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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Jeder zehnte Deutsche ist krank Altes Hausmittel hilft gut bei Infekten
Das RKI meldet aktuell fast neun Millionen Menschen mit Atemwegserkrankungen – mehr als jeder Zehnte. Wie Sie sich am besten schützen.
Inhaltsverzeichnis
- Corona, Grippe, RSV: Mehr als 200 Erkältungsviren im Umlauf
- 1. Wer ist besonders gefährdet?
- 2. Muss ich wirklich Bettruhe halten?
- 3. Soll ich ein Antibiotikum nehmen?
- 4. Was kann man selbst zu Hause tun?
- 5. Kann ich einer Infektion vorbeugen?
- 6. Wann sollte man zum Arzt?
- 7. Sollte ich mich gegen die Grippe impfen lassen?
- 8. Sollte ich mich erneut gegen Corona impfen?
Die Vorweihnachtszeit sollte besinnlich sein, doch für viele Deutsche ist sie gerade alles andere als das. Allerorten klagen die Menschen über Gliederschmerzen, Halsschmerzen, Husten und Fieber.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet seit Wochen steigende Zahlen bei einer Vielzahl von Atemwegserkrankungen. Aktuell seien fast neun Millionen Menschen von Corona, Grippe oder der Respiratorischen Synzytial-Virus-Infektion (RSV) betroffen. Das sind eine Million mehr, als noch in der Vorwoche. Warum das so ist und was Sie vorbeugend, aber auch im akuten Krankheitsfall dagegen tun können.
Corona, Grippe, RSV: Mehr als 200 Erkältungsviren im Umlauf
Dass momentan gefühlt jeder Zweite aus unserem Umfeld ans Bett oder die Couch gefesselt ist, hat einen Grund: In den kalten Monaten haben es die Viren und Erreger besonders leicht, unter anderem deshalb, weil unser Immunsystem momentan viel mehr zu tun als sonst. Das liegt nicht zuletzt auch an Corona: Durch das Tragen der Masken haben wir uns bestmöglich geschützt, aber gleichzeitig keine Immunität gegenüber anderen Erregern aufbauen können. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von einem Nachholeffekt.
Und von diesen Erregern gibt es viele: Experten kennen mehr als 200 Erkältungsviren aus sieben Virusfamilien. Derzeit seien vor allem weiterhin das Coronavirus, sowie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und diverse Influenzaviren für das Infektionsgeschehen in Deutschland verantwortlich. Hinzu komme, dass die klassischen Erkältungsviren wie Rhinoviren für diese Zeit noch ungewöhnlich verbreitet und aktiv sind, heißt es in dem aktuellen RKI-Bericht.
Kein Wunder, dass wir pro Jahr mehrere Erkältungen bekommen. Erwachsene im Durchschnitt zwei bis vier pro Jahr, Kinder sogar sechs bis acht.
Experten geben Anworten auf die wichtigsten Fragen
Wer jetzt besonders gefährdet ist und wann wir uns ärztliche Hilfe holen sollten, verraten die Experten Prof. Dr. Volker Limmroth, Chefarzt an der Klinik für Neurologie und neurologische Intensiv-Medizin in Köln-Merheim, und Neurophysiologe und Digital-Health-Experte Dr. Gerd Wirtz.
Zur Person
Prof. Dr. Volker Limmroth ist Chefarzt, Neurologe, Neurowissenschaftler und Longevity-Experte. Seit 2006 ist er Chefarzt der Klinik für Neurologie und Palliativmedizin Köln-Merheim. Spezialist für Multiple Sklerose, chronische Schmerzen und Parkinson. Er war mehr als zehn Jahre Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Kliniken der Stadt Köln.
Zur Person
Dr. Gerd Wirtz ist Neurophysiologe, Medizin-Moderator und Digital-Health-Experte. Sein Spezialgebiet ist die Zukunftsmedizin.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Kurscheid und Prof. Dr. Volker Limmroth beantwortet er Ihre Fragen rund um ein besseres und längeres Leben im Podcast "Gesund & Gesund".
1. Wer ist besonders gefährdet?
Wie stark uns eine Erkältung oder ein grippaler Infekt umwirft, liegt daran, wie gut unser Immunsystem ist. So hat eine Kinderkrankenschwester mit vielen kleinen Patienten mehr Infektionen in ihrem Berufsleben durchgemacht und dadurch stärkere Abwehrkräfte entwickelt als ein Sachbearbeiter, der den ganzen Tag ohne Kontakte in seinem Büro oder im Homeoffice am PC sitzt. Auch ältere Menschen, die eher isoliert leben, sollten achtsam sein. Für sie kommt auch eine Impfung gegen die Grippe oder Corona infrage (siehe Fragen 7 und 8).
