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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Einbußen im Alter So schnell verlieren Sie fast 40.000 Euro Rente
Reduzieren Angestellte ihre Arbeitszeit, tun sie das zum Preis einer niedrigeren gesetzlichen Rente. Doch wie viel Geld geht ihnen genau verloren?
Ob Kinderbetreuung, die Pflege Angehöriger oder einfach der Wunsch nach mehr Freizeit: Es gibt viele Gründe, warum Arbeitnehmer auf Teilzeitarbeit umschwenken oder sich sogar ganz aus dem Berufsleben verabschieden. Die finanziellen Folgen können langfristig jedoch erheblich sein – insbesondere für die spätere Rente. Wir zeigen, wie viel Geld Sie verlieren, wenn Sie Ihre Arbeitszeit reduzieren.
Wie sich weniger Arbeit auf die Rente auswirkt
Wenn Sie Ihre Arbeitszeit reduzieren, sinkt in der Regel auch Ihr Gehalt. Da die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung vom Bruttolohn abhängen, zahlen Sie bei einem geringeren Einkommen auch weniger in die Rentenkasse ein. Das führt zu niedrigeren Rentenansprüchen im Alter.
Zwar werden Kindererziehungszeiten angerechnet, allerdings für maximal drei Jahre pro Kind. Zudem können die Zeiten nur einem Elternteil zugeschrieben werden. Die Deutsche Rentenversicherung tut dann so, als hätten Sie in dieser Zeit so viel verdient wie der Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Das bringt Ihnen einen Rentenpunkt pro Jahr oder umgerechnet aktuell 39,32 Euro Rente im Monat (mehr dazu hier).
Arbeiten Sie neben der Kindererziehung weiter, erhalten Sie die Pflichtbeiträge wegen Kindererziehung zusätzlich zu Ihren eigenen Rentenbeiträgen, solange die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze noch nicht erreicht ist. Lesen Sie hier, wo diese Grenze aktuell für Sie liegt.
Große Unterschiede zwischen Frauen und Männern
Meist bleibt es aber nicht bei einer kurzfristigen Auszeit vom Job oder vorübergehend reduzierter Arbeitszeit. Sobald Kinder ins Leben treten, wechseln vor allem Frauen häufig in Teilzeitarbeit – und bleiben oft auch dann dabei, wenn die Kinder schulpflichtig werden. Männer hingegen arbeiten zum überwiegenden Teil weiter in Vollzeit – egal, wie alt ihr Kind ist.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren 2023 91,4 Prozent der erwerbstätigen Väter mit einem Kind unter sechs Jahren vollzeitbeschäftigt. War das Kind über sechs Jahre alt, stieg die Quote auf 93 Prozent. Frauen mit jüngeren Kindern hingegen arbeiteten nur zu 27 Prozent in Vollzeit, mit schulpflichtigen Kindern lag die Quote bei 37,1 Prozent.
Beispielrechnung: Hohe langfristige Renteneinbußen
Wie sich Teilzeitarbeit auf die Rente auswirkt, macht ein Beispiel deutlich:
Nehmen wir an, Sie verdienen bei einer 40-Stunden-Woche ein Jahresbruttoeinkommen von 50.500 Euro. Nun möchten Sie auf eine 32-Stunden-Woche reduzieren, was Ihr Jahresgehalt auf 40.400 Euro senken würde.
- Bei 40 Stunden pro Woche würden Sie etwa einen Rentenpunkt pro Jahr gutgeschrieben bekommen, da Ihr Gehalt in etwa dem vorläufigen Durchschnittsentgelt 2025 entspricht (50.493 Euro). Für Ihre jährlichen Rentenbeiträge würden Sie damit eine monatliche Rente von 39,32 Euro erhalten. So viel ist ein Rentenpunkt derzeit wert (Stand: Januar 2025).
- Bei 32 Stunden pro Woche würden Sie nur noch 0,8 Rentenpunkte pro Jahr erhalten (40.400 Euro / 50.493 Euro). Multipliziert mit dem Rentenwert ergibt sich daraus eine monatliche Rente von 31,46 Euro (0,8 x 39,32 Euro).
Nehmen wir nun weiter an, dass Sie 20 Jahre lang auf diese Weise in Teilzeit arbeiten, ergibt sich für diese