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Lipoprotein (a): Risikofaktor für Herzinfarkte unter 50?


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Risikofaktor Lipoprotein (a)
Herzinfarkt unter 50 – wie kann das passieren?


Aktualisiert am 26.09.2024Lesedauer: 5 Min.
Mann greift sich an die linke Brust. Ein Herzinfarkt in jüngeren Jahren deutet meist auf eine erbliche Vorbelastung hin.Vergrößern des Bildes
Ein Mann greift sich an die Brust: Hinter einem Herzinfarkt in jüngeren Jahren kann ein erhöhter Lp(a)-Wert stecken. (Quelle: Moyo Studio / Getty Images)
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Ein Herzinfarkt in mittlerem Alter kommt meist unerwartet. Dabei zeigt sich ein erhöhtes Risiko oft im Blut – mitunter am weniger bekannten Lp(a)-Wert.

Blutwerte können viel über den Gesundheitszustand verraten. Wer etwa einschätzen möchte, ob Herz und Gefäße mittel- oder langfristig gefährdet sind, lässt üblicherweise die Blutfette Cholesterin und Triglyceride messen. Doch auch Lipoprotein (a) – Abkürzung: Lp(a) – ist ein Blutwert, der für die richtige Risikobewertung von großer Bedeutung sein kann.

Erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko durch Arteriosklerose

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Das Risiko für solche Erkrankungen steigt, wenn bestimmte Blutwerte wie Cholesterin, Triglyceride oder Lipoprotein (a) erhöht sind. Denn die Erhöhung dieser Werte führt dazu, dass sich eher Ablagerungen in den Gefäßwänden bilden: Es entsteht eine Arteriosklerose, umgangssprachlich Arterienverkalkung genannt.

Arteriosklerose wiederum begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das können etwa Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen (koronare Herzkrankheit, KHK) oder in den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK) sein, aber auch Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Dass erhöhte Blutfettwerte – besonders zu hohe Cholesterinwerte – auf Dauer schädlich für Herz und Blutgefäße sind, wissen wohl die meisten Menschen. Vor allem das LDL-Cholesterin fördert Ablagerungen in den Gefäßwänden, weshalb es auch "schlechtes Cholesterin" genannt wird.

Doch ähnlich ungesund ist ein erhöhter Lp(a)-Wert: Er lässt nachweislich das Risiko für Arteriosklerose ansteigen – und damit für Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Was ist Lipoprotein (a)?

Cholesterin, Triglyceride und andere Fette (Lipide) sind nicht wasserlöslich. Um über das Blut an ihre jeweiligen Zielorgane und -gewebe im Körper zu gelangen, müssen sie sich daher an spezielle Eiweiße (Proteine) binden. Die so gebildeten Komplexe heißen Lipoproteine. Bekannte Vertreter sind

  • LDL (High-Density-Lipoprotein, Lipoprotein hoher Dichte), welches Cholesterin von der Leber weg transportiert, und
  • HDL (Low-Density-Lipoprotein, Lipoprotein niedriger Dichte), welches Cholesterin zur Leber hin transportiert.

Das in der Leber gebildete Lipoprotein (a) ist eine Variante von LDL und gehört wie dieses zu den Transporteiweißen für Cholesterin. Bei den meisten Menschen ist Lp(a) allerdings nur in geringer Menge im Blut vorhanden: Normalerweise besteht das Gesamtcholesterin im Blut

  • zu 60 bis 70 Prozent aus LDL-Cholesterin und
  • zu 20 bis 30 Prozent aus HDL-Cholesterin.

Bei manchen Menschen ist der Lipoprotein-(a)-Wert jedoch erhöht – bei einigen sogar extrem. Entscheidend dafür ist hauptsächlich die erbliche Veranlagung. Auch eine gestörte Nierenfunktion kann eine Lp(a)-Erhöhung verursachen. Hingegen spielen das Geschlecht, das Alter und die Ernährung kaum eine Rolle.

