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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mittelmeerländer stark betroffen Hepatitis A: Viele Reisende unterschätzen das Infektionsrisiko
Nach der Pandemie ist die Reiselust der Deutschen stärker denn je. Einige unterschätzen dabei das Risiko, sich im Urlaubsland eine Virusinfektion einzufangen.
Viele Reisende denken, dass nur in tropischen Ländern die Gefahr besteht, sich mit Hepatitis A anzustecken. Doch sie liegen falsch: Auch im Mittelmeerraum und in Südosteuropa ist das Virus präsent und breitet sich immer mehr aus.
Was ist Hepatitis A und wie verläuft die Krankheit?
Hepatitis A ist eine hochansteckende Lebererkrankung, die über HAV-Viren übertragen wird. Sie wird oft auch als Reise-Hepatitis bezeichnet. Das liegt daran, dass sich viele Betroffene die Infektion bei Aufenthalten in Länder mit schlechten hygienischen Verhältnissen holen. Bei etwa der Hälfte aller in Deutschland auftretenden Hepatitis A-Infektionen ist das der Fall.
Die Symptome bei einer Erkrankung sind häufig unspezifisch: So können Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Typisch ist auch eine Gelbfärbung der Haut. Daher wird Hepatitis A im Volksmund auch als Gelbsucht bezeichnet. Obwohl die Infektion meist von selbst und ohne Folgen ausheilt, kann der Krankheitsverlauf langwierig sein. Das Risiko hierfür steigt mit zunehmendem Alter. Bei älteren oder immungeschwächten Menschen kann es in schweren Fällen sogar zu einem Leberversagen kommen.
Reiseimpfung bietet Schutz vor Hepatitis A
"Da es schwierig ist, jeden Kontakt mit dem Erreger zu vermeiden, besteht die einfachste und sicherste Art der Vorsorge in einer rechtzeitigen Impfung gegen Hepatitis A", sagt der Tropenmediziner Professor Dr. Karl-Heinz Herbiger von der LMU in München im digitalen Pressegespräch der GSK am 22. Mai 2022. Die Impfung sei gut verträglich und könne zusammen mit anderen Reiseimpfungen problemlos vorgenommen werden.
"Urlauber, die in Risikogebiete fahren, sollten sich am besten schon acht bis zwölf Wochen vor der Reise in ihrer hausärztlichen Praxis beraten lassen, ob für sie eine Schutzimpfung gegen Hepatitis A infrage kommt", sagt Herbiger. Sie sei gut verträglich und könne zusammen mit anderen reisemedizinischen Impfungen vorgenommen werden.
Hepatitis A: So sieht das Impfschema aus
Das Impfschema einer Hepatitis-A-Impfung besteht aus zwei Einzelimpfungen. Ein ausreichender Schutz wird bereits acht bis zehn Tage nach der ersten Impfung aufgebaut. Die zweite Impfung sollte dann etwa 6 bis 12 Monate später erfolgen. Damit wird ein Langzeitschutz erzielt. Er hält Studien zufolge – je nach verwendetem Impfstoff – 25 bis 40 Jahre an.
Ob eine Hepatitis-A-Impfung sinnvoll ist, sollten frühzeitig vor Reisebeginn mit dem Hausarzt geklärt werden. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten, wenn die Impfung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI), in Verbindung mit den Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes, für das Reiseziel empfohlen werden.
Da bei Kindern unter zehn Jahren eine Infektion mit Hepatitis A in der Regel sehr milde verläuft, ist eine Schutzimpfung bei ihnen aus medizinischen Gründe in der Regel nicht nötig. Sie sollte daher nur im Einzelfall und in Rücksprache mit dem Arzt erwogen werden.
Wie erfolgt die Ansteckung?
"Eine Infektion mit Hepatitis A kann über Lebensmittel wie rohen Fisch, Meeresfrüchte, Obst und Gemüse sowie durch verunreinigtes Trinkwasser und Badewasser übertragen werden", sagt Herbiger. Ein Essen im Restaurant könne ebenso zur Infektionsquelle werden wie Obst vom Frühstücksbuffet, ein mit Eiswürfeln gekühlter Drink am Pool oder das Auffüllen der Trinkflasche mit kontaminierten Leitungswasser.
Bei diesen Lebensmitteln ist Vorsicht geboten
Auch wenn im Urlaubsland das kulinarische Angebot noch so verlockend ist, sollten man das Risiko einer Hepatitis-A-Infektion immer im Auge behalten und grundsätzlich immer darauf achten, dass die verzehrten Speisen immer gut durchgekocht sind und auf Eiswürfel verzichten.
Vorsichtig sollte man bei folgenden Lebensmitteln sein:
- rohes Obst und Gemüse
- frischer Salat
- frische Kräuter
- Trockenobst
- Muscheln, Austern und andere Meeresfrüche
- Leitungswasser
- Getränke mit Eiswürfeln
- Smoothies
- Eiscreme (unverpackt)
Gut zu wissen
Chlor im Wasser weckt bei vielen ein falsches Gefühl der Sicherheit. Denn es gibt hartnäckige Keime und Viren, denen Chlorwasser nichts anhaben kann. Dazu zählen neben E.Coli-Bakterien oder Typhus-Viren auch Hepatitis-A-Viren. Wer das kontaminierte Wasser schluckt, kann sich daher anstecken.
Risiko im Mittelmeerraum und Osteuropa unterschätzt
Nicht nur in Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika ist das Risiko, sich mit Hepatitis-A-anzustecken, groß. Auch im Mittelmeerraum und in Osteuropa wie zum Beispiel in Kroatien, Slowenien, Serbien, Bulgarien und Rumänien herrscht ein erhöhtes Infektionsaufkommen. Dennoch ist vielen Urlauber, die diese Gebiete bereisen, die Gefahr nicht bewusst.
Infektionsgefahr auch beim Baden
In Ländern mit schlechtem Hygienestandard wandern Hepatitis-Erreger häufig über ungeklärtes Leitungswasser in die Kanalisation und von dort in Flüsse, Seen und das Meer. "Daher kann man sich in Risikoländern auch beim Baden eine Hepatitis-A einfangen, wenn man verunreinigtes Wasser schluckt", sagt Herbiger.
Allerdings sei in stehenden Gewässern die Gefahr sehr viel höher, da die Virenlast dort größer sei. Dennoch sei eine Infektion auch beim Baden im Meer nicht auszuschließen. Denn auch im Strandbereich kommt es manchmal vor, dass ungeklärtes Wasser direkt ins Meer geleitet wird.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Bereit zu reisen". Digitales Pressegespräch der GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG (GSK) am 25.5.2023
- www.bereit-zu-reisen.de: "Vor dem Urlaub ab zum Arzt und Reiseimpfungen erledigen. Online-Informationen der GSK, abgerufen am 24.5.2023
- www.rki.de: "Schutzimpfung gegen Hepatitis A: Häufig gestellte Fragen und Antworten". Online-Informationen des Robert Koch Instituts, stand: 27.1.2023