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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Symptome, Operation Ist das Eagle-Syndrom gefährlich?
Beim Eagle-Syndrom kommt es zu unangenehmen, schmerzhaften Anzeichen. Lesen Sie, ob Symptome oder Operation der Erkrankung gefährlich sein können.
Das Eagle-Syndrom ist eine seltene Erkrankung im Kopf-Hals-Bereich, die durch eine anatomische Anomalie hervorgerufen wird. Bei den Betroffenen ist der sogenannte Griffelfortsatz ungewöhnlich lang und ruft – häufig bei bestimmten Kopfbewegungen wie Schlucken, Gähnen, Sprechen – (meist) einseitige Schmerzen im Gesicht oder außen am Hals in Kiefernähe hervor.
- Eagle-Syndrom: Lässt es sich (selbst) ertasten?
- Schluckbeschwerden: Woher kommt der Kloß im Hals?
Unter Umständen treten die Schmerzen aber auch im Inneren des Halses auf, etwa im unteren Rachen, in der Zungenbasis oder in den Gaumenmandeln. Welche Beschwerden außerdem möglich sind, lesen Sie im Artikel Eagle-Syndrom – diese Symptome weisen darauf hin.
Erfahren Sie in den folgenden Kapiteln mehr darüber, inwiefern das Eagle-Syndrom gefährlich werden kann.
Eagle-Syndrom: Verlängerter Griffelfortsatz bereitet Probleme
Der Griffelfortsatz (Processus styloideus) ist ein stäbchenförmiger, spitzer Knochenfortsatz unterhalb des Schläfenbeins (Os temporale), der sich etwa unterhalb der Ohren befindet.
Für gewöhnlich ist er nur circa 2,5 Zentimeter lang. Fällt er länger aus und ruft er schmerzhafte Beschwerden hervor, sprechen Fachleute vom Eagle-Syndrom.
Dabei wichtig zu wissen: Ein verlängerter Griffelfortsatz kann auch vorkommen, ohne Beschwerden hervorzurufen. Die anatomische Abweichung ist daher nicht automatisch behandlungsbedürftig.
Wann kann das Eagle-Syndrom gefährlich sein?
Warum bei Menschen mit Eagle-Syndrom der Griffelfortsatz verlängert ist, ist bislang nicht sicher geklärt. Der spitze Knochenfortsatz kann jedoch Schmerzen und weitere Symptome auslösen, wenn er – etwa bei Kopfbewegungen – angrenzende Gewebe oder Strukturen reizt oder einengt. Unter Umständen bestehen die Beschwerden auch ständig.
Zwar ist das Eagle-Syndrom oft unangenehm und schmerzhaft – zu gefährlichen Komplikationen führt ein überlanger Griffelfortsatz jedoch nur in seltenen Fällen. Ob das passiert, hängt davon ab, wie der Griffelfortsatz ausgeprägt ist und welche Strukturen er genau einengt.
So kann das Eagle-Syndrom gefährlich werden, wenn der verlängerte Griffelfortsatz Druck auf die beidseits des Halses verlaufenden inneren Halsschlagadern ausübt und dadurch einen Schlaganfall (oder einen Vorboten, die sogenannte TIA) auslöst. Stellen sich Symptome wie Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen oder Verwirrung ein, sollten Betroffene daher sofort den Rettungsdienst alarmieren (112).
Eagle-Syndrom: Ist die Operation gefährlich?
Lässt sich das Eagle-Syndrom nicht mit konservativen Maßnahmen lindern, kann eine Operation nötig sein. In dieser wird der überlange Griffelfortsatz für gewöhnlich chirurgisch verkürzt. Je nach gewählter OP-Methode erfolgt der Eingriff von außen über den Hals oder über den Mund-Rachen-Raum.
Ganz allgemein birgt eine Operation des Eagle-Syndroms Risiken und Gefahren, die mit jeder Operation einhergehen, wie etwa Wundinfektionen, Wundheilungsstörungen oder Verletzungen benachbarter Strukturen.
Welche Risiken bei der OP auftreten, entscheidet sich zudem letztlich danach,
- welche Herangehensweise für den Eingriff gewählt wird,
- wie gut der Chirurg oder die Chirurgin auf die jeweilige Technik spezialisiert ist und
- welche Wünsche der oder die Erkrankte hat.
Statistisch gesehen gelingen beim Eagle-Syndrom acht von zehn Operationen.
Eagle-Syndrom: Eingriff über den Mundraum
Erfolgt der operative Eingriff beim Eagle-Syndrom über den Mundraum, hat das gewisse Vorteile:
- Er ist technisch relativ einfach.
- Die OP-Dauer ist kurz.
- Die OP ist unter örtlicher Betäubung möglich.
- Es bleibt keine sichtbare Narbe zurück.
Es gibt bei der Herangehensweise jedoch auch Nachteile:
- Das OP-Feld ist nicht besonders zugänglich, was bei Nachblutungen oder Wundinfektionen ungünstig sein kann.
- Das OP-Feld ist schlecht einsehbar, vor allem, wenn Erkrankte nur eine eingeschränkte Kieferöffnung haben.
- Es besteht ein gewisses Risiko, umliegende Gefäße oder Nerven versehentlich zu verletzen.
- Kommt es nach der OP zu Schwellungen, kann das Probleme beim Sprechen und Schlucken bereiten.
Eagle-Syndrom: Eingriff von außen über den Hals
Ein operativer Eingriff von außen über den Hals hat bedeutsame Vorteile. Der Griffelfortsatz und die angrenzenden Strukturen lassen sich besser freilegen. Dadurch ist es leichter möglich, die überlange Struktur zu kürzen oder zu entfernen. Auch das angrenzende bindegewebige Band, das Griffelfortsatz und Zungenbein verbindet (Ligamentum stylohyoideum), lässt sich dann gut herausnehmen, falls nötig.
Aber auch diese Form des Eingriffs birgt gewissen Nachteile, die es abzuwägen gilt: Die OP-Dauer ist länger und es besteht ein gewisses Risiko, den nahe liegenden Gesichtsnerv versehentlich zu verletzen. Es bleibt eine Narbe am Hals zurück und nach dem Eingriff ist die Erholungszeit länger. Die Risiken lassen sich deutlich verringern, wenn die Operation minimalinvasiv erfolgt.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Eagle Syndrome". Online-Informationen des Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD): rarediseases.info.nih.gov (Abrufdatum: 20.3.2024)
- "Eagle syndrome". Online-Informationen des National Organization for Rare Disorders: rarediseases.org (Abrufdatum: 20.3.2024)
- Online-Informationen von Zahnärztliche Mitteilungen: www.zm-online.de (Abrufdatum: 20.3.2024)
- "Eagle Syndrome". Online-Informationen von StatPearls: www.statpearls.com (Stand: 29.7.2023)
- Bargiel, J., et al.: "Minimally Invasive Cervical Styloidectomy in Stylohyoid Syndrome (Eagle Syndrome)". Journal of Clinical Medicine, Vol. 12, Iss. 21, Art. 6763 (2023)
- Badhey, A., et al.: "Eagle syndrome: A comprehensive review". Clinical Neurology and Neurosurgery, Vol. 159, pp. 34-38 (August 2017)
- Prosiegel, M., et al.: "Dysphagie". Springer, Heidelberg 2013
- Arnold, W., et al.: "Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde". Thieme, Stuttgart 2011