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Risiko Herzinfarkt: Unterschiede zwischen Frauen und Männern


Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Risiko Herzinfarkt: Wer erkrankt eher?

t-online, Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 25.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Mann greift sich an die Brust: Was Herzerkrankungen angeht, sind Männer durchschnittlich zehn Jahre früher betroffen.Vergrößern des Bildes
Mann greift sich an die Brust: Was Herzerkrankungen angeht, sind Männer durchschnittlich zehn Jahre früher betroffen. (Quelle: kzenon/getty-images-bilder)
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Welche Rolle spielen Geschlechterunterschiede im Hinblick auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Stimmt es, dass Männer früher Herzinfarkte erleiden und Frauen Schlaganfälle? Was an dem Geschlechter-Mythos dran ist und welche Ursachen ihm zugrunde liegen.

Die Wahrscheinlichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken, steigt mit dem Einfluss bestimmter Risikofaktoren. Neben beeinflussbaren Faktoren, darunter Rauchen, Ernährung und Bewegung, gibt es solche, die sich nicht verändern lassen. Dazu gehören neben dem Alter und genetischen Belastungen auch das Geschlecht.

Männerherzen sind schwerer – Frauenherzen schlagen schneller

Die Geschlechterunterschiede fangen beim Organ selbst an: Das männliche Herz ist um die 15 Zentimeter lang und wiegt etwa 300 Gramm. Das weibliche Herz ist etwa zwölf Zentimeter lang und wiegt um die 250 Gramm. Frauenherzen sind somit kleiner – schlagen aber schneller als das männliche Organ. Frauen kommen auf rund 70 Schläge pro Minute, Männer auf 60.

Auch die Herzkranzgefäße sind bei Frauen kleiner und enger. Das macht einen Eingriff am weiblichen Herzen für Mediziner schwieriger. Am Männerherzen sind die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel versorgen, bis zu viereinhalb Millimeter weit. Bei Frauen dreieinhalb Millimeter. Bei Männern wiederum ist der Blutfluss anders: Es gibt in den Blutgefäßen mehr Verwirbelungen, die das Risiko für Herzerkrankungen erhöhen.

Krankes Herz: Männer sind früher betroffen als Frauen

Was Herzerkrankungen angeht, sind Männer durchschnittlich zehn Jahre früher betroffen – das ist nicht nur auf einen oftmals ungesünderen Lebensstil zurückzuführen. Frauen punkten mit einem ganz besonderen Herzschutz: dem weiblichen Sexualhormon Östrogen. Bis zu den Wechseljahren sind Frauen vor Gefäßverkalkung und somit vor Herzerkrankungen weitestgehend geschützt.

Folgende Faktoren erhöhen das Risiko an einem akuten Herzinfarkt zu erkranken:

  • Rauchen
  • Einnahme der Anti-Baby-Pille
  • Hoher Alkoholkonsum
  • Stress
  • Diabetes
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Bluthochdruck
  • Übergewicht und Bewegungsmangel

Ab dem 65. Lebensjahr steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Frauen stetig an. Der akute Herzinfarkt ist ab dann auch bei Frauen die häufigste Todesursache. Herzerkrankungen sind also keineswegs ein Männerphänomen. Frauen trifft es ebenso – oft nur etwas später.

Todesfall Herz-Kreislauf-Erkrankung: mehr Frauen sterben

Unterschiede gibt es ebenfalls bei der Sterblichkeit: Laut Statistischem Bundesamt (DESTATIS) verstarben im Jahr 2017 in Deutschland insgesamt 344.530 Menschen an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, davon waren 156.180 Männer und 188.350 Frauen. Insgesamt ist die Sterblichkeit bei Frauen höher. Beim Herzinfarkt liegen allerdings die Männer vorn: Am Herzinfarkt starben 2017 rund 46.900 Menschen, davon 27.100 Männer und 19.800 Frauen.

Herzinfarkt: Frauen sind später in der Notaufnahme

Viele Herzinfarkt-Todesfälle bei Frauen ließen sich vermeiden, wenn die Herzinfarkt-Symptome richtig gedeutet würden. Wie die von der Deutschen Herzstiftung geförderte "MEDEA-Studie" des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München zeigt, vergehen bei über 65-jährigen Frauen bis zu viereinhalb Stunden, bis sie in der Notaufnahme sind. Bei jüngeren Frauen dauert es durchschnittlich zweieinhalb Stunden. Im Vergleich: Bei über 65-jährigen Männern sind es rund dreieinhalb Stunden, bei jüngeren Männern gut drei Stunden.

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen anders

Doch warum vergeht bei den Frauen mehr Zeit bis zur lebensrettenden Hilfe? Ein Grund ist, dass ältere Frauen oft alleine leben und im Notfall niemanden haben, der ihnen Hilfe holt. Zum anderen erkennen sie den Herzinfarkt oftmals nicht als solchen. Besonders bei älteren Frauen sind die Herzinfarkt-Symptome der Deutschen Herzstiftung zufolge häufig unspezifisch. Bei ihnen tritt seltener ein starker Schmerz im Brustkorb (Vernichtungsschmerz) auf.

Ältere Herzinfarkt-Patientinnen empfinden häufiger ein Druck- oder Engegefühl in der Brust, das häufig von Oberbauchbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Rückenschmerzen, Kurzatmigkeit und Müdigkeit begleitet wird. Die Symptome werden von Frauen oftmals als harmlose Magenverstimmung gedeutet.

Schlaganfall: Welches Geschlecht ist öfter betroffen?

Beim Schlaganfall sind Frauen etwas gefährdeter als Männer und zum Zeitpunkt des Schlaganfalls meist älter – im Schnitt fünf Jahre. Während die Schlaganfall-Ursache bei Frauen häufiger im Herzen zu finden ist, ausgelöst etwa durch Vorhofflimmern, ist bei Männern eher die Verkalkung der großen Gefäße für den Hirninfarkt verantwortlich. Experten zufolge liegt das mitunter daran, dass Männer häufiger rauchen und dies ein wesentlicher Risikofaktor für Arteriosklerose ist.

Frauen erholen sich tendenziell schlechter von einem Schlaganfall. Sie leben danach häufiger in Pflegeheimen und werden öfter depressiv. Experten vermuten, dass dies im Zusammenhang mit dem höheren Alter und einer erhöhten Pflegebedürftigkeit zum Zeitpunkt des Schlaganfalls steht. Zudem bringen Frauen eher eine Herzschwäche mit, die die Therapie eines Schlaganfalls verschlechtern kann. Und auch unter den Frauen gibt es Unterschiede: Schwangerschaft und bestimmte Hormontherapien gehen mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einher.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung
  • Statistisches Bundesamt
  • Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe
  • Ärzte Zeitung
  • Centrum für Schlaganfallforschung Berlin
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