Risiko Fettleibigkeit Diese gesundheitlichen Folgen kann Adipositas haben
Fettleibigkeit (Adipositas) ist definiert als eine überdurchschnittliche Vermehrung des Körperfetts. Dieses Übermaß an Fett kann der Gesundheit schaden.
Fettleibigkeit (Adipositas) ist definiert als eine überdurchschnittliche Vermehrung des Körperfetts und gilt als chronische Krankheit. Die gesundheitlichen Folgen können gravierend sein. Besonders gefährlich wird es, wenn sich das Fett vorrangig um den Bauch herum ansammelt. Welche Krankheiten drohen und welche Maßnahmen bei Adipositas helfen.
Ab wann ist man adipös?
Von Adipositas oder Fettleibigkeit sprechen Mediziner, wenn der Fettanteil des Körpers übermäßig hoch ist. Das ist der Fall, wenn der Body-Mass-Index, kurz BMI, über 30 liegt. BMI = Körpergewicht : (Körpergröße)². Zu dieser Messgröße hat sich eine weitere gesellt: der Bauchumfang. Vor allem Fettansammlungen im Bauchraum (viszerales Fett) bergen gesundheitliche Gefahren.
Wird das Maßband in Höhe des Bauchnabels um den Körper gelegt, sollte der Taillenumfang bei Frauen nicht über 88 Zentimetern und bei Männern nicht über 102 Zentimetern liegen. Je stärker die Werte in die Höhe gehen, desto größer ist das Risiko für gesundheitliche Folgeschäden aufgrund des starken Übergewichts.
Falsche Ernährung und zu wenig Bewegung
"Unser Lebensstil fördert Übergewicht. Viele Menschen essen sehr kalorienreich und unausgewogen und bewegen sich zugleich zu wenig. Der Energiehaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Es wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht", sagt Diplom-Oecothrophologin Silke Restemeyer vom Referat Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).
"Fast Food, zuckerhaltige Getränke und hochkalorische Snacks sind heutzutage überall verfügbar. Da ist es oft schwer, standhaft zu bleiben. Zudem gehen viele Menschen einer sitzenden beruflichen Tätigkeit nach, bewegen sich im Alltag zu wenig und machen auch in der Freizeit kaum Sport. Das erhöht das Risiko, immer weiter an Gewicht zuzunehmen. Stress begünstigt einen ungesunden Lebensstil."
Adipositas gilt als Krankheit
Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2020 sind in Deutschland knapp 47 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen. Fast ein Fünftel der Erwachsenen (19 Prozent) weist eine Adipositas auf. Im Jahr 2000 klassifizierte die Weltgesundheitsorganisation WHO die Adipositas in ihrem Grundsatzpapier als Krankheit.
In Deutschland gehen die Meinungen auseinander. Während die Deutsche Adipositas-Gesellschaft Adipositas als Krankheit einstuft, sieht die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) Adipositas als gesundheitlichen Risikofaktor.
Breite Palette an gesundheitlichen Risiken
Starkes Übergewicht steht mit unterschiedlichen Risikofaktoren in Zusammenhang, welche eine Vielzahl verschiedener Erkrankungen begünstigt: abdominale Adipositas (Bauch-Adipositas), Insulinresistenz, gestörter Nüchternblutzucker, Bluthochdruck sowie erhöhte Blutfettwerte. Diese Kombination begünstigt unter anderem folgende Erkrankungen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und Schlaganfall
- Diabetes mellitus
- Fettleber
- Arthrose (frühzeitiger Gelenkverschleiß) und andere Gelenkbeschwerden
- Reflux Krankheit
- Demenz
- Nierenerkrankungen
Auch das Risiko für bestimmte Krebsarten steigt bei Übergewicht. Angaben des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zufolge gilt ein Zusammenhang mit Adipositas für mehr als 13 Krebsarten als bewiesen, darunter Leberkrebs, Dick- und Enddarmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Schilddrüsenkrebs und Gebärmutterkörperkrebs.
Zudem weisen adipöse Menschen gegenüber normalgewichtigen Personen eine deutlich höhere Häufigkeit von psychischen Störungen auf, darunter insbesondere Depressionen und Angststörungen. Das allgemein höhere Erkrankungsrisiko von adipösen Menschen führt dazu, dass sie eine niedrigere Lebenserwartung haben.
Diplom-Oecothrophologin Silke Restemeyer arbeitet im Referat Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).
Gibt es eine "gesunde" Adipositas?
Ob es ein gesundes Übergewicht gibt, wird in Fachkreisen viel diskutiert. Wie die Deutsche Adipositas Gesellschaft e V. (DAG) mitteilt, zeigen Studien, dass nur wenige der Übergewichtigen metabolisch gesund sind. Ein solches Erscheinungsbild, medizinisch Phänotyp genannt, existiere zudem nur in einem relativ kleinen Zeitfenster, was den metabolisch gesunden Adipositas-Phänotyp zu einem Übergangsphänotyp mache.
Zudem deuten Studienergebnisse darauf hin, dass selbst metabolisch gesunde Übergewichtige ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Laut der DAG gibt es demnach nach wie vor keine eindeutigen Hinweise darauf, dass es eine Untergruppe bei Menschen mit Adipositas gibt, die kein erhöhtes Risiko hat.
Was Bauchfett so ungesund macht
Bauchfett, sogenanntes viszerales Fett, ist wie ein eigenes Organ. Es setzt beispielsweise chronische Entzündungsprozesse in Gang, bildet Wachstumshormone, schwächt das Immunsystem und setzt Fettsäuren in den Blutkreislauf frei. "Bei einer bauchbetonten Fettverteilung, dem sogenannten Apfeltyp, ist das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten deutlich höher als beim Birnentyp, bei dem die Fettpolster vor allem an Po und Beinen sitzen."
Bei Übergewicht, insbesondere, wenn bereits Anzeichen für ernährungsmitbedingte Krankheiten vorliegen, ist es sinnvoll, abzunehmen, um das Erkrankungsrisiko zu senken. Es gibt spezielle Abnehmprogramme, beispielsweise das Programm "ICH nehme ab" der DGE, welche Menschen motivieren und bei der Gewichtsabnahme unterstützen sollen.
Gelingt der Gewichtsverlust bei starker Fettleibigkeit nicht, kann im Einzelfall eine Magenverkleinerung eine Option sein. Vor dem Eingriff sollten sich Betroffene ausführlich über den Eingriff informieren und Chancen und Risiken abwägen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- dge.de: "ICH nehme ab-Programm". Online-Angebot der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 22. März 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Starkes Übergewicht (Adipositas)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (Stand: 24. August 2022)
- rki.de: "Übergewicht und Adipositas". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: Aufgerufen am 16. März 2023)
- rki.de: "Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: 2020)
- awmf.org: "S3-Leitlinie Adipositas – Prävention und Therapie". Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG), AWMF-Register-Nr. 050-001. (Stand: 2019)
- adipositas-gesellschaft.de: "Definition von Übergewicht und Adipositas". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: Aufgerufen am 16. März 2023)
- adipositas-gesellschaft.de: "Folge- und Begleiterkrankungen". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: Aufgerufen am 16. März 2023)
- adipositas-gesellschaft.de: "Ursachen der Adipositas". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: Aufgerufen am 16. März 2023)
- adipositas-gesellschaft.de: "Jeder dritte Erwachsene betroffen: Warum Bauchfett so gefährlich ist". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: Aufgerufen am 16. März 2023)
- bzfe.de: "Bauchumfang entscheidend für das gesundheitliche Risiko". Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). (Stand: 31. Juli 2019)
- krebsinformationsdienst.de: "Übergewicht als Krebsrisiko". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: August 2022)