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Akne und Rosazea: Diese Folgen hat Milch für die Haut


Akne und Rosazea
Die verborgene Gefahr im Latte macchiato

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

28.09.2024 - 10:42 UhrLesedauer: 5 Min.
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Eine Rosazea an der Nase: Sie äußert sich oft durch erweiterte Blutgefäße, in schwereren Fällen führt sie zu einer Knollnase. (Quelle: Lipowski/getty-images-bilder)

Nicht nur die Jugend kämpft mit Hautproblemen wie Akne – auch viele Erwachsene sind betroffen. Aktuelle Forschungen haben verschiedene Ursachen im Verdacht. Und dazu gehört auch ein beliebtes Getränk.

Es konnte schon mal existenziell werden und den Lebensmut augenblicklich gegen null fahren: In einer bestimmten Phase unserer Jugend war der Blick in den Spiegel für manche die tägliche Mutprobe. Niemand auf dem Titel der "Bravo" oder auf den Postern im Kinderzimmer hatte Pickel, Mitesser oder andere quälende Hautunreinheiten. Und auch heute werden Pickel eher wegretuschiert. Die Statistik spendet ebenfalls wenig Trost: In westlichen Zivilisationen neigen etwa 80 Prozent der Teenager zu Akne, jener fiesen hormonell-umstellungsbedingten oder durch falsche Ernährung angefeuerten Hyperaktivität der Talgdrüsen, der starken Verhornung unserer Poren und der zügellosen Vermehrung von Aknebakterien.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Die Alten lachen: Hatten wir alle, geht vorbei! Das war die gute Nachricht. Die schlechte: Was viele früher als klares Pubertätsphänomen streifte, sucht heute zahlreiche Erwachsene immer noch oder schon wieder heim. Das liegt jetzt nicht mehr nur an den Talgdrüsen, sondern auch an der zu fetten Hautcreme, dem Haarwachs, dem falschen Hormon-Verhütungsmittel (z. B. mit dem Gelbkörperhormon Levonorgesterel), der zu großen Zufuhr von Vitamin B12 als Supplement, Stress, Hormonstörungen, Mangel an Eisen, Omega-3, Zink, Vitamin D, Selen …

Ganz wesentlich liegt das Problem aber auch in unserer westlichen Zivilisationskost, reich an Zucker, Weißmehl, Fast Food mit Transfetten und ganz stark auch an der Milch: Akne grüßt in der Milch-in-Massen- und Latte-macchiato-Generation als Dauergast. Wie jüngst festgestellt, vergrößert tägliches Milchdoping unsere Talgdrüsen, hätschelt Entzündungen im Körper und erhöht das Risiko für Diabetes, Demenz und vermutlich sogar für Krebs, zumindest Prostatakrebs.

Jede Menge Rinderbotenstoffe

Milch ist nun mal kein gewöhnliches Nahrungsmittel, sie hat einen biologischen Auftrag. Sie enthält Signalsysteme, die nach der Geburt von Mensch und Tier Wachstum erzeugen. Im Erwachsenenalter ist das aber abgeschlossen, sodass Forscher große Milchmengen hier zunehmend als schädlich bewerten, obwohl Milch ja ein Lieferant essenzieller Aminosäuren ist. Nur stimulieren diese ein Hormon, das Zellwachstum bis zu tumorösen Wucherungen fördert, den Insulin-like growth factor 1 (IGF-1), im Blut neben den männlichen Hormonen ein maßgeblicher Akneauslöser. Nach der Pubertät fällt der normalerweise ab, was erklären könnte, warum dann auch die Akne abklingt, obwohl ja die Mengen männlicher Hormone im Erwachsenenalter gleich hoch bleiben. Wer als Erwachsener seine Akne behält oder erst entwickelt, hat nachweislich oftmals einen erhöhten Spiegel von IGF-1 im Blut.

Damit nicht genug, ausgerechnet in der Frischmilch hält sich ein Genbote bereit, eigentlich dazu da, Wachstumsinformationen aus der Kuh an das Kalb weiterzugeben, was ja der eigentliche Sinn der Kuhmilch ist: Mikro-RNA, winzige Regulatoren, die Gene steuern und verändern können. Genauer betrachtet ist Kuhmilch von Natur aus eigentlich nicht für den Menschen vorgesehen, schon gar nicht in rauen Mengen. Neuere Erkenntnisse belegen, dass wir über Frischmilch rund 245 Rinderbotenstoffe für den Cappuccino aufschäumen, die auf mehr als 11.000 menschliche Gene wirken können – mit dem Ergebnis von Übergewicht, überschießendem Gewebewachstum, erhöhtem Krebs- und Diabetesrisiko, oder der Beschleunigung des Alterungsprozesses. Selbst pasteurisierte Milch enthält immer noch nennenswerte Mengen bioaktiver Mikro-RNA.

