Skoliose "Wirbelsäule auf Schienen" erspart Kindern viele Operationen
An Skoliose, einer Verkrümmung der Wirbelsäule, leiden 800.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland. In schweren Fällen müssen sie etliche Male operiert werden, damit der Rücken gerade wird. Aber jetzt ist der Berliner Charité ein Durchbruch bei der Behandlung gelungen: Dort haben Ärzte erstmals in Deutschland ein mitwachsendes Implantat eingesetzt. Dies könnte Kindern künftig viele Operationen ersparen.
Überschreitet die Verformung der Wirbelsäule bei Skoliose einen bestimmten Grad, drohen erhebliche Gesundheitsgefahren, weil Brust- und Bauchhöhle nicht ausreichend Platz für die inneren Organe bieten. Jährlich müssen etwa 230 Kleinkinder deswegen operiert werden.
Wirbelsäule wächst auf Schienen
Das mitwachsende Implantat könne schwere Formen der Wirbelsäulenverkrümmung begradigen und ermögliche eine Korrektur in allen drei Ebenen, teilte die Universitätsklinik mit. Bei der Operation wird der Scheitel der Wirbelsäulenkrümmung dreidimensional korrigiert. Dies geschieht mittels einer Stab-Schrauben-Verbindung, an der die Wirbelsäule anschließend wie auf Schienen mitwächst. Alle sechs Monate wird die Entwicklung durch Röntgenaufnahmen überprüft.
Bisher alle sechs Monate eine OP
"Mit dem mitwachsenden System müssen die Kinder im Idealfall nur zweimal operiert werden: zur Implantation und nach Beendigung des Wirbelsäulenwachstums. Das ist eine erhebliche Erleichterung für die kleinen Patienten", sagt Michael Putzier, Leiter der Wirbelsäulenchirurgie an der Charité. Bisher war wegen des Wachstums rund alle sechs Monate eine Operation notwendig. Das System ist für Kinder zwischen drei und zehn Jahren zugelassen. In den USA komme es bereits zum Einsatz.
Eine andere, allerdings sehr unbequeme Therapiemöglichkeit bei Skoliose ist ein Korsett, das die betroffenen Kinder rund um die Uhr und oft über Jahre hinweg tragen müssen. In leichteren Fällen kann auch spezielle Krankengymnastik die Verkrümmung beheben. Auch diese Therapie ist langwierig und muss konsequent umgesetzt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.