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Cannabis-Aktien und ETFs kaufen: Das sollten Sie wissen


Nach Legalisierung Aktien kaufen
Cannabis-Hype an der Börse: Chance oder Risiko?


Aktualisiert am 09.07.2024Lesedauer: 8 Min.
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Cannabis-Aktien: An der Börse können Privatanleger Aktien von Cannabis-Unternehmen handeln. (Quelle: Darren415)

Deutschland legalisiert Cannabis. Gut für Firmen, die den Stoff verkaufen. Löst das einen Börsenhype aus und falls ja, sind Sie dabei? Die Strategie ist riskant.

Während Kiffer sich am Wirkstoff THC der Cannabis-Blüten zu ihrer persönlichen Freude berauschen, erfahren Zocker einen ähnlichen Rauschzustand an der Börse, wenn die Aktienkurse nach oben schießen und mit ihnen ihr Puls.

Doch das kann schiefgehen, wie ein Blick auf die abgestürzten Börsenkurse einiger namhafter international agierender Cannabis-Unternehmen zeigt. Sind jetzt mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland Aktien und Aktien-ETFs wieder ein attraktives Investment? Wir zeigen, welche Möglichkeiten Anleger haben und ob es sich lohnt.

Der Handel mit Cannabis als Geschäftsmodell

Unternehmen, die mit Cannabis handeln, gibt es schon sehr lange. Bekannte Firmen wie Canopy Growth, Aurora Cannabis oder Tilray Brands sind seit fünf oder mehr Jahren an internationalen Börsenplätzen gelistet und sammeln Geld von Investoren ein. Immer wieder werden von PR-Agenturen und Maklern die Chancen eines Milliardenmarktes beworben und Kursprünge von 100 Prozent und mehr versprochen, um Anleger anzulocken.

Mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl von Produkten auf dem Markt, die etwas mit den aus Cannabis gewonnenen Cannabinoiden zu tun haben – seien es Öle, Tropfen, Salben, Pflaster, Getränke oder Kapseln zum Einnehmen.

Die meisten dieser Unternehmen mit solchen Bezeichnungen wie American Cannabis, Cannabis Poland, Cannabis Suisse, Deutsche Cannabis, Greenway Greenhouse Cannabis, Nova Cannabis, Pure Global Cannabis oder Supreme Cannabis notieren jedoch im Pennystock-Bereich, also unter einem Euro pro Aktie, und bieten daher viel Spielraum für Spekulation.

Wie gehen Anleger mit solchen Informationen um? Zunächst ist es wichtig, sich umfassend mit den tatsächlichen Chancen und Risiken des Cannabis-Marktes zu beschäftigen.

Im neuen Gesetz: Was ist erlaubt und was nicht?

Im Gesetz zur teilweisen Legalisierung von Cannabis steht, dass Erwachsenen ab 18 Jahren der Besitz von 25 Gramm erlaubt wird. Privat dürfen maximal drei Cannabis-Pflanzen angebaut werden. In sogenannten Cannabis-Clubs dürfen Mitglieder gemeinschaftlich Cannabis anbauen und untereinander Drogen abgeben, aber es darf nicht geraucht werden. In der Nähe von Kitas, Schulen, Sportstätten oder Spielplätzen ist der Konsum zwischen 7 und 20 Uhr untersagt.

Medizinisches Cannabis als Schmerzmittel für Schwerkranke

Wer Cannabis sagt, meint oft Marihuana und Hanf – und verbindet mit der grünen Pflanze in der Regel den Drogenkonsum in Form eines Joints. Die berauschende Wirkung steht dabei oft im Vordergrund.

In der Debatte um Cannabis wird aber oft übersehen, dass bereits seit 2017 die Verschreibung von medizinischem Cannabis an Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen gesetzlich erlaubt ist. Ärzte können Medizinal-Cannabisblüten oder Cannabisextrakt in pharmazeutischer Qualität auf einem Betäubungsmittelrezept verschreiben.

Dabei sind arznei- und betäubungsmittelrechtliche Vorgaben einzuhalten. Gesteuert und kontrolliert wird dies durch die Bundesopiumstelle. Im Jahr 2021 wurden für medizinische und wissenschaftliche Zwecke 20,6 Tonnen Cannabis nach Deutschland importiert.

