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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Rente aufstocken Nebenjob: Leihoma – So machen Sie es allen recht
Ein Nebenjob als Leihoma oder Leihopa macht nicht nur Kinder glücklich. Sie können davon auch finanziell profitieren. Ein Überblick.
Laut dem Onlinemarktplatz "betreut.de" ist die Nachfrage privater Haushalte nach Leihomas oder Leihopas seit einigen Jahren konstant hoch. Über 50.000 Rentner sind in Deutschland in Privathaushalten tätig und verdingen sich als Haushaltshilfe oder in der Kinderbetreuung.
Typische Aufgaben neben Tätigkeiten wie Füttern, Wickeln, Spielen und der Betreuung von Kindern seien auch Haushaltsaufgaben wie Einkaufen, Abholen vom Kindergarten oder die Begleitung bei den Hausaufgaben, heißt es auf "betreut.de", einer Plattform, die Familien und Alltagshelfer wie Nannys, Leihgroßeltern oder Haushaltshilfen zusammenbringt.
Die sogenannte Leihoma oder der Leihopa seien mittlerweile feste Begriffe – nicht zuletzt da Verwandte oft weiter entfernt wohnen und die staatliche Kinderbetreuung nicht ausreichend ist.
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t-online erklärt Ihnen, was Sie als Leihoma oder Leihopa verdienen können, welche Steuern anfallen und welche rechtlichen Bedingungen Sie kennen sollten, unter denen ein potenzieller Arbeitgeber Sie beschäftigen darf.
Als Leihoma oder Leihopa arbeiten
Lena-Marei Ardelt, Expertin für private Arbeitsverhältnisse von quitt Deutschland, berichtet auf Anfrage von t-online, dass es neben dem Zusatzverdienst die flexiblen Arbeitszeiten seien, die den Nebenjob als Nanny, Haushaltshilfe oder Leihgroßelternteil attraktiv machen. Aber auch das Gefühl, eine Familie im Alltag wirklich unterstützen zu können, mache den Job in der Kinderbetreuung bei älteren Menschen beliebt.
Doch die Arbeit als Leihoma oder Leihopa ist nur eine von vielen Möglichkeiten, die Rente aufzubessern, sagt Ardelt weiter. Aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit bei "go-quitt.de", einer Plattform zur Vermittlung und Verwaltung von privaten Arbeitsverhältnissen, kennt die Expertin den privaten Arbeitsmarkt und weiß, wie viel Senioren in einem Nebenjob verdienen können.
Der durchschnittliche Stundensatz liege bei rund 17 Euro, den die bei "go-quitt.de" registrierten Arbeitgeber ihren Minijobbern zahlen – und damit deutlich über dem Mindestlohn von 12,41 Euro, so die Expertin.
Aber längst nicht alle Arbeitgeber melden ihre Haushaltshilfe an. Eine 2023 veröffentlichte repräsentative Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) kam zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Haushaltshilfen, die nicht angemeldet waren und ohne Absicherung und Unfallversicherung arbeiteten, bei 90 Prozent lag. Geschätzte 3,9 Millionen Haushalte beschäftigten ihre Hilfen schwarz.
Anteil der Schattenarbeit geht nach oben
Die geschätzte Schwarzarbeitsquote in Deutschland liegt international zwar im Mittelfeld, ist aber immer noch sehr hoch – Tendenz steigend. Nicht nur Nannys, Leihomas oder Gärtner lassen sich gegen Bares für schnell ausgeführte Tätigkeiten unter der Hand bezahlen. Auch professionelle, internationale Banden treiben die Fälle von Schwarzarbeit nach oben, schreibt der Zoll in seinem Jahresbericht für 2022.
Experten zufolge werde die durch Schattenwirtschaft illegal erbrachte Leistung um 38 Milliarden auf 481 Milliarden Euro steigen, heißt es in einer Schätzung, die vom Linzer Professor Friedrich Schneider und seinem Tübinger Kollegen Bernhard Bookmann vom Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung veröffentlicht wurde. Der Anteil der prognostizierten Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt nehme damit auf 11,3 Prozent zu.
Nebenjob korrekt anmelden
Private Arbeitgeber, die Rentner als Nanny anstellen, haben in zweierlei Hinsicht besondere Verantwortung. Während sie auf der einen Seite von der Lebenserfahrung, Flexibilität und Zuverlässigkeit der Älteren profitierten, sei es auf der anderen Seite geboten, die arbeitsrechtlichen Vorschriften einzuhalten, erklärt Ardelt. Vor allem im Bereich der privaten Kinderbetreuung sei der persönliche Bezug, der zu Kindern aufgebaut werde, sehr wichtig. Aber nicht nur die Arbeit solle sicher sein, sondern auch das Arbeitsverhältnis selbst.
Arbeite jemand schwarz, bestünden keine Versicherungen. Sobald das Arbeitsverhältnis angemeldet sei, sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer umfassend durch das deutsche Sozialsystem abgesichert. Ardelt rät, bei jeder Anstellung, ob Minijob oder sozialversicherungspflichtiger Midijob, eine Unfallversicherung abzuschließen. Bei Minijobs laufe die Unfallversicherung über die Minijobzentrale, bei sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen sind die Unfallversicherungsträger der Bundesländer für Privathaushalte zuständig.