Dass die im Blut vorhandene Menge an Lipoprotein (a) mit Vererbung zusammenhängt, zeigt sich oft, wenn Menschen mit hohem Lp(a)-Wert in jüngeren Jahren einen Herzinfarkt bekommen: Denn häufig stellt sich dann heraus, dass auch andere Familienangehörige betroffen sind und schon frühzeitig Gleiches durchgemacht haben.

Ab wann gilt der Lp(a)-Wert als erhöht?

Fachleute schätzen, dass bei rund 20 Prozent der Bevölkerung die Werte für Lipoprotein (a) zu hoch sind, also die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko ist bereits zu rechnen, wenn die Lp(a)-Konzentration im Blut bei über 30 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise über 75 Nanomol pro Liter (nmol/l) liegt.

Dabei gilt: je mehr Lipoprotein (a) im Blut, desto höher das Risiko. Die gängige Einteilung der Lp(a)-Werte umfasst aber nur drei Risikostufen:

  • Werte unter 30 mg/dl (75 nmol/l) gelten als optimal beziehungsweise nicht erhöht.
  • Werte zwischen 30 und 50 mg/dl (75 und 125 nmol/l) gelten als grenzwertig beziehungsweise gering erhöht.
  • Werte über 50 mg/dl (125 nmol/l) gelten als erhöht.

Lipoprotein (a) erhöht? Nur ein Test bringt Klarheit

Viele Betroffene wissen nicht, dass ihre Werte für Lipoprotein (a) erhöht sind, weil sie keine Symptome verspüren. Auch die Erhöhung anderer Blutfette verursacht für gewöhnlich keine akuten Beschwerden. Darum bleiben zu hohe Blutfettwerte oft jahrelang unentdeckt, bis eine Blutprobe gezielt darauf getestet wird.

Ein solcher Bluttest findet üblicherweise im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder nach dem Auftreten von Herz-Kreislauf-Komplikationen statt. Allerdings lassen Ärztinnen und Ärzte das Lipoprotein (a) bei dem Test vergleichsweise selten messen: So gehört Lp(a) – anders als etwa Cholesterin – nicht zu den Blutwerten, die beim Gesundheits-Check-up für gesetzlich krankenversicherte Erwachsene erfasst werden.

Für wen ist Lipoprotein (a) von Bedeutung?

Bereits ein gering erhöhter Lp(a)-Wert lässt das Risiko, irgendwann einen Herzinfarkt oder eine andere Herz-Kreislauf-Komplikation zu erleiden, deutlich ansteigen. Je höher der Wert ist, desto wahrscheinlicher sind solche lebensbedrohlichen Ereignisse. Somit kann zu viel Lipoprotein (a) die Lebenserwartung verringern.

Hinweise auf das Risiko durch Lipoprotein (a) sollen jedoch keine Panikmache sein, sondern helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn wer den Lp(a)-Wert nicht kennt, kann das tatsächliche Herz-Kreislauf-Risiko deutlich unterschätzen.

Wer hingegen weiß, dass der Lp(a)-Wert zu hoch ist, kann frühzeitig gezielt gegensteuern, um mögliche Folgeerkrankungen zu verhindern: also vorbeugende Maßnahmen verstärken und das erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko bei Therapien (etwa zur Senkung der Blutdruck- oder Cholesterinwerte) berücksichtigen.

Daher empfehlen Fachleute, zur Einschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos bei allen Menschen einmal im Leben – am besten vor dem 50. Lebensjahr – die Konzentration von Lipoprotein (a) zu messen. Von Bedeutung ist diese Untersuchung vor allem für diejenigen, die

  • bereits ein mäßig bis stark erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko haben (etwa weil bei ihnen schon eine Herz-Kreislauf-Erkrankung besteht oder die Cholesterinwerte erblich bedingt stark erhöht sind).
  • mindestens ein leibliches Elternteil oder Kind haben, bei dem eine Lp(a)-Erhöhung festgestellt wurde (weil die Lp(a)-Konzentration im Blut in hohem Maße erblich vorbestimmt ist).

