Deutsche sind Vieltrinker Alkoholkonsum: Wann wird es gefährlich?
Die Deutschen trinken pro Kopf und Jahr 11,4 Liter reinen Alkohol, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Doch wann wird Alkohol gefährlich für einen Menschen – und wo ist Hilfe zu bekommen?
Was ist an Alkohol so gefährlich?
Alkohol ist ein Zellgift. Es ist ein Nervengift, und es gibt keine risikolose Menge, höchstens eine risikoarme. Alkohol ist krebsauslösend und hat Einfluss auf Herz-Kreislauf-Krankheiten. Er steht in Verbindung mit über 200 Krankheiten. Denken Sie zudem an soziale Folgen für Angehörige, an Gewalttaten unter Alkoholeinfluss, an ungeborene Kinder, die im Mutterleib mittrinken müssen, an Unfälle am Arbeitsplatz und die volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von 40 Milliarden Euro im Jahr.
Ist ein Glas auch schon schädlich?
Es gibt Grenzwerte der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Zwölf Gramm Alkohol für Frauen und 24 Gramm für Männer pro Tag, aber auch nicht jeden Tag. Zwölf Gramm Alkohol entsprechen einem kleinen Glas Bier für Frauen. Grundsätzlich sollte jeder an zwei Tagen in der Woche auf Alkohol verzichten. Der Grenzwert für Frauen ist niedriger, weil ihre Leber Alkohol langsamer abbaut.
Wie viele Menschen sind in Deutschland alkoholkrank?
Rund 1,77 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren gelten nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als alkoholabhängig. Bei weiteren 1,6 Millionen liegt ein Alkoholmissbrauch vor. Jedes Jahr sterben in Deutschland mindestens 74.000 Menschen im Zusammenhang mit Alkohol oder dem kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak.
Wann gilt jemand als alkoholabhängig?
Abhängigkeit lässt sich nicht anhand einer bestimmten täglichen Trinkmenge oder an der Häufigkeit des Konsums festmachen. Ohnehin sind die Übergänge vom risikoarmen über den riskanten und schädlichen Konsum zur Abhängigkeit fließend. Ein Warnzeichen ist es, wenn die Wirkung des Alkohols erst bei größeren Mengen zu spüren ist. Der Körper hat sich dann an eine regelmäßige Dosis gewöhnt. Zudem treten erste Entzugserscheinungen wie Händezittern und Schwitzen auf.
Bei Abhängigen ist Alkohol so wichtig geworden, dass andere Interessen und persönliche Belange vernachlässigt werden. Die Tage werden so geplant, dass Alkohol getrunken werden kann. Betroffene verlieren dabei zunehmend die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum. Ein zentrales Indiz sind wiederholte und erfolglose Versuche, weniger zu trinken oder abstinent zu bleiben. Alkoholabhängigkeit ist in Deutschland seit 1968 als Krankheit anerkannt.
Welche körperlichen Symptome zeigen sich bei Abhängigen?
Es können Entzugserscheinungen auftreten wie Schlafstörungen, Ruhelosigkeit, Schweißausbrüche und morgendliches Zittern bis hin zu Krampfanfällen, optischen und akustischen Halluzinationen und Gereiztheit. Es kann auch zu depressiven Verstimmungen kommen bis hin zu Suizidgedanken.
Welche Gesundheitsschäden drohen?
Liegt der Alkoholkonsum regelmäßig über den Grenzwerten, ist das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöht. Dazu zählen eine Leberzirrhose oder sogenannte Fettleber, Herzmuskelerkrankungen, Bluthochdruck sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Jeder Rausch zerstört Millionen Gehirnzellen. Auch das Risiko für Krebserkrankungen insbesondere der Leber, in Mundhöhle, Rachen und Speiseröhre und des Enddarms ist erhöht. Zudem kann es zu Impotenz und Übergewicht kommen. Insgesamt ist Alkohol mitverantwortlich für mehr als 200 Krankheiten.
Was kann die Aktionswoche Alkohol bewirken?
Alkohol ist in Deutschland sehr akzeptiert und es wird viel getrunken. "Jeder Deutsche trinkt im Jahr im Durchschnitt eine ganze Badewanne voll alkoholischer Produkte", sagt Christina Rummel im Interview. Sie organisiert die "Aktionswoche Alkohol 2017" (13.5. bis 21.5.), die auf die negativen Folgen des Trinkens aufmerksam machen soll.
Warum liegt der Schwerpunkt auf dem Verkehr?
2015 gab es über 250 Todesfälle, weil eine Person im Straßenverkehr alkoholisiert war. Hinzu kommen Hunderte Verletzte. Das ist laut Christina Rummel zu 100 Prozent vermeidbar. Die Aktionswoche soll ein Zeichen setzen und sagen: Alkohol hat im Straßenverkehr nichts zu suchen.
Wo finden Betroffene Hilfe?
In Deutschland gibt es rund 1400 Beratungsstellen für Abhängige. Sie helfen unter anderem bei der Suche nach Therapien und bieten zum Teil selbst ambulante Therapien an. Beratungsangebote auch der Anonymen Alkoholiker stehen unter www.suchthilfeverzeichnis.de.
Ein Entzug, der meist zwei bis drei Wochen dauert, ist in allen größeren Kliniken möglich. Daran schließt sich eine ambulante oder stationäre Reha an, die auch eine Psychotherapie umfasst. Um Rückfälle zu vermeiden, ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe sinnvoll. In Deutschland gibt es rund 8700 Sucht-Selbsthilfegruppen für Menschen mit Alkoholproblemen und deren Angehörige.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.