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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Faktoren für den Verlauf Herzschwäche entwickelt sich in vier Stufen
Wenn man beim Spazierengehen schnell außer Puste ist, beim Treppensteigen Pausen einlegen muss oder die Füße anschwellen, kann das ein Hinweis auf eine Herzschwäche sein.
Allein in Deutschland sind rund drei Millionen Menschen davon betroffen, 50.000 sterben jedes Jahr.
Was die Beschwerden über den Schweregrad der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) aussagen, erklärt Professor Stefan Frantz vom Universitätsklinikum Würzburg im Gespräch mit t-online.
Wie kommt es zu einer Herzschwäche?
Bei einer Herzinsuffizienz ist der Herzmuskel so in seiner Pumpleistung beeinträchtigt, dass nicht mehr ausreichend sauerstoffreiches Blut in den Körper und die Organe gelangt. Hat der Arzt eine Diagnose gestellt, gilt es, die Ursachen der Herzschwäche zu beseitigen oder zu behandeln. Ziel ist es, die Schädigung des Herzens aufzuhalten und den Herzmuskel zu stärken, damit Sie trotz der Erkrankung ein möglichst normales Leben führen können.
Zur Person
Professor Stefan Frantz ist Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Würzburg und sitzt im wissenschaftlichen Rat der Deutschen Herzstiftung.
Herzschwäche: Atemnot ist immer ein Alarmzeichen
Je nachdem wie weit eine Herzschwäche fortgeschritten ist, kann sie unbemerkt bleiben, nur leichte Beschwerden auslösen oder die körperliche Belastbarkeit erheblich beinträchtigen. "Warnzeichen sind, wenn die Luft knapp wird, sich Wassereinlagerungen bilden und allgemeine Symptome wie Erschöpfung und verminderte Belastbarkeit auftreten", sagt Frantz.
Checkliste: Bei diesen Symptomen sollten Sie einen Arzt aufsuchen:
- Atemnot
- abnehmende Leistungsfähigkeit
- rasche Ermüdung
- Schmerzen im Brustbereich
- unregelmäßiger Herzschlag
- Wassereinlagerungen in den Beinen
- nächtlicher Husten
- Appetitverlust, plötzliche Gewichtsabnahme
- Schwindelanfälle
- vermehrtes Wasserlassen
Die vier Stadien der Herzschwäche
Eine Herzschwäche kann plötzlich auftreten, zum Beispiel in Folge eines Herzinfarkts, oder sich über einen längeren Zeitraum entwickeln – etwa durch dauerhaft erhöhten Blutdruck oder eine koronare Herzkrankheit. Man unterscheidet in Abhängigkeit von der Pumpleistung des Herzens unterschiedliche Formen. "Die Beschwerden klassifizieren wir nach dem Schema der New York Heart Association (NYHA), einer medizinischen Fachgesellschaft in den USA", sagt Frantz. Die Kategorisierung orientiere sich an der Stärke der Belastungssymptome.
Die vier NYHA-Stadien:
- NYHA-Stadium I: Herzschwäche ohne körperliche Einschränkung. Alltägliche körperliche Belastung verursacht keine Beschwerden.
- NYHA-Stadium II: Herzschwäche mit leichter Einschränkung. Keine Beschwerden bei Ruhe und geringer Anstrengung. Symptome wie Atemnot oder Herzrhythmusstörungen bei körperlicher Belastung wie Bergaufgehen oder Treppensteigen.
- NYHA-Stadium III: Herzschwäche mit höhergradiger Einschränkung: Keine Beschwerden in Ruhe. Symptome wie Atemnot oder Herzrhythmusstörungen schon bei geringer Belastung wie Spazierengehen.
- NYHA-Stadium IV: Herzschwäche mit Beschwerden bei Belastung und in Ruhe: Betroffene sind meist bettlägerig.
"Etwa 90 Prozent der Patienten sind dem zweiten und dritten Stadium zuzuordnen", sagt Frantz. Bei Patienten der vierten Stufe sei die Leistungsfähigkeit des Herzens so gering, dass Herzinsuffizienz-Symptome wie Erschöpfung und Atemnot auch in Ruhe auftreten. Das habe zur Folge, dass die meisten Patient praktisch nicht mehr mobil sind. "Dann muss man bei ausgewählten Patienten über ein Kunstherz beziehungsweise eine Transplantation nachdenken", sagt Frantz.
- Ein Betroffener berichtet: Mit dem Spenderherz begann ein neues Leben"
- Kunstherz: Wenn das Leben am Kabel hängt
Der Verlauf hängt von vielen Faktoren ab
"Wie sich eine Herzschwäche entwickelt, hängt unter anderem von ihrer Ursache und möglichen Begleiterkrankungen ab", sagt Frantz. Die einzelnen Stadien seien nicht in Stein gemeißelt, sondern stellten immer nur den aktuellen Stand der Beschwerden dar.
"Es gibt durchaus eine gewisse Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Stufen", sagt Frantz. Ob sich der Zustand wieder verbessere oder schwächer werde, hänge nicht nur von der Behandlung ab, sondern auch von der Ursache der Erkrankung. Auch äußere Umstände wie eine Virus-Infektion könne zu einer plötzlichen Verschlechterung der Beschwerden führen.
Bei manchen Menschen lassen sich die Beschwerden viele Jahre gut unter Kontrolle halten. Manchmal wird das Herz allerdings schnell schwächer. Wenn eine andere behandelbare Erkrankung wie geschädigte Herzklappen zur Herzschwäche geführt hat, lässt sie sich manchmal sogar aufhalten.
Schwaches Herz: Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie bei einer Herzschwäche zielt darauf ab, das Herz mithilfe von bestimmten Medikamenten zu entlasten. Je nach Beschwerden können Tabletten mit blutdrucksenkender und entwässernder Wirkung oder Medikamente zur Stabilisierung des Herzrhythmus vom Arzt verschrieben werden. Dadurch kann der Betroffene einerseits sein Leben wieder unbeschwerter genießen, andererseits bessern sich auch Prognose und Lebenserwartung bei Herzinsuffizienz.
Begleitend zu der medikamentösen Therapie ist eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und körperliche Aktivität grundlegend.
- Ernährung: Sieben Lebensmittel für ein gesundes Herz
- Herzerkrankungen vorbeugen: So schützen Sie Ihr Herz
- Bewegung: Bei Herzschwäche nicht auf Sport verzichten
Bei manchen Betroffenen kommen zusätzlich bestimmte Herzschrittmacher oder implantierbare Defibrilatoren zum Einsatz. Im Endstadium einer Herzschwäche ist ein Kunstherz oder Spenderherz meist die letzte Chance.
Ist chronische Herzschwäche heilbar?
"Wenn die Ursache der Herzinsuffizienz wie zum Beispiel eine Klappenerkrankung, Bluthochdruck oder eine koronare Herzerkrankung etc. beseitigt werden können, ist die Herzinsuffizienz bei erhaltenem Herzmuskelgewebe potenziell reversibel", sagt Frantz. "Aber auch, wenn es keinen behebbaren Auslöser gibt, können wir die Herzinsuffizienz gut und vor allem medikamentös behandeln".
Das Tückische an der Erkrankung sei allerdings, dass sie bei vielen Patienten zu Beginn nicht bemerkt werde und ungehindert fortschreite, sich also im Laufe der Zeit verschlechtere und lebensbedrohlich werden könne. Umso wichtiger sei es, eine Herzschwäche rechtzeitig zu erkennen, ihre Ursachen festzustellen und Gegenmaßnahmen einzuleiten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Herzstiftung e.V.
- Patienteninformation.de
- Gesundheitsinformation.de