Wichtiger Hinweis

Wenn Väter oder Mütter einen erhöhten Lp(a)-Wert haben und schon früh im Leben Folgen von Arteriosklerose wie etwa einen Herzinfarkt entwickeln, ist es sinnvoll, deren Kinder bereits im Kindesalter zu testen.

Wie lässt sich das Risiko durch Lipoprotein (a) senken?

Ein gezielt gegen Lipoprotein (a) wirksames Medikament – vergleichbar mit Statinen zur Cholesterinsenkung – ist noch nicht verfügbar. Es ist auch nicht möglich, Lipoprotein (a) natürlich zu senken – etwa durch eine bestimmte Ernährung oder körperliche Aktivität.

Wer einen erhöhten Lp(a)-Wert hat, kann dennoch einiges tun, um das Herz-Kreislauf-Risiko zu verringern. Die Therapie zielt dabei vorrangig darauf ab, die übrigen Risikofaktoren so gut es geht auszuschalten und so eine Arteriosklerose und deren Folgeerkrankungen abzuwenden. Das bedeutet konkret:

  • auf einen gesunden Lebensstil achten, also nicht rauchen, vorhandenes Übergewicht abbauen, sich regelmäßig körperlich bewegen und sich gesund ernähren (ideal ist eine ausgewogene, salzarme mediterrane Kost)
  • erhöhte Blutdruck- und Cholesterinwerte konsequent senken (wobei die Zielwerte dem individuellen Risiko anzupassen sind)
  • einen bestehenden Diabetes angemessen behandeln

Gut zu wissen

Die Maßnahmen sollen das allgemeine Herz-Kreislauf-Risiko verringern. Da sie den Wert für Lipoprotein (a) nicht senken können, ist es auch nicht notwendig, diesen zu kontrollieren.

Wenn sich das Herz-Kreislauf-Risiko trotz all dieser Maßnahmen nach ärztlicher Einschätzung nicht ausreichend senken lässt oder dazu notwendige Medikamente nicht verträglich sind, kommt unter bestimmten Voraussetzungen eine Form von Blutwäsche infrage, um hohe Konzentrationen von Lipoprotein (a) im Blut zu senken: die Lipid- oder Lipoprotein-Apherese.

Mit dem Verfahren lassen sich Lipoprotein (a) und andere Lipoproteine, die arteriosklerotische Gefäßveränderungen fördern, aus dem Blut entfernen. Innerhalb einer circa zwei- bis vierstündigen Sitzung kann der Lp(a)-Spiegel so um 60 bis 80 Prozent sinken. Nach der Sitzung steigt der Spiegel allerdings sofort wieder, sodass die Behandlung regelmäßig (meist einmal pro Woche) wiederholt werden muss.

Fazit: Das Wichtigste über Lipoprotein (a) in Kürze

Lipoprotein (a) ist ein Transporteiweiß für Cholesterin, das in seiner Struktur dem LDL ähnelt – und auch ähnlich schädlich für Herz und Gefäße sein kann: Ein erhöhter Lp(a)-Wert fördert Gefäßveränderungen und gilt somit als wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wie hoch der Lp(a)-Wert im Blut ist, ist erblich vorbestimmt und durch einen gesunden Lebensstil kaum beeinflussbar. Dennoch sollte jeder Mensch den Wert einmalig im Leben bestimmen lassen, um das eigene Herz-Kreislauf-Risiko richtig einschätzen und bei Bedarf senken zu können. Das bedeutet vor allem, die LDL-Cholesterinwerte niedrig zu halten und alle weiteren Herz-Kreislauf-Risikofaktoren so gut es geht zu verringern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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