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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fettabsaugung und andere Verfahren Lipom ohne OP entfernen – das spricht dagegen
Bereitet ein Lipom Beschwerden, lässt es sich entfernen. Dazu gibt es auch Verfahren ohne OP – die sind aber nur bedingt zu empfehlen.
Ein Lipom ist ein harmloser Tumor, der aus dem Fettgewebe hervorgeht. Er fühlt sich typischerweise weich oder gummiartig an, lässt sich leicht verschieben und erreicht meist einen Durchmesser von höchstens fünf Zentimetern. Da er gutartig ist, wuchert er nicht zerstörerisch in umliegendes Gewebe und bildet auch keine Absiedlungen (Metastasen) in anderen Organen. Auch Schmerzen verursacht der Fettknubbel meist nicht.
Darum ist es in vielen Fällen nicht nötig, ihn zu entfernen. Wenn doch, stehen dafür verschiedene Methoden zur Verfügung. Am besten bewährt hat sich eine kleine OP. Dabei schneidet die Chirurgin oder der Chirurg das Lipom (für gewöhnlich unter örtlicher Betäubung) heraus. Eine andere Möglichkeit ist eine Fettabsaugung (Liposuktion).
Lipom entfernen ohne Hautschnitt – was taugt eine Fettabsaugung?
Bei einer Fettabsaugung spritzt die Ärztin oder der Arzt üblicherweise eine Flüssigkeit mit verschiedenen Wirkstoffen ins Lipom. Diese dient zum einen zur Betäubung und zum anderen dazu, das feste Fettgewebe zu lockern, damit es sich leichter absaugen lässt.
Die eigentliche Absaugung erfolgt mit einer Hohlnadel, welche nur eine kleine Wunde an der Einstichstelle verursacht und somit im besten Fall keine oder nur sehr kleine Narben hinterlässt. Dies ist der Vorteil gegenüber der klassischen OP durch einen Hautschnitt.
Eine Fettabsaugung hat allerdings auch Nachteile:
- Das Lipom wird dadurch in der Regel nicht vollständig entfernt, weil es von einer Kapsel aus Bindegewebe umhüllt ist, die sich nicht einfach absaugen lässt. Aus dem zurückbleibenden Gewebe kann ein neues Lipom entstehen.
- Das abgesaugte Gewebe eignet sich nicht zur feingeweblichen Untersuchung. Diese ist aber notwendig, wenn der Verdacht besteht, dass es sich eventuell um einen bösartigen Tumor statt um ein Lipom handelt.
In manchen Fällen lässt sich der Behandlungserfolg durch eine Kombination aus einem kleinen chirurgischen Eingriff und einer Fettabsaugung verbessern. Ob das sinnvoll und empfehlenswert ist, ist jedoch ungewiss, weil das noch nicht in aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen getestet wurde.
Lipom entfernen ganz ohne OP – geht das?
Mitunter schlagen Ärztinnen und Ärzte als Alternative zur OP oder Fettabsaugung eine Injektionslipolyse ("Fett-weg-Spritze") vor. Dabei wird eine Substanz in das Lipom gespritzt, welche die Fettzellen zerstört, damit diese vom Körper abgebaut werden können.
Aus Erfahrungsberichten einzelner Ärztinnen und Ärzte geht hervor, dass das durchaus funktionieren kann. Bei einigen Patientinnen und Patienten waren die Knubbel anschließend deutlich kleiner oder ganz verschwunden. Allerdings haben solche Berichte kaum Aussagekraft: Anhand von wenigen Einzelfällen lässt sich nicht beurteilen, wie wirksam ein Verfahren tatsächlich ist, wie hoch das damit einhergehende Risiko für Komplikationen ist und wie lange der Behandlungserfolg anhält.
All das ließe sich nur durch methodisch bessere Studien mit vielen Teilnehmenden ermitteln – und die fehlen bislang. Darum ist derzeit noch ungewiss, ob eine Injektionslipolyse als Alternative zur OP empfehlenswert ist.
Lipom selbst entfernen ohne OP – aussichtslos und eventuell riskant
Im Netz finden sich verschiedene Tipps, um ein Lipom ohne OP zu entfernen. Darunter etwa verschiedene Hausmittel, die auf die Haut aufgetragen werden sollen, wie Honig, Vollkornmehl oder auch Apfelessig. Diese bringen allerdings nichts – jedenfalls gibt es bislang keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte für eine Wirkung gegen Lipome.
Das Lipom wie einen Pickel auszudrücken ist ebenfalls aussichtslos. Denn der Fettknubbel liegt unter der Haut und seine Hülle hat – anders als ein Pickel – keine Öffnung. Den Versuch, das Lipom mithilfe einer Nadel zu entfernen, sollten Betroffene unbedingt unterlassen: Das Fettgewebe ist zu fest, um einfach so abzufließen. Zudem kann sich die malträtierte Hautstelle entzünden.
Abgesehen davon ist es wichtig, ein Lipom ärztlich untersuchen zu lassen. Denn nur eine Ärztin oder ein Arzt kann beurteilen, ob es sich bei dem Knubbel wirklich um ein Lipom handelt oder vielmehr um eine andere Hautkrankheit. Beispielsweise könnte es eine Zyste oder eine Warze sein, oder – was selten der Fall ist – ein bösartiger Tumor. Nur eine sichere Diagnose ermöglicht eine wirksame Behandlung. Die richtige Anlaufstelle ist eine Praxis für Dermatologie.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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