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Arthrose: Was Knie-Spritzen bringen und wie schmerhaft sie sind


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Kortison, Hyaluron, Eigenblut
Kniearthrose: Was bringen Spritzen ins Knie?


Aktualisiert am 08.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Arzt injiziert einer Patientin eine Spritze ins Knie. Viele Patienten mit Kniearthrose erhoffen sich durch Hyaluron- oder Kortisonspritzen eine Linderung ihrer Beschwerden.Vergrößern des Bildes
Ein Arzt setzt einer Patientin eine Spritze ins Knie. Viele Patienten mit Kniearthrose erhoffen sich durch Hyaluron- oder Kortisoninjektionen eine Linderung ihrer Beschwerden. (Quelle: dimid_86/getty-images-bilder)

Arthrose ist die häufigste Gelenkkrankheit. Um eine Operation hinauszuzögern, setzen viele Betroffene auf Spritzen. Doch was bringen Injektionen ins Knie?

Bei Kniearthrose (Gonarthrose) baut sich der schützende Knorpel im Kniegelenk ab. Die schützende Gleitschicht des Knorpels nimmt Schaden und die Nährstoffversorgung des Gelenks ist gestört. Auch entstehen im fortgeschrittenen Verlauf Knochenschäden. Das Knie verliert an Beweglichkeit, büßt seine dämpfenden Eigenschaften ein und hat weniger Halt. Betroffene bemerken den Gelenkschaden durch Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Rückgängig lässt sich der Gelenkverschleiß leider nicht machen. Doch die Schmerzen lassen sich lindern.

Kortisonspritzen zur Schmerzlinderung bei Kniearthrose

Zur Schmerzlinderung bei einer Kniearthrose bekommen Betroffene manchmal Kortison in das Kniegelenk gespritzt. Kortison soll die Entzündungsprozesse abklingen lassen und so den Schmerz lindern. Mehrere internationale Wissenschaftlergruppen aus der Schweiz, Finnland, den USA und Kanada haben vorliegende Studien zu Kortisonspritzen bei Kniearthrose ausgewertet.

Das Ergebnis: Kortisonspritzen konnten die Beschwerden bei 10 bis 20 von 100 Personen für bis zu acht Wochen lindern. Allerdings bergen Kortisonspritzen das Risiko für Infektionen und können bei wiederholter Gabe den Gelenkknorpel schwächen.

Kortisonspritzen: wirksam, aber nicht unbedenklich

"Kortison ist ein potentes Schmerzmittel, aber mit größter Vorsicht zu verwenden", sagt Professor Philipp Lobenhoffer, Facharzt für Chirurgie, spezielle Unfallchirurgie sowie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der go:h Gelenkchirurgie Orthopädie Hannover und Mitglied der Deutschen Arthrose-Hilfe e.V.

"Das Infektionsrisiko ist bei Kortisonspritzen erhöht – nicht nur bei der Spritzeninjektion selbst, sondern auch bei anschließenden, zeitnahen operativen Eingriffen. Das liegt unter anderem daran, dass Kortison die Immunabwehr im Gelenk schwächt und den Knorpelstoffwechsel hemmt."

(Quelle: Photo Lill)


Professor Dr. med. Philipp Lobenhoffer ist Facharzt für Chirurgie, Spezielle Unfallchirurgie sowie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der go:h Gelenkchirurgie Orthopädie Hannover und Mitglied der Deutschen Arthrose-Hilfe e.V.

Regelmäßige Kortisonspritzen ins Knie können sogar die Knorpelmasse reduzieren. Der Experte rät daher, Kortisonspritzen in Einzelfällen und nicht zur Dauertherapie zu nutzen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie rät, Kortisonspritzen zur kurzzeitigen Behandlung von akuten Knieschmerzen einzusetzen – wenn andere Behandlungen nicht ausreichen. Manche Fachleute empfehlen zudem, zwischen den einzelnen Injektionen mindestens zwölf Wochen Pause einzulegen.

Wie effektiv sind Hyaluronspritzen bei Kniearthrose?

Nur für Kortisonspritzen ist nachgewiesen, dass sie Kniearthrose vorübergehend lindern können. Anders sieht das bei Hyaluron aus, das ebenfalls ins Knie injiziert werden kann. Zwar ist Hyaluronsäure der Hauptbestandteil der natürlichen Gelenkflüssigkeit, doch es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass Hyaluronsäure den Knorpel im Knie wieder aufbauen kann. Auch konnte in Studien kein klarer Nutzen gegenüber Placebo-Spritzen nachgewiesen werden.

Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (MDS) bewertet Hyaluronsäure-Injektionen bei Kniearthrose als "tendenziell negativ". Die Abwägung von Nutzen und Schaden sei komplex: Im Vergleich zu Placebo-Injektionen (Spritzen eines Scheinmedikaments) und keinen Injektionen zeige sich, dass sich Schmerzen mit Hyaluron zwar etwas reduzieren ließen und sich die Funktion des Gelenks leicht verbessere.

Gleichzeitig aber kämen nach einer Hyaluronsäure-Injektion Reaktionen an der Injektionsstelle häufiger vor. Hinzu kämen "schwerwiegende unerwünschte Ereignisse", die statistisch häufiger auftreten als in den Kontrollgruppen. So kann es vorübergehend zu Schmerzen, Rötungen und Schwellungen im Gelenk kommen.

Eigenbluttherapie und Stammzellentherapie bei Kniearthrose

Auch bei neueren Verfahren wie der Eigenblutbehandlung oder einer Einspritzung von Stammzellen in das Knie fehlen aussagekräftige Studien. Bislang konnte nicht nachgewiesen werden, dass diese Arthrose-Therapien einen Nutzen haben.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie empfiehlt Spritzen mit Eigenblut derzeit nicht. Andere Fachgesellschaften raten sogar davon ab. Auch Injektionen mit körpereigenen Stammzellen werden von den Fachgesellschaften nicht empfohlen.

Bewegungstherapie zeigt bessere Effekte

Wie die Untersuchungen der Forscher aus der Schweiz, Finnland, den USA und Kanada zeigen, stellt eine Bewegungstherapie eine mögliche Alternative zu Spritzen dar. So zeigte die Auswertung verschiedener Studienergebnisse, dass Kortisonspritzen keinen Vorteil bringen, wenn gleichzeitig eine Bewegungstherapie gemacht wird, und dass eine Physiotherapie mit angeleiteten Übungen für zu Hause langfristig besser hilft.

Damit zeigen die Wissenschaftler, was auch Ärzte immer wieder betonen: Kräftigungs- und Bewegungsübungen gehören zu den wichtigsten Maßnahmen, die Betroffene einer Kniearthrose für ihre Knie tun können.

Bewegung regt den Blutfluss und den Stoffwechsel im Gelenk an und versorgt das Gelenk dadurch mit wichtigen Nährstoffen. Welche Art der Bewegung in welcher Intensität für das jeweilige Arthrose-Stadium am besten geeignet ist, sollten Betroffene mit ihrem behandelnden Orthopäden oder ihrer Orthopädin besprechen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Leitlinie Gonarthrose der federführenden Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 033-004 (Stand: 18. Januar 2018)
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