Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Strombergs Nachschlag Zeit für eine neue Begeisterung auf deutschen Tellern
Beim Essen verharren die meisten von uns in alten Gewohnheiten. Doch jeder sollte sich motivieren, neu und anders zu essen, findet unser Kolumnist Holger Stromberg.
Mortadella, die nur aus pflanzlichen Zutaten hergestellt ist – und sie schmeckt auch noch wie Mortadella. Was für ein Wurf! Ohne Witz, nicht einmal ich als austrainierte, zu Mensch gewordene Zunge schmecke einen Unterschied zur echten, die aus Fleisch, Fett, Nitritpökelsalz, Wasser und Gewürzen besteht. Als Kind habe ich sie mit Marmelade und später auch mit Senf bestrichen und geliebt. Dann jahrelang aus meinem Warenkorb gestrichen, weil ich mit ihr nichts mehr anfangen konnte und ich auf jegliches Pökelsalz verzichtete.
Zur Person
Holger Stromberg ist Weltmeister-Koch und Ernährungsexperte. Mit 23 Jahren errang er als jüngster Koch Deutschlands einen Michelin-Stern. 2007 bis 2017 begleitete er im DFB-Betreuerstab als Ernährungscoach und Koch die Deutsche Fußballnationalmannschaft und kehrte 2014 als Koch der Weltmeister aus Rio de Janeiro zurück. Für t-online schreibt er über Genuss und wie Essen und Trinken nicht nur zum persönlichen Wohlbefinden, sondern auch zur Erhaltung einer lebenswerten Umwelt beitragen können. Hier lesen Sie alle Kolumnen von ihm.
Ich habe also meine Essensgewohnheit verändert. Auf der Suche nach einem Wort, das beschrieb, was dazu nötig war und noch immer ist, um die Ernährung konsequent umzustellen, kombinierte ich zwei Wörter, die den kulinarischen Wandel treffender nicht beschreiben könnten. Finde ich zumindest.
Umbegeisterung verbindet Inspiration und Orientierung. Und sie soll möglichst viele Menschen mit der Idee anstecken, dass sie mit ihrer Ernährung nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die des Planeten entscheidend beeinflussen können.
Ablehnung von unbekannten, ungewöhnlichen Speisen mit geschmacklicher, sensorischer Exzellenz zu erwidern sowie mit spürbarem Wohlbefinden bis in den Stoffwechsel, ja sogar bis in die Zellen, das schafft Umbegeisterung. Durch Umbegeisterung einen wiederkehrenden Wunsch nach Wiederholung zu erzeugen, etabliert eine gesündere, bessere Gewohnheit.
"Ein Gericht ohne Fleisch, das schmeckt doch nicht"
Das effektivste Mittel, um Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel zu durchbrechen, ist die Umbegeisterung.
Gerade bei Männern habe ich oft erlebt, dass sie sagen: "Ein Gericht ohne Fleisch, das schmeckt doch nicht". Ich habe dann das Gespräch gesucht, habe sie von mir ausgewählte vegane Gerichte wie Tofu Schwarzwälder Art mit Manufaktur-Bauern-Senf und einem passenden Bier probieren lassen. Klar ist es natürlich ganz anders, wenn sie es erleben dürfen und geschmeckt haben. Was ich eben schon vorher wusste – es schmeckt einfach supergut, wenn man die richtigen Produkte benutzt.
Besser essen für die eigene und die Gesundheit des Planeten
Dann tritt eben Umbegeisterung ein. Und diese steckt wiederum andere an. Es ist wichtig, dass man nicht versucht, Menschen zu belehren. Man sollte vielmehr Begeisterung, Kenntnisse und Wissen teilen. Zukunftsgewandtheit ist das Stichwort. Und wir sollten uns alle für Gutes begeistern, uns motivieren, sonst verlieren wir tatsächlich den Anschluss an die Zukunft, auch kulinarisch.
Ich empfehle den eigenen Warenkorb, also die gewohnten Zutaten, nach individuellen Bedürfnissen und Vorlieben regelmäßig zu hinterfragen. Ein optimierter Warenkorb bietet die effektivste und sichere Grundlage für eine gelungene, gesundheitsfördernde und auch den Planeten schonende Ernährungsweise. Er stellt einen Rahmen dar und bietet Orientierung im nationalen Nahrungsmittel-Überangebot.
Rezepte gibt es zu viele! Also lieber auf die Zutaten konzentrieren und mit vorhandenen Rezepten einen eigenen Speiseplan kreieren. In meinem Buch "Essen ändert alles" habe ich einen 14-tägigen Speiseplan als Hilfestellung und Vorlage verfasst.
Besser essen ohne großen Aufwand und so zur Inspiration für andere werden, das geht.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Meinung