selten kommt es bei einer Hydrozele zur Selbstheilung.
Dennoch ist in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung und Beratung wichtig: Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann sicher feststellen, ob bei einer Hydrozele Aussicht auf Selbstheilung besteht. Entscheidend sind dabei verschiedene Faktoren – wie etwa das Alter.
Bei Kindern mit Hydrozele kommt Selbstheilung öfter vor
Bei Babys mit angeborener Hydrozele ist eine Selbstheilung besonders wahrscheinlich: Bei ihnen verschwindet die Flüssigkeit im Hodensack meist innerhalb des ersten Lebensjahres von allein wieder. In einigen Fällen heilt ein angeborener Wasserbruch auch später noch ohne OP aus – die Chance hierfür sinkt jedoch mit zunehmendem Alter.
Bildet sich bei einem Baby erst kürzere Zeit nach der Geburt eine Hydrozele aus, ist eine Selbstheilung ebenfalls nicht ausgeschlossen. Somit ist es bei Babys und teils auch bei Kleinkindern oft sinnvoll, die Flüssigkeitsansammlung im Hodensack nach ärztlicher Absprache zunächst zu beobachten und abzuwarten, wie sie sich entwickelt.
Schon gewusst?
In der Medizin kann ein solches beobachtendes Abwarten (engl.: Watchful Waiting) unter bestimmten Voraussetzungen auch in anderen Situationen in Betracht kommen – etwa bei Krebserkrankungen wie Prostatakrebs.
Für gewöhnlich empfehlen Ärztinnen und Ärzte bei angeborener Hydrozele, eine Selbstheilung mindestens bis zum ersten Geburtstag des Kindes abzuwarten. (Manche Fachleute sprechen sich auch dafür aus, bis zum Ende des zweiten Lebensjahres zu warten, wenn die Umstände es erlauben.) Infrage kommt diese Vorgehensweise aber nur dann, wenn
- das Kind keinerlei Beschwerden hat und
- keine Komplikationen zu erwarten sind.
Sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt, empfiehlt es sich, frühzeitig zu operieren. Spätestens nach Ablauf des ärztlich empfohlenen Beobachtungszeitraums gilt aber auch für beschwerdefreie Babys und Kleinkinder ohne erhöhtes Komplikationsrisiko: Wenn die Hydrozele keine Neigung zur Selbstheilung zeigt oder sich gar vergrößert, ist eine OP ratsam.
Für Erwachsene mit Hydrozele ist Selbstheilung selten erreichbar
Erwachsene (ebenso wie Jugendliche und ältere Kinder) haben für gewöhnlich keine angeborene, sondern eine erworbene Hydrozele. Ob Hoffnung auf Selbstheilung besteht, hängt dann in hohem Maße davon ab, warum sich die Flüssigkeit im Hodensack angesammelt hat.
Oft bleibt die Ursache einer erworbenen Hydrozele unerkannt. Doch mitunter steckt nachweislich ein anderweitiges Gesundheitsproblem dahinter, das eine angemessene Therapie erfordert, wie:
- eine Hodeninfektion (etwa eine Hoden- und/oder Nebenhodenentzündung)
- eine leichte bis schwere Hodenverletzung (wie die Hodenprellung)
- eine Hodendrehung (auch Hodentorsion genannt)
- ein gut- oder bösartiger Hodentumor
- ein chirurgischer Eingriff (etwa zur Behandlung einer Varikozele)
- ein Leistenbruch oder Hodenbruch
- sonstige Erkrankungen (wie Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose)
Wenn ihre Ursache behandelbar ist oder ohne Behandlung wieder verschwindet, kann die Hydrozele selbst von allein heilen. Andernfalls besteht ohne OP womöglich das Risiko, dass sich die Schwellung des Hodensacks langsam vergrößert und zunehmend störend bemerkbar macht. Bei einer sehr großen Hydrozele kann der erhöhte Druck auf den Hoden im Extremfall die Zeugungsfähigkeit einschränken.
Daher empfehlen Fachleute in der Regel, die Flüssigkeit im Hodensack operativ entfernen zu lassen, sobald sie Beschwerden oder sonstige Probleme bereitet – vor allem, wenn ihre Ursache unbekannt oder nicht behandelbar ist. Mitunter ist es aber auch bei einer erworbenen Hydrozele ohne Chance auf Selbstheilung für Erwachsene eher ratsam, auf ärztlichen Rat zunächst abzuwarten – nämlich dann, wenn
- medizinische Gründe gegen eine OP sprechen oder
- die Hydrozele noch keine Beschwerden verursacht.
Wichtiger Hinweis
In jedem Alter gilt: Wenn der Hodensack plötzlich anschwillt oder stark schmerzt, ist sofortige ärztliche Hilfe nötig – vor allem dann, wenn die Symptome binnen weniger Stunden nach einer Hodenverletzung auftreten.
Doch selbst wenn bei einer erworbenen Hydrozele weder mit Selbstheilung zu rechnen ist noch eine OP infrage kommt, ist das Risiko für Komplikationen gering: Die Flüssigkeitsansammlung an sich ist ungefährlich und stört oder schmerzt nur selten. Solange sie keine Beschwerden verursacht, sind negative Auswirkungen auf den Hoden und dessen Funktion wohl unwahrscheinlich.
Fazit – das Wichtigste zur Selbstheilung von Hydrozele in Kürze
Eine Hydrozele beziehungsweise ein Wasserbruch am Hoden lässt sich nur operativ dauerhaft entfernen. Bei Babys ist ein solcher Eingriff aber meist verzichtbar: Sie haben oft eine angeborene Hydrozele, die meist innerhalb des ersten Lebensjahres von selbst heilt. Bei einer erworbenen Hydrozele ist Selbstheilung hingegen unwahrscheinlicher. Betroffene Erwachsene benötigen dennoch nicht immer eine OP. Wichtig ist es in jedem Fall (und in jedem Alter), die Schwellung am Hodensack ärztlich abklären zu lassen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Paediatric Urology – The Guideline". Online-Informationen der European Association of Urology: uroweb.org (Abrufdatum: 20.1.2025)
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- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH): "Leistenhernie, Hydrozele" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 006/030 (Stand: 30.10.2020)