2. Muss ich wirklich Bettruhe halten?
Sie müssen nicht im Bett liegen, aber das Wort Ruhe hat seine Berechtigung. Vermeiden Sie große Anstrengungen. Auch auf sportliche Aktivitäten – die ansonsten ja sehr gut für die Gesundheit sind – sollten Sie mit einer Erkältung verzichten.
3. Soll ich ein Antibiotikum nehmen?
Selbst unter Medizinern ist es überraschenderweise immer noch verbreitet, bei Virusinfektionen Antibiotika zu verschreiben. Dabei weiß man eigentlich schon sehr lange, dass diese nur bei bakteriellen Infektionen helfen. Um herauszufinden, ob es sich um eine solche handelt, müsste genau genommen Blut abgenommen werden. Hinweise darauf geben aber auch Symptome wie hohes Fieber über 38 Grad und geschwollene Lymphknoten. Mit einer unnötigen Einnahme von Antibiotika tun Sie sich nichts Gutes – im Gegenteil. Sie züchten Resistenzen gegen das Mittel, sodass es im schlimmsten Fall nicht mehr wirkt, wenn wir es wirklich brauchen. Und wir verändern die Zusammensetzung unserer Darmbakterien und können unter Umständen chronischen Durchfall bekommen.
4. Was kann man selbst zu Hause tun?
So banal es klingt: Die einfachsten Dinge sind oft die besten – solange es sich nur um eine Erkältung und nicht um eine Grippe handelt: Besorgen Sie sich einen Vorrat an Hustenbonbons, denn diese legen einen Flüssigkeitsfilm über den Bereich des Rachens, der trocken oder entzündet ist.
Auch Hausmittel wie eine Hühnerbrühe können helfen, denn sie führen Flüssigkeit zu. Außerdem sind in der Brühe Immunglobuline enthalten, Eiweiße, die im Blut zirkulieren und die ein wichtiger Bestandteil unseres Immunsystems sind und entzündungsreduzierend wirken können.
Verzichten Sie auf Alkohol, denn dieser entzieht dem Körper Flüssigkeit, die er jetzt gerade besonders dringend braucht.
5. Kann ich einer Infektion vorbeugen?
Generell gilt: Essen Sie viel Obst und frisches Gemüse, um ausreichend mit Vitamin C und Vitamin B12 versorgt zu sein. Verzichten Sie dagegen auf eine fettreiche Ernährung. Viel Bewegung an der frischen Luft und häufiges Händewaschen während der Virensaison sind außerdem sinnvoll.
Mehr Informationen dazu finden Sie hier: So haben die Viren keine Chance
6. Wann sollte man zum Arzt?
Wenn das Fieber auf Temperaturen jenseits von 38,5 Grad steigt, man angeschwollene Lymphknoten spürt oder sich andere Organe schmerzhaft melden, sollte man sich ärztlichen Rat einholen. Im besten Fall nutzen Sie die Videosprechstunde, denn so sparen Sie sich nicht nur den anstrengenden Gang zum Arzt, sondern schützen auch andere Patienten.
7. Sollte ich mich gegen die Grippe impfen lassen?
Obwohl die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz bietet, weil sich die Viren mit einer relativ hohen Geschwindigkeit entwickeln und sich permanent ändern, ist eine Impfung sinnvoll. Sie sorgt für eine gewisse Immunität und schützt darüber hinaus auch vor kommenden Varianten. Hinzu kommt, dass wir über sehr lange Zeit Masken getragen haben und dadurch weniger immun gegen viele Viren sind als früher, was dazu führt, dass wir leichter an einer Grippe erkranken können.
8. Sollte ich mich erneut gegen Corona impfen?
Da steckt der Teufel im Detail. Hatte man gerade eine Corona-Infektion, hat man einen neuen immunologischen Schutz und eine Impfung ist nicht notwendig. Ist man gesund und hat ein starkes Immunsystem, ist eine Impfung ebenfalls nicht notwendig. Wer allerdings ältere Verwandte und Bekannte im Umfeld hat, die wenig Außenkontakt haben, sollte eine Impfung zu deren Schutz in Erwägung ziehen. Für den Großteil der Deutschen ist eine Auffrischungsimpfung nur nötig, wenn die Impfung sehr lange zurückliegt und/oder sie immunologisch nicht auf der Höhe sind, weil sie beispielsweise an chronischen oder akuten Krankheiten leiden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Podcast Gesund & Gesund
- Eigene Recherche