Nicht nur schwer erkrankte Menschen oder Genusskonsumenten profitieren von einer partiellen Legalisierung, sondern auch Unternehmen, die Cannabis anbauen, verarbeiten und verkaufen. Unternehmen wie Dermapharm, Cantourage, Canopy Growth oder Tilray Brands können also von einer breiten Legalisierung profitieren.

Dermapharm Holding erweitert seine Produktpalette

Beispiel: Dermapharm. Das Unternehmen ist im kleinen SDax gelistet und hat im Januar 2022 die C3-Gruppe vom kanadischen Cannabis-Konzern Canopy Growth übernommen. Als Marktführer für Dronabinol in Deutschland und Österreich entwickelt die C3-Gruppe natürliche und synthetische Cannabinoide. Dronabinol enthält Wirkstoffe aus der Gruppe der Cannabinoide und findet vorwiegend in der Schmerz- und Palliativmedizin sowie in der Onkologie und Neurologie Anwendung.

Natürlich erwarte Dermapharm von einer Legalisierung von Cannabis eine zusätzliche Dynamik für die künftige Geschäftsentwicklung, sagte Dermapharm-Chef Hans-Georg Feldmeier dem Magazin "Der Aktionär".

Dermapharm ist aufgrund seiner großen Produktpalette in den Bereichen pflanzlicher Wirkstoffe für die Pharma-, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie finanzkräftig aufgestellt. Der Aktienkurs des Unternehmens ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18 fair bewertet (lesen Sie hier, was das KGV aussagt). Das Unternehmen erwartet einen Gewinn von zwei Euro je Aktie in diesem Jahr. Außerdem zahlt das Unternehmen eine Dividende von 0,95 Euro je Aktie. Kurssprünge wie bei Tilray oder Canopy sind eher unwahrscheinlich.

Cantourage mit Medizinalcannabis auf Wachstumskurs

Cantourage ist ein börsennotiertes europäisches Unternehmen für medizinisches Cannabis mit Hauptsitz in Berlin. Das Unternehmen wurde 2019 von den Branchenpionieren Norman Ruchholtz, Dr. Florian Holzapfel und Patrick Hoffmann gegründet. Cantourage bietet Produkte in allen relevanten Marktsegmenten an: getrocknete Blüten, Extrakte, Dronabinol und Cannabidiol in pharmazeutischer Qualität.

Damit bewegt sich das Unternehmen ausschließlich auf dem Gebiet von medizinischem Cannabis. Es profitiert von der Teillegalisierung, denn damit gilt Cannabis nicht mehr als Betäubungsmittel. Somit entfallen viele Hürden für Ärzte und Apotheken, was Dokumentationspflichten anbelangt. Cannabis kann grundsätzlich leichter verschrieben werden.

Cantourage konnte den Umsatz von 500.000 Euro innerhalb von fünf Jahren auf 20 Millionen Euro steigern und hat laut Unternehmensangaben nur geringe Verluste verzeichnet. Das Unternehmen habe eine flexible Infrastruktur aufgebaut, die zum deutschen Markt passe und sich schnell an weitere Märkte anpassen könne", sagte Unternehmenschef Philip Shetter im Gespräch mit t-online. "Dadurch unterscheiden wir uns von vielen anderen internationalen Unternehmen, die noch immer hohe Verluste schreiben."

Synbiotic sieht Cannabis als große Chance

Ein weiteres in Deutschland ansässiges Unternehmen, das auf die gesamte Cannabis-Produktpalette – vom Saatgut bis zum fertigen Produkt – setzt, heißt Synbiotic und stammt aus München. Synbiotic betrachtet die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch im Heimatmarkt Deutschland als große Chance. Man möchte als voll integrierter Akteur mit langer Erfahrung das enorme Potenzial nutzen.

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Allerdings wirtschaftet Synbiotic immer noch defizitär. Der Verlust pro Aktie lag im Jahr 2022 bei minus 0,83 Euro, im Jahr 2023 bei minus 0,48 Euro und soll in diesem Jahr auf minus 0,44 Euro sinken. Anfang des Jahres löste die bevorstehende Freigabe einen Kurssprung aus. Innerhalb eines Monats kletterte der Kurs um über 200 Prozent von drei auf über neun Euro pro Aktie.

Tilray aus Kanada mit der Lizenz für Cannabis

Tilray Brands ist ein kanadisches Cannabis-Unternehmen und besitzt über seine Tochter Tilray Medical entsprechende Lizenzen, um medizinisches Cannabis in Deutschland zu vertreiben. Laut eigener Darstellung liegt der Fokus auf der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten, die trotz klassischer Schmerztherapie noch Beschwerden haben.

Über den deutschen Markt hinaus exportiert Tilray medizinisches Cannabis in 20 Länder auf fünf Kontinenten. Nach eigenen Angaben steht das Unternehmen mit Hunderttausenden Ärzten, Apotheken, Krankenhäusern, Forschern und Behörden rund um den Globus in Kontakt.

Tilray fuhr 2022 einen Verlust von minus 2,35 US-Dollar je Aktie ein, der in diesem Jahr auf minus 0,08 US-Dollar pro Aktie sinken soll.

Canopy Growth verkauft zahlreiche Verbraucherprodukte

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Konkurrenten Canopy Growth. Minus 7,07 US-Dollar je Aktie im Jahr 2022 und prognostiziert minus 1,02 US-Dollar in diesem Jahr.

Canopy Growth ist zusammen mit seinen Tochtergesellschaften in der Produktion und dem Vertrieb und Verkauf von Cannabis- und Hanfprodukten für Freizeit- und medizinische Zwecke tätig. Das Unternehmen mit Sitz in Kanada wurde im Jahr 2009 gegründet und nannte sich früher Tweed Marijuana Inc. Erst im September 2005 änderte es seinen Namen in Canopy Growth.

Canopy bietet Verbraucherprodukte unter anderem unter den Markennamen Tweed, Ace Valley, Deep Space, Spectrum, Martha Steward CBD oder Tokyo Smoke an. Das Unternehmen vertreibt auch medizinisches Cannabis unter anderem in Kanada, den USA und Deutschland.

Wie kann ich Cannabis-Aktien kaufen?

Der Kauf von Cannabis-Aktien ist unkompliziert. Wer ein Depot bei einer Direktbank wie Comdirect, ING oder Consorsbank hat, kann dort an deutschen Handelsplätzen wie Tradegate, Xetra oder Gettex entsprechende Aktien kaufen. Auch in den Apps von Neobrokern wie Trade Republic, Scalable oder Smartbroker ist der Aktienkauf einfach.

Suchen Sie das Cannabis-Unternehmen entweder über den Unternehmensnamen oder die WKN (Wertpapierkennnummer) aus, wählen Sie die Anzahl der Aktien, die Sie kaufen möchten, und achten Sie bei der Auftragserteilung auf die Gebühren, die sowohl vom Broker als auch von der Handelsplattform berechnet werden.

Anleger hoffen auf nächste Rallye bei Cannabis-Aktien

Wer angesichts der nächsten Cannabis-Euphorie ein Engagement an der Börse erwägt, sollte jedoch vorsichtig sein. Es gilt, die Stimmung an den Märkten auszuloten, wo international tätige Biotech-, Pharma- und Cannabisunternehmen um die Gunst der Aktionäre buhlen.

Jeder Anleger sollte auch immer bedenken, dass Hypes gerade an der Börse kommen und gehen. Der große Cannabis-Hype wurde längst von Wasserstoff und zuletzt von KI abgelöst – und ob sich ein neuer Trend entwickelt, ist bisher nicht abzusehen. Abgesehen von leichten Kursausschlägen nach Medienberichten ist jedenfalls mittelfristig kein Aufschwung in Sicht.

Von Highflyern zum Pennystock

Wer in der Hype-Phase von Ende 2017 bis Mitte 2019 in Cannabis-Unternehmen investiert hat, hat entweder – wenn er zum richtigen Zeitpunkt ein- und ausgestiegen ist – einen ordentlichen Gewinn gemacht oder – wie die meisten Anleger – viel Geld verloren. Die Kurse, die wie Raketen in die Höhe schossen und genauso schnell wieder auf den Boden der Realität zurückfielen, sehen im Nachhinein einfach aus. Man hätte nur hier einsteigen und dort aussteigen müssen. Aber so einfach ist es nicht, wenn die Zukunft unbekannt ist.

Niemand weiß, wie lange Rallyes andauern, zumal sie sich oft selbst befeuern. Aber die gänzlich überhöhten Bewertungen zu den meist nicht existenten Gewinnen der Unternehmen hätten ein Alarmsignal sein müssen. Heute stehen die Kurse der größten börsengehandelten Cannabis-Aktien von Tilray, Canopy und Aurora niedriger als vor dem Höhenflug.

