Heilmittel Besonderheiten der Schmerztherapie bei Kindern
Die Schmerztherapie bei Kindern weist gravierende Unterschiede zu der bei Erwachsenen auf. Die richtige Behandlung ist hier umso wichtiger, da akute und chronische Schmerzen nicht nur Leid verursachen, sondern auch die Entwicklung der Kinder beeinflussen können.
Schmerztherapie bei Kindern: Folgen fehlender Behandlung
"Je länger es dauert, bis chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen effektiv behandelt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Entwicklung der Patienten nachhaltig gestört wird und sie massive Einbußen der Lebensqualität hinnehmen müssen", erklärt Prof. Dr. Boris Zernikow, Chefarzt des Deutschen Kinderschmerzzentrums (DKSZ) und Inhaber des Lehrstuhls für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin der Universität Witten/Herdecke, in einer Pressemitteilung des DKSZ.
Wenn Kinder und Jugendliche unter chronischen Schmerzen leiden – als chronisch gelten Schmerzen, die länger als drei Monate andauern –, drohen etwa erhöhte Fehlzeiten in der Schule. Auch könnten Hobbys nur bedingt ausgeübt werden, und der Kontakt zu Freunden kann beeinträchtigt sein.
Wie sich Schmerzen einstufen lassen
Um eine angemessene Schmerztherapie bei Kindern anzusetzen, muss zunächst das Ausmaß der Schmerzen diagnostiziert werden. Denn: Schmerzempfinden ist subjektiv, und gerade jüngere Kinder können im Gegensatz zu Jugendlichen über das Ausmaß der Schmerzen weniger präzise Auskunft geben. Um die Schmerzen einzustufen, setzen Mediziner daher auf die KUSS – die "Kindliche Unbehagen- und Schmerz-Skala", die sich an Kinder bis zum vierten Lebensjahr richtet.
Hierbei werden unterschiedliche Variablen für jeweils 15 Sekunden beobachtet und bewertet - ob das Kind etwa weint oder jammert, wie sein Gesichtsausdruck wirkt und wie die Körperhaltung ist. Dementsprechend werden Punkte vergeben, und ab einem Wert von vier oder mehr besteht der Bedarf nach Schmerzmitteln. Ältere Kinder hingegen können den Schmerz besser einschätzen und können dem behandelnden Arzt Aufschluss über das Ausmaß der Schmerzen geben, indem sie auf einer Skala mit verschiedenen lachenden und weinenden Gesichtern wählen, wie sie sich fühlen. (Mit dem Kind zum Arzt: Tipps und Tricks)
Behandlung oftmals erst nach vielen Anläufen
Allerdings gibt es laut dem Gesundheitsportal "Onmeda.de" bislang nur drei Kinderkliniken, die eine systematische Schmerztherapie anbieten, die TÜV-geprüft ist – das St. Joseph Berlin, die Oberhavelklinik Oranienburg und die Asklepiosklinik St. Augustin. Doch auch abseits davon: Laut einer Studie des DKSZ erfolgt eine Schmerztherapie bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Beschwerden erst nach vielen Anläufen. So kontaktieren die jungen Patienten bis zu 28 Ärzte, bevor sie eine spezialisierte Behandlung erhalten. Je älter die Kinder werden, umso länger dauert es, bis die richtige Behandlung einsetzt – und bis dahin können mehrere Jahre verstrichen sein. (WHO-Stufenschema bei medikamentöser Schmerztherapie)
Auffällig ist: Die akuten Schmerzen treten oftmals im Rahmen von Infektionserkrankungen oder postoperativ auf. Chronische Schmerzen wiederum äußern sich oftmals in Form von Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schmerzen des Bewegungsapparats. Dabei können körperliche Faktoren, aber auch Stress oder eine emotionale Belastung eine Rolle spielen. Diese müssen bei der Schmerztherapie bei Kindern entsprechend berücksichtigt werden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.