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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erkrankung feststellen Eagle-Syndrom selbst ertasten – geht das?
Das Eagle-Syndrom wird durch eine anatomische Besonderheit im Kopf-Hals-Bereich hervorgerufen. Lässt sich diese auch selbst ertasten?
Beim (seltenen) Eagle-Syndrom kommt es für gewöhnlich zu (meist) einseitigen Gesichtsschmerzen oder nah am Kieferbereich auftretenden Schmerzen außen am Hals. Schmerzen können aber auch im Halsinneren im Bereich des unteren Rachens, der Zungenbasis oder der Gaumenmandeln auftreten.
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In manchen Fällen sind die Schmerzen bei Menschen mit Eagle-Syndrom ständig präsent, in anderen kommen und gehen sie. Häufig rufen bestimmte Kopfbewegungen die Schmerzen hervor oder verstärken sie, wie etwa beim Sprechen, Gähnen oder Schlucken. Welche Beschwerden außerdem möglich sind, lesen Sie in Eagle-Syndrom – diese Symptome weisen darauf hin.
Eagle-Syndrom: Anatomische Anomalie lässt sich (selbst) ertasten
Auslöser der Beschwerden beim Eagle-Syndrom ist eine anatomische Auffälligkeit: Bei den Betroffenen ist der sogenannte Griffelfortsatz (Processus styloideus) ungewöhnlich lang. Der Griffelfortsatz ist ein stäbchenförmiger, spitzer Knochenfortsatz unterhalb des Schläfenbeins (Os temporale), der sich etwa unterhalb der Ohren befindet.
Normalerweise ist der Griffelfortsatz nur ungefähr 2,5 Zentimeter lang. Bei Menschen mit Eagle-Syndrom kann er deutlich länger sein oder in einem ungünstigen Winkel liegen. Das lässt sich in Röntgenbildern oder mithilfe einer Computertomografie sichtbar machen. Ein überlanger Griffelfortsatz lässt sich jedoch auch über den Mundraum ertasten.
Aus diesem Grund ist das Abtasten der äußeren Halsregion und des Mundraums üblicherweise Teil der Diagnose und kann Hinweise auf das Vorliegen eines Eagle-Syndroms geben. Üblicherweise erfolgt es vor den bildgebenden Untersuchungen. Bei den Betroffenen ist der Griffelfortsatz meist druckempfindlich und löst beim Ertasten die gewohnten Schmerzen aus. Bei normaler Länge lässt sich der Griffelfortsatz nicht ertasten.
Theoretisch ist es möglich, den verlängerten Griffelfortsatz beim Eagle-Syndrom auch selbst über den Mundraum zu ertasten. Das kann gelingen, indem Betroffene den Zeigefinger in die Nische für die Gaumenmandeln legen (die sogenannte Fossa tonsillaris) und dort sanften Druck ausüben. Ruft der Druck an dieser Stelle die bekannten Gesichts-, Ohren- oder Kopfschmerzen hervor, ist ein überlanger Griffelfortsatz wahrscheinlich.
Bei Verdacht auf Eagle-Syndrom Arzttermin ausmachen
Wer glaubt, am Eagle-Syndrom zu leiden, und beim Versuch, den überlangen Griffelfortsatz selbst zu ertasten, die entsprechenden Symptome bemerkt, sollte mit dem Verdacht eine ärztliche Praxis aufsuchen. Nur ein Arzt oder eine Ärztin kann die nötigen bildgebenden Untersuchungen veranlassen und so herausfinden, ob der Verdacht begründet ist oder andere Auslöser für die Beschwerden infrage kommen.
Wichtig zu wissen: Ein verlängerter Griffelfortsatz ruft nicht bei jedem Menschen Symptome hervor und ist daher nicht automatisch behandlungsbedürftig. Erst wenn Schmerzen oder andere Beschwerden damit einhergehen, sprechen Fachleute von einem Eagle-Syndrom.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Eagle Syndrome". Online-Informationen des Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD): rarediseases.info.nih.gov (Abrufdatum: 19.3.2024)
- "Eagle syndrome". Online-Informationen des National Organization for Rare Disorders: rarediseases.org (Abrufdatum: 19.3.2024)
- Online-Informationen von Zahnärztliche Mitteilungen: www.zm-online.de (Abrufdatum: 19.3.2024)
- "Eagle Syndrome". Online-Informationen von StatPearls: www.statpearls.com (Stand: 29.7.2023)
- Badhey, A., et al.: "Eagle syndrome: A comprehensive review". Clinical Neurology and Neurosurgery, Vol. 159, pp. 34-38 (August 2017)
- Prosiegel, M., et al.: "Dysphagie". Springer, Heidelberg 2013
- Arnold, W., et al.: "Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde". Thieme, Stuttgart 2011