Lieber fermentiert

Andere Untersuchungen wiederum bescheinigen der Milch auch gesunde Effekte – als Calcium- und Eiweißquelle und möglichen Schutz vor Darmkrebs. Dennoch sind neuere Erkenntnisse nicht zu vernachlässigen: Derzeit erscheinen Milchmengen von unter 200 ml pro Tag für Erwachsene und bis zu 500 ml am Tag für Kinder in der Wachstumsphase gerade so akzeptabel. Bei Akne sollte man sie noch weiter reduzieren. Einig ist sich die Fachwelt, dass man als Erwachsener ab einem Liter Milch pro Tag eine Überdosis zu sich nimmt und mit Langzeitschäden rechnen muss. Milch vom glücklichen Weiderind unterscheidet sich immerhin vom "Industrie"-Rind im Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, die bei Akne antientzündlich wirken.

Milchzucker kann von manchen Menschen nicht in Einzelzucker verdaut werden, wenn sie unter einem Mangel oder dem natürlichen Rückgang des Verdauungsenzyms Lactase leiden: Sie reagieren schnell mit Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall, wenn der unverdaute Milchzucker im Darm fröhlich zu gären beginnt, und kaufen sich laktosefreie Milch, ein Trend nicht nur bei Laktose-Intoleranten. Gute Alternativen zur Kuhmilch wären so auch mal Hafer-, Mandel-, Reis-, Kokos- oder Sojadrink in ihren Varianten ohne Zucker.

Fermentierte Milchprodukte sind deutlich weniger problematisch; zumindest enthalten original griechischer oder bulgarischer Joghurt (nicht nach griechischer Art), Kefir und Buttermilch viele gute lebende Organismen, die unserem Darm guttun und damit auch der Haut.

Auswirkungen des Nervensystems

Der Akne ähnlich wird oft das Hautleiden Rosazea beschrieben, was eigentlich "kleine Rosenblüten" bedeutet. Danke für die Blumen: Die Erkrankung, auch bekannt als "Kupferfinne" oder "Couperose" befällt bei eher hellen Hauttypen die Rundungen der Gesichtshaut. Vor allem auf den Wangen und am Kinn leuchten rote Äderchen, die Haut brennt und ist mal zu fettig, mal zu trocken, aber stets überempfindlich. Auch Pickel stellen sich ein. Der Hauptunterschied zur Akne ist, dass bei der Rosazea die Pickel auch neben den Poren entstehen und niemals Mitesser vorhanden sind. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine Knollnase wachsen oder ein Knollkinn, Knollwangen oder ein Knollareal zwischen den Augenbrauen. Auch Knollohrläppchen kommen vor. Lidrand- und Augenprobleme sind manchmal schon Jahre zuvor Vorboten.

Zur Rosazea gehört eine gestörte Gefäßmotorik in der Haut, also plötzliches Erröten beim Übergang von warm zu kalt oder umgekehrt, ein labiles vegetatives Nervensystem, Wucherung von Talgdrüsen, Überempfindlichkeit gegen Hautmilben, Unverträglichkeit von starker Sonne, Stress und zahlreichen Kosmetika. Die Hautverschlechterung kann durch Nahrungs- und Genussmittel auftreten, die die Gefäße reizen: Kaffee, Alkohol, scharfe Gewürze und Zigaretten. Weil die Gesichtshaut, genau wie der Magen-Darm-Trakt, über das vegetative Nervensystem versorgt wird, führen Reizungen in diesem Bereich zu Reizungen im Gesicht.

Nicht selten haben Rosazea-Patienten eine Magenschleimhautentzündung, manchmal eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori, Parasiten, einen Reizdarm oder eine Dysbiose, eine schwere Balancestörung bei der Zusammensetzung der Bakterienstämme im Darm, die man mit einer molekulargenetischen Stuhlanalyse heute sehr gut nachweisen kann.

Ballaststoffe sanieren Darm und Haut

Rosazeahaut und ihr Besitzer profitieren daher von einer Darmsanierung und der Ansiedelung von gesunden Bakterienstämmen. Das gelingt über ballaststoffreiche Lebensmittel wie Akazienfasern, Flohsamenschalen, einmal erkaltete Kartoffeln, Äpfel mit Schale, etwas unreife Bananen, bittere Salate, Wurzelgemüse, Pilze, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Samen, Nüsse, Körner, Gemüse und Obst und probiotische Lebensmittel wie unpasteurisiertes Sauerkraut, Kimchi, Fermentationsgetränke mit "effektiven Mikroorganismen" wie Joghurt, Kefir und Buttermilch. Oft ist die zusätzliche Gabe von Darmbakterien aus der Apotheke ein prima Anschub zur Verbesserung der Darmlage und zur Pflege erwünschter Bewohner.

Die Rosazea wird vom Hautarzt mit Cremes, milder Weihrauch-/Fruchtsäure-Therapie, Tabletten und Laser behandelt.

Üben Sie Gesichtskontrolle und kommen Sie gesund durch die Zeit!

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Verwendete Quellen
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