Steuerregelungen bei Minijobs und Midijobs
Grundsätzlich kommen für Altersvollrentner alle Beschäftigungsarten in Betracht. Ob es sich bei der Nebenbeschäftigung um einen Mini- oder Midijob handelt, hängt von der Anzahl der Arbeitsstunden ab. Wenn Sie mit einem Stundenlohn von 17 Euro rechnen, kommen Sie mit nur acht Stunden pro Woche bereits an die Minijobgrenze.
"Arbeiten Rentner in einem Privathaushalt in einem Minijob, ist der Zuverdienst steuerfrei, da der Arbeitgeber die pauschale Lohnsteuer in Höhe von zwei Prozent für den Arbeitnehmer abführt", erklärt Ardelt. Dies gelte unabhängig davon, ob jemand Rente beziehe oder nicht.
- Minijob und Midijob: So viele Stunden dürfen Sie arbeiten
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Eine Anstellung wird als Midijob bezeichnet, wenn Ihr Gehalt zwischen 538,01 Euro und 2.000 Euro liegt – der sogenannte Übergangsbereich. Hier werden die Beitragsbelastungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer nach komplizierten Formeln ermittelt, deren Berechnung allerdings Computerprogramme übernehmen.
Einfach ausgedrückt errechnet sich die Steuer aus dem Gesamtbetrag aus Ihrer Rente und dem Nebenverdienst. Der individuelle Rentenfreibetrag sowie der Grundfreibetrag werden bei der Steuerberechnung berücksichtigt. Hier erfahren Sie mehr darüber, ab wann Rentner Steuern bezahlen müssen.
Für Midijobs oder Vollzeitbeschäftigungen gelten die üblichen Steuersätze entsprechend der Steuerklasse. Auf den Gesamtbetrag von Rente und Nebeneinkommen wird dann die Steuer berechnet. Der individuelle Rentenfreibetrag sowie der Grundfreibetrag werden bei der Steuerberechnung berücksichtigt.
Rente und Job? Ja, das geht
Wer sein reguläres Renteneintrittsalter erreicht hat, kann unbegrenzt hinzuverdienen und seine volle Rente beziehen. Rentenbeiträge müssen zwar nicht mehr entrichtet werden, aber jeder Rentner in einem Nebenjob darf freiwillig weiter in die Rentenkasse einzahlen.
Dazu müssen Sie Ihrem Arbeitgeber Bescheid geben, dass Sie weiterhin in die gesetzliche Rente einzahlen möchten. Bei einem Durchschnittsverdienst erhöht sich die monatliche Rente nach einem Jahr um rund 37 Euro – dauerhaft.
- Rentenversicherung: Sollten Minijobber in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen?
Wenn Sie als Minijobber freiwillig in die Rentenkasse einzahlen, beträgt der Betrag 13,6 Prozent Ihres Bruttogehalts. Als freiwilliger Einzahler in einem Midijob steigen die Beitragszahlungen mit der Höhe des Gehalts. Ihr Beitragsanteil beträgt 9,3 Prozent. Ihr Arbeitgeber trägt ebenfalls 9,3 Prozent.
Reduzierte Sozialversicherungsbeiträge
Rentner mit einem Minijob zahlen keine Beiträge zur Sozialversicherung. Lediglich in die Rentenversicherung kann jedoch weiterhin freiwillig eingezahlt werden. Wer einen Midijob ausübt, zahlt reduzierte Sozialversicherungsbeiträge. Bei der Krankenversicherung zahlen Midijobber 14 Prozent statt 14,6 Prozent.
Von der Renten- und der Arbeitslosenversicherung sind Sie befreit – nur der Arbeitgeber zahlt hier seinen gesetzlichen Anteil. Die Pflegeversicherungsbeiträge müssen allerdings in voller Höhe gezahlt werden.
Altersrentnern bleibt trotzdem wesentlich mehr Netto vom Brutto übrig. "Betreut eine Leihoma an zwei Nachmittagen die Woche Kinder und erhält in Ihrem Midijob einen Bruttolohn von 700 Euro, bleiben ihr etwa 680 Euro netto – und damit knapp 30 Euro mehr als voll sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern", rechnet Lena-Marei Ardelt vor.
Auch Energie und Motivation sind wichtig
Lebhafte Kleinkinder können einen gut auf Trab halten, wissen die Mitarbeiter von "betreut.de" aus eigener Erfahrung mit ihren Nannys zu berichten. Deshalb sollten Sie sich als Leihoma oder Leihopa den Aufgaben körperlich und mental gewachsen fühlen. Wenn Sie also genügend Energie und Motivation mitbringen, dann freuen sich wahrscheinlich viele Familien auf Ihre Unterstützung.
- Schriftliches Interview mit Lena-Marei Ardelt von quitt Deutschland GmbH
- Schriftliche Antwort von betreut.de
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- deutsche-rentenversicherung.de: "Rente und Job – Ja, das geht"
- haufe.de: "Was passiert beim Überschreiten der Minijob-Grenze?"
- Eigene Recherche