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Schwangerschaftsdiabetes kann schwere Folgen haben


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Tückischer Verlauf
Schwangerschaftsdiabetes: Spätfolgen oft unterschätzt


Aktualisiert am 03.08.2024Lesedauer: 4 Min.
Regelmäßige Blutzuckermessungen helfen Frauen mit Gestationsdiabetes, ihre Zuckerwerte zu kontrollieren.Vergrößern des Bildes
Frauen, die unter einem Gestationsdiabetes leiden, sollten regelmäßig ihre Blutzuckerwerte kontrollieren. (Quelle: yacobchuk / Getty Images)
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Hohe Blutzuckerwerte, die plötzlich bei werdenden Müttern auftreten, deuten auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin. Die Langzeitfolgen werden oft unterschätzt.

Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes mellitus (GDM) genannt, ist die häufigste Stoffwechselerkrankung während der Schwangerschaft. Am Anfang treten keine ersichtlichen Beschwerden auf.

Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um Spätschäden bei Mutter und Kind zu vermeiden. Auch die Nachsorge spielt eine wichtige Rolle. Denn nach der Entbindung vervielfacht sich das Risiko, dass die Mutter einen dauerhaften Diabetes Typ-2 entwickelt. Ebenso steigt die Gefahr eines Herzinfarktes oder Schlagfanfalls deutlich an, warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG).

Etwa jede zehnte Schwangere ist betroffen

"Wir verzeichnen leider eine steigende Tendenz bei den Zahlen", sagt Privatdozentin Dr. Katharina Laubner von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. Laut dem Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTiG) lag im Jahr 2020 ein Gestationsdiabetes bei 9,5 Prozent der werdenden Mütter vor. Im Jahr zuvor waren es noch 7,3, Prozent gewesen.

"Schwangerschaft ist eine Art Stresstest für den Organismus", sagt Laubner. Der Stoffwechsel sei in dieser Zeit einer überdurchschnittlichen Belastung ausgesetzt. Da die plötzlich freigesetzten Hormone den Insulinbedarf hochschraubten, benötige eine Schwangere mehr Insulin als sonst. Im Falle eines Schwangerschaftsdiabetes ist dieser Mechanismus gestört. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt – sowohl beim Kind als auch bei der Mutter. Am Anfang merken die Betroffenen jedoch nichts davon.

Wie wird ein Gestationsdiabetes festgestellt?

Ein Schwangerschaftsdiabetes kann mithilfe eines sogenannten Zuckerbelastungstests festgestellt werden. Er gehört zu den Vorsorgeuntersuchungen, die während der Schwangerschaft empfohlen werden. In der Regel wird der Test zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt.

Zunächst wird der Blutzuckerwert in nüchternem Zustand bestimmt. Er sollte unter 92 mg/dl liegen. Anschließend trinkt die werdende Mutter ein Glas Wasser, in dem 75 Gramm Zucker (Glukose) aufgelöst sind. Nach einer Stunde wird erneut Blut abgenommen und der Blutzuckerwert bestimmt. Jetzt sollte der Wert unter 180 mg/dl liegen und bei einer erneuten Abnahme zwei Stunden nach dem Trinken unter 153 mg/dl. Sind alle drei Messungen unauffällig, kann ein Gestationsdiabetes ausgeschlossen werden.

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Die wichtigsten Maßnahmen zur Behandlung eines Schwangerschaftsdiabetes sind eine Umstellung der Ernährungs- und der Bewegungsgewohnheiten. In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen schon aus, um den Blutzuckerspiegel zu normalisieren. Auch das Risiko, später Typ-2-Diabetes zu entwickeln, wird dadurch reduziert. Durch regelmäßige Blutzuckermessungen können betroffene Frauen kontrollieren, ob sich ihre Blutzuckerwerte normalisiert haben.

Wenn der Blutzucker durch Lebensstilmaßnahmen nicht ausreichend gesenkt werden kann oder wenn er bestimmte Grenzwerte übersteigt, ist eine medikamentöse Behandlung nötig. Sie erfolgt in der Regel durch eine Insulinbehandlung. In speziellen Schulungen erhalten die Betroffenen die notwendigen Kenntnisse rund um Insulin und dessen Verabreichung per Insulin-Pen.

Wer ist besonders gefährdet?

Frauen mit höherem Lebensalter und Körpergewicht haben ein hohes Risiko für die Entwicklung eines GDM, sagt Lauber. Doch auch normalgewichtige Frauen können von der Stoffwechselstörung betroffen sein. Wenn bereits Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes bestanden oder Frauen schon einmal ein überdurchschnittlich großes Kind (über 4.000 Gramm bei Mädchen und über 4.170 Gramm bei Jungen) zur Welt brachten, haben sie ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Schwangerschaftsdiabetes.

Risikopatientinnen sind auch Schwangere, in deren Familien Fälle von Diabetes vorkommen. Ebenso können die Einnahme bestimmter Medikamente, Hormonstörungen wie ein polyzystisches Ovarial-Syndrom oder Rauchen einen Gestationsdiabetes begünstigen.

Hoher Zuckerspiegel schadet dem Kind

Obwohl bei einem Gestationsdiabetes der Blutzuckerspiegel nur Tage bis Wochen erhöht sein kann, ist die Störung alles andere als harmlos. "Da der Blutzuckerspiegel von Mutter und Kind über die Plazenta verbunden ist, wirkt sich zu viel Zucker im Blut der Mutter auch auf das Ungeborene aus", erklärt Lauber.

Die Folgen seien gravierend: Das Kind könne zu groß und zu schwer für eine normale Entbindung werden, so dass ein Kaiserschnitt nötig sei. Auch drohten schwerwiegende Entwicklungsstörungen und Stoffwechselkomplikationen wie Unterzuckerung des Neugeborenen nach Geburt. Später habe das Kind ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen wie Adipositas, so die Expertin.

Spätfolgen bei den Müttern: Schlaganfall und Herzinfarkt

Bei der Mutter gilt der GDM wegen des hohen Risikos für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes nach der Geburt als Prädiabetes. Doch nicht nur das: Frauen mit GDM wiesen in einer Studie mit einer Beobachtungsdauer von durchschnittlich 7,7 Jahren ein fast zehnfach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes auf.

Darüber hinaus treten Herz-Kreislauf-Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall innerhalb von 10 bis 22 Jahren nach der Entbindung doppelt so häufig auf im Vergleich zu Frauen mit normalem Blutzuckerspiegel in der Schwangerschaft. Das ist unabhängig davon, ob sie in der Zwischenzeit an Typ-2-Diabetes erkrankt sind.

Therapie endet nicht mit der Entbindung

Frauen mit GDM benötigen deshalb eine strukturierte Nachsorge mit regelmäßigen Screeningterminen hinsichtlich Typ-2-Diabetes, aber auch auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren. Egal, ob zwischenzeitlich ein Typ-2-Diabetes vorliege oder nicht, sagt Laubner.

Es gehe dabei auch darum, frühzeitig Diabetes-Vorstufen zu finden, Patientinnen vorbeugende Maßnahmen anzubieten und einen bereits ausgebrochenen Typ-2-Diabetes schnell zu behandeln. Zahlen aus Deutschland aus dem GestDiab-Register zeigen jedoch, dass nur 38,2 Prozent der Frauen mit GDM ein postpartales Screening nach der Entbindung wahrnehmen.

Bewusstsein schärfen für Prävention

"Hier müsste die Awareness dringend verbessert werden", bestätigt Professor Baptist Gallwitz, Pressesprecher der DDG aus Tübingen. Präventive Maßnahmen wie eine Gewichtsreduktion sollten daher bei der langfristigen Betreuung der Patientinnen immer wieder angesprochen werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • www.ddg.de: "Schwangerschaftsdiabetes. Langzeitrisiko für Diabetes mellitus erhöht – 60 Prozent nehmen Nachsorge nicht wahr". Online-Informationen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Stand: 11.7.2023
  • www.gesundheitsinformation.de: "Schwangerschaftsdiabetes". Online-Informationen des IQWiG, Stand: 7.10.2020
  • Täufer Cederlöf, E, Lundgren M, Lindahl B et al.: "Pregnancy Complications and Risk of Cardiovascular Disease Later", in: Journal of the American Heart Association, 11.1.2022
  • Vounzoulaki E, Khunti K, Abner S et al. Progression to type 2 diabetes in women with a known history of gestational diabetes: systematic review and meta-analysis. In: BMJ, 13.5.202
  • Xie W, et al: "Association of gestational diabetes mellitus with overall and type specific cardiovascular and cerebrovascular diseases: systematic review and meta-analysis". In: BMJ, 2.8.2022
  • www.diabetesde.org: "Gestationsdiabetes - wenn der Diabetes erst während der Schwangerschaft auftritt". Online-Informationen der Deutschen Diabetes Hilfe, abgerufen am 17.7.2023
  • www.gesundheit.gv.at: "Schwangerschaftsdiabetes". Online-Informationen des Österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, abgerufen am 17.7.2023
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