Gehaltscheck Wie viel verdient man als Anwalt?
Renommierte Kanzlei, zahlungskräftige Mandanten – Anwältinnen und Anwälte gehören zu den Spitzenverdienern. Ein Klischee, das in vielen Köpfen verankert ist. Aber stimmt es?
Juristen mit eigener Kanzlei und Partnern gehören auch in Deutschland zu den Top-Verdienern. Ein Anwalt bekommt aber kein Jahresgehalt von 200.000 Euro nur aufgrund seiner Berufsbezeichnung. Wovon das Gehalt genau abhängig ist, erklären wir in diesem Artikel.
Gehalt hängt von vielen Faktoren ab
Das Gehalt eines Rechtsanwalts hängt von verschiedenen Rahmenbedingungen ab. Als Berufsanfänger steigen Sie in eine Kanzlei ein und sind angestellt. Später bauen Sie sich vielleicht einen eigenen Mandantenstamm auf. Oder Sie schlagen einen ganz anderen Weg als Anwalt ein: Die öffentliche Verwaltung beschäftigt mehr als 130.000 Juristinnen und Juristen. Fast ebenso viele arbeiten als Rechtsanwalt oder Notar. Ein weiteres Drittel arbeitet als Wirtschaftsjurist, Vertrags- oder Unternehmensberater.
Entsprechend breit ist das Gehaltsspektrum von Anwälten. Für das Drittel, welches in der öffentlichen Verwaltung tätig ist, gelten feste Einstufungsregeln und Tarifverträge. So erreicht ein Volljurist in Sachsen in der Besoldungsgruppe A13 mit der Endstufe knapp 69.200 Euro Jahresgehalt. Beim Einstieg in Unternehmen und Kanzleien gibt es deutlich mehr Verhandlungsspielraum.
Anwälte sind an die Gebührenordnung gebunden
Für das Einkommen eines Rechtsanwalts mit eigener Kanzlei spielen Faktoren wie die Größe der Kanzlei und der Mandantenstamm eine wichtige Rolle. Betriebsausgaben wie Gehälter für Mitarbeiter und Mieten müssen aus den Einnahmen bezahlt werden. Rechtsanwälte stellen ihre Rechnungen nicht nach eigenem Gutdünken, sondern sind an Gebührenordnungen gebunden. Entscheidend ist in der Regel der Streitwert. Mit entsprechendem Renommee wächst auch der Mandantenstamm um zahlungskräftige Mandate. Die Einkommen schwanken zwischen 150.000 und 500.000 Euro pro Jahr.
Rechtsgebiet spielt eine sehr große Rolle
Das Rechtsgebiet ist für das Gehalt eines Anwalts von besonderer Bedeutung. Gerade im Banken- oder Markenrecht geht es schnell um hohe Streitwerte. Dementsprechend skaliert das Einkommen schnell nach oben. Angestellte Anwälte können jedoch über ihr Gehalt hinaus von Bonuszahlungen profitieren. Im Familien- oder Sozialrecht sind die Einkommen dagegen niedriger.
Die Verdienstmöglichkeiten für Anwälte variieren stark je nach Kanzleigröße, Standort, Berufserfahrung, Rechtsgebiet und Spezialisierung.
- Berufseinsteiger verdienen zwischen 40.000 und 50.000 Euro.
- Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt eines Anwalts liegt bei 60.000 bis 77.000 Euro.
- Anwälte in Großkanzleien (Associates) können mit einem Gehalt zwischen 100.000 und 180.000 Euro (plus Boni) rechnen.
- Anwälte im Handels-, Gesellschafts-, Insolvenz-, Bank- oder Kapitalmarktrecht werden überdurchschnittlich bezahlt,
- Anwälte im Sozialrecht, Strafrecht, Familienrecht, Mietrecht dagegen unterdurchschnittlich.
- Selbstständige Anwälte verdienen im Schnitt 110.000 Euro bei den Männern und 66.000 Euro bei den Frauen.
- Sogenannte Syndikusanwälte bekommen durchschnittlich 123.000 Euro.
- Equity Partner in Großkanzleien verdienen ab 500.000 Euro aufwärts (plus Boni).
- arbeitsagentur.de: "Blickpunkt Arbeitsmarkt: Akademikerinnen und Akademiker"
- lsf.sachsen.de: "Grundgehaltssätze Besoldungsgruppe A Sachsen"
- anwalt.de: "Gehalt als Anwalt: Was verdienen Juristen?"
- beck-stellenmarkt.de: "Wie viel Geld verdienen Juristen?"