Tilray ist beispielsweise seit dem Hoch um minus 98 Prozent abgestürzt. Der Kurs von Synbiotic sank um etwa 70 Prozent. Sowohl Canopy Growth als auch Aurora Cannabis haben über 95 Prozent verloren. Weitere negative Beispiele aus der Branche sind:

  • Innovative Indl Properties: -72 Prozent
  • Cara Therapeutics Inc.: -89 Prozent
  • Cronos Group: -91 Prozent
  • OrganiGram Holdings Inc.: -95 Prozent
  • Village Farms International Inc.: -95 Prozent
  • SNDL Inc.: -98 Prozent

Diversifikation zahlt sich aus

Es ist für Unternehmen, die sich ausschließlich auf den Anbau, die Verarbeitung und den Verkauf von Cannabis spezialisiert haben, schwierig, gute Gewinnmargen zu erwirtschaften. Der Cannabis-Anbau benötigt kostenintensive Plantagen, Düngemittel, Gerätschaften und Personal.

Auf Biotechnologie spezialisierte Unternehmen mit nur wenigen Produkten oder gar ausschließlich einem in der Pipeline scheitern oft, während internationale Unternehmen, die sich im Markt mit diversen Produkten viel breiter aufstellen können, profitieren.

Unternehmen wie Dermapharm, AbbVie, Jazz Pharmazeuticals oder Scotts Miracle Gro können aufgrund ihrer starken Marktposition und ihrer breiten Produktpalette Nachfragerückgänge mit anderen Produkten kompensieren. Umgekehrt können sie schnell auf eine steigende Nachfrage nach Cannabisprodukten reagieren.

ETF als Alternative zu Cannabis-Aktien nicht handelbar

Wer sein Risiko begrenzen und trotzdem in Cannabis-Aktien investieren möchte, könnte auf die Idee kommen und breit gestreut in einen Cannabis-ETF investieren – doch derzeit sind auf dem deutschen Markt keine ETFs mit Cannabis-Schwerpunkt zu finden. Zwei Indexfonds, die es bis in jüngster Vergangenheit gab, wurden geschlossen, genauer gesagt in ein anderes Produkt überführt.

Die teilweise Legalisierung könnte zukünftig Veränderungen auf dem Markt nach sich ziehen, doch ob und wie sich diese manifestieren, ist bislang nicht vorhersehbar. Auch für Anlegerinnen und Anleger bedeutet dies eine Phase der Ungewissheit. Derzeit ist der Markt durch starke Unsicherheiten und Volatilität geprägt, was eine mittel- bis langfristige Prognose erheblich erschwert.

Fazit: Lohnen sich Cannabis-Aktien?

Im Jahr 2020 wurden auf dem legalen Cannabis-Markt in Europa rund 230,7 Millionen Euro umgesetzt. Laut Prognose könnten sich die Umsätze bis zum Jahr 2025 auf über 3,1 Milliarden Euro mehr als verzehnfachen – was möglicherweise der Branche neuen Schwung verleiht.

Was die Börse betrifft, haben Anleger mit Cannabis-Aktien bisher kein gutes Geschäft gemacht, genauso wenig wie Unternehmen, die Cannabis produzieren oder vertreiben. Die meisten Unternehmen aus der Branche schreiben Verluste. Cannabis-ETFs wurden geschlossen. Für Anleger gilt auch in Zukunft genau hinzuschauen, um die profitablen Unternehmen zu identifizieren.

Ob der Staat durch die legale Abgabe von Cannabis dem Schwarzmarkthandel die faktische Kontrolle entziehen wird und damit auch die Verkaufspreise reguliert, kann bislang nicht abschließend beantwortet werden. Dass eine Cannabis-Legalisierung zu ungezügeltem Wachstum und hohen Gewinnen in der Branche führt, bleibt reine Spekulation.

Verwendete Quellen
  • bundestag.de: "Experten sehen Chancen und Risiken bei einer Freigabe von Cannabis"
  • finanzen.net: "SynBiotic-Aktie im Höhenrausch"
  • CaPRis-Studie: "Cannabis: Potenzial und Risiken. Eine wissenschaftliche Analyse"
  • bfarm.de: "Cannabis als Medizin"
  • Der Aktionär: "Tilray, Dermapharm und Co."
  • statista.com: "Umsatz des legalen europäischen Cannabis-Marktes in den Jahren von 2020 bis 2025"
  • extraetf.com: "Cannabis-ETFs trotz Legalisierung auf dem Rückzug – wie kann das sein?"
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