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Hormonabhängiger Brustkrebs: Warum er sich bildet, welche Therapien es gibt


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Gefährliche Östrogene
Hormonell bedingter Brustkrebs: Was steckt dahinter?


Aktualisiert am 22.10.2024Lesedauer: 5 Min.
Östrogene spielen bei der Entstehung von Brustkrebs eine wichtige Rolle.Vergrößern des Bildes
Östrogene spielen bei der Entstehung von Brustkrebs eine wichtige Rolle. (Quelle: SciePro/getty-images-bilder)
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Zwei Drittel aller bösartigen Brusttumoren wachsen abhängig von weiblichen Geschlechtshormonen. Besonders Östrogen spielt hierbei eine wichtige Rolle.

Antihormontherapien, die zu den zielgerichteten Krebstherapien zählen, können das Krebswachstum stoppen oder verlangsamen.

Doch trotz der gut wirksamen Erstbehandlung kann der Krebs wiederkommen, wenn keine langfristige Rückfallprophylaxe durchgeführt wird. Die medikamentöse Behandlung mit Antihormonen wird daher über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren fortgeführt.

Brustkrebs: häufigste Krebsart bei Frauen

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich über 70.500 Frauen neu an einem Mammakarzinom.

Bei etwa einer von acht Frauen wird im Laufe ihres Lebens Brustkrebs diagnostiziert. Eine von sechs Frauen ist bei der Diagnose jünger als 50 Jahre. Durch neuere Krebstherapien haben sich die Überlebenschancen der Betroffenen deutlich verbessert. Die Sterberaten sind zurückgegangen. Dennoch sterben jedes Jahr über 18.000 Frauen an dem Krebs in der Brust.

Hormoneller Einfluss: Östrogene begünstigen Brustkrebs

Ein bedeutender Risikofaktor für die Entstehung von Brustkrebs bei Frauen sind hormonelle Einflüsse: Etwa zwei Drittel der bösartigen Brusttumoren wachsen abhängig von weiblichen Geschlechtshormonen. So erhöhen eine frühe erste und eine späte letzte Regelblutung, Kinderlosigkeit, wenn eine Frau nur kurz oder gar nicht stillt sowie ein höheres Alter bei der ersten Geburt das Risiko für die Bildung eines hormonabhängigen Brusttumors, auch hormonrezeptorpositiver Brustkrebs genannt.

Auch eine Hormonersatztherapie in den Wechseljahren kann das Brustkrebsrisiko erhöhen, vor allem bei einer längeren Einnahme kombinierter Östrogen-Gestagen-Präparate. Hormonhaltige Verhütungsmittel, umgangssprachlich als "Pille" bezeichnet, erhöhen das Risiko nach derzeitigem Kenntnisstand nur geringfügig. "Bedeutende Hormone bei der Brustkrebsentstehung sind die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron", sagt Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg.

Was weibliche Sexualhormone bewirken

Östrogen und Progesteron werden in größeren Mengen in den Eierstöcken und in geringeren Mengen im Fettgewebe sowie in den Nebennieren gebildet und sind unter anderem für die Entwicklung und Funktion der Brust wichtig. So regen die Sexualhormone die Zellen der Brustdrüse unter anderem dazu an, sich für Wachstums- und Umbauprozesse zu teilen.

"Die Sexualhormone sorgen in der Pubertät dafür, dass die Brust beginnt zu wachsen. Während der Schwangerschaft sind sie dafür zuständig, dass sich die Brust verändert und auf die Milchbildung vorbereitet", erklärt Weg-Remers. "Diese hormonellen Faktoren sind es, die das Wachstum von bösartigen Krebszellen in der Brust erhöhen. Je häufiger sich die Zellen teilen, desto höher ist das Risiko, dass es dabei zu Genveränderungen kommt und Mutationen entstehen."

Wechseljahre senken Risiko für hormonbedingten Brustkrebs nicht

Jede Frau bildet Östrogen und Progesteron. Erhöhte oder stark schwankende Hormonspiegel können sich über viele Jahre hinweg auf die Brustdrüsenzellen auswirken und das Risiko für hormonabhängigen Brustkrebs steigern. Und auch nach den Wechseljahren, wenn die Eierstöcke nur noch geringste Mengen an Sexualhormonen bilden, bleibt das Brustgewebe empfindlich gegenüber den hormonellen Einflüssen aus dem Fettgewebe und der Nebenniere. Auch kann das Brustgewebe auf Hormone ansprechen, die im Rahmen einer Hormonersatztherapie in den Körper gelangen.

Wie die normalen Brustzellen besitzen auch viele Brustkrebszellen hormonempfindliche Rezeptoren. Über eine feingewebliche Untersuchung einer Tumorprobe lassen sich nicht nur Anzeichen für eine starke Zellteilung sowie unkontrolliertes Wachstum finden. Auch wird im Rahmen der feingeweblichen Untersuchung nach Hormonrezeptoren gesucht, um die Hormonempfindlichkeit der Krebszellen zu prüfen.

Sind bei mindestens einer von 100 Tumorzellen Bindungsstellen für Östrogen oder Progesteron nachweisbar, spricht man von einem hormonrezeptorpositiven oder hormonempfindlichen Tumor. "Hormonabhängiger Brustkrebs kann in allen Altersgruppen auftreten. Selten sind betroffene Frauen erst Anfang 20. Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen 60 und 70 Jahren", sagt Weg-Remers.

Wie hormonabhängiger Brustkrebs behandelt wird

Hormonabhängiger Brustkrebs wird mit der Antihormontherapie, auch Hormonentzugstherapie genannt, behandelt. Die Antihormontherapie setzt in der Regel an der Bildung oder der Wirkung des Sexualhormons Östrogen an. Die Wirkstoffe werden in Tablettenform oder als Spritze verabreicht.

"Der Einfluss von Hormonen lässt sich auf unterschiedliche Weise hemmen. Das Antiöstrogen Tamoxifen ist der am häufigsten vor den Wechseljahren eingesetzte Wirkstoff. Er bindet an die gleichen Rezeptoren wie das körpereigene Östrogen. Dieses kann in Folge nicht mehr andocken und seinen Wachstumsreiz nicht mehr ausüben", erklärt Weg-Remers. "Aromatasehemmer kommen vor allem für Frauen nach den Wechseljahren in Betracht. Sie senken den Östrogenspiegel im Körper, indem sie das Enzym Aromatase hemmen, welches für die Östrogenproduktion notwendig ist."

Hormonabhängiger Brustkrebs: Heilungschancen und Rückfallquote

Das Ausmaß der Hormonempfindlichkeit gilt heute als wichtiges Kriterium für die Planung einer Behandlung. Bei betroffenen Frauen kann ein Hormonentzug nach einer Operation das Rückfallrisiko senken. Und auch bei einer fortschreitenden Erkrankung lässt sich so noch häufig die Ausdehnung des Tumors eindämmen. Um die Rückfallquote zu senken, ist eine Einnahme der Medikamente von fünf bis zehn Jahren vorgesehen.

"Die Dauer der Antihormon-Therapie hängt unter anderem davon ab, ob man die Wechseljahre schon hinter sich hat, wie gut man das Mittel verträgt und wie hoch das individuelle Rückfallrisiko ist", erklärt Weg-Remers. "Um die Rückfallquote bei hormonell bedingtem Brustkrebs zu senken, sollte die gesamte antihormonelle Therapie nicht weniger als fünf Jahre dauern. Handelt es sich um metastasierten Brustkrebs, wird das Medikament so lange verabreicht, bis sich das Fortschreiten der Erkrankung damit nicht mehr aufhalten lässt. Dann wird der Wirkstoff gewechselt."

(Quelle: Carina Kircher, Wiesloch)

Zur Person

Frau Dr. Susanne Weg-Remers ist Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Nach ihrem Abschluss hat sie in der Inneren Medizin sowie in der klinischen und Grundlagenforschung für Krebs gearbeitet.

Wie hoch ist die Rückfallquote bei hormonabhängigem Brustkrebs?

Laut der Krebsexpertin ist es eine Besonderheit bei Brustkrebs, dass Spätrezidive nach mehr als fünf bis zehn Jahren vorkommen können. Dies ist anders als bei anderen Krebsarten, bei denen die Erkrankung nach fünf Jahren ohne erneute Krebsbildung meist als geheilt gilt. Studien zu hormonabhängigem Brustkrebs hätten zeigen können, dass Betroffene von einer langfristigen Einnahme profitieren und sich die Rückfallquote damit senken lässt.

"Wie hoch das Rückfallrisiko ist, ist unter anderem abhängig vom Tumorstadium, dem Tumorsubtyp und davon, wie gut eine Frau auf die Therapie anspricht", sagt Weg-Remers. "Einige pauschale Zahlen können genannt werden: Ist der Tumor auf die Brust begrenzt und nicht groß – Stadium 1 – liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 100 Prozent; in Stadium 2 der Krebsentwicklung bei 95 Prozent; im Stadium 3 bei 75 Prozent und im 4. Stadium, wenn Metastasen vorliegen, bei 30 Prozent."

Mammographie-Screening ab 50 Jahren

Nicht nur hormonelle Einflussfaktoren begünstigen die Entstehung von Brustkrebs. Auch ein sehr dichtes Brustdrüsengewebe sowie bestimmte gutartige Brustveränderungen gehören zu den Risikofaktoren. Ein Teil der Brustkrebserkrankungen ist auf genetische Einflüsse zurückzuführen. Haben nahe Verwandte die Diagnose Brustkrebs oder Eierstockkrebs erhalten, ist auch das eigene Risiko erhöht. Übergewicht, Bewegungsmangel sowie Alkohol sind ebenfalls Risikofaktoren.

Frauen werden Früherkennungsuntersuchungen angeboten, um bösartige Tumoren in der Brust in einem frühen Stadium zu erkennen und behandeln zu können. So übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten einer jährlichen Tastuntersuchung bei Frauen ab 30 Jahren. Vom 50. bis zum 69. Lebensjahr (ab dem 1. Juli 2024 bis einschließlich 75 Jahre) haben Frauen alle zwei Jahre Anspruch auf ein Mammografie-Screening, eine Röntgenuntersuchung der Brust.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ): www.krebsinformationsdienst.de (Abrufdatum: 3.6.2024)
  • "Brustkrebs". Online-Information der Stiftung Deutsche Krebshilfe: www.krebshilfe.de (Stand: Januar 2024)
  • "Brustkrebs (Mammakarzinom)". Online-Information des Zentrums für Krebsregisterdaten des Robert Koch-Instituts (RKI): krebsdaten.de (Stand: 7.12.2023)
  • Robert Koch-Institut: "Krebs in Deutschland für 2019/2020" (PDF). Online-Publikation, Berlin 2023
  • "Brustkrebs". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Stand: 9. März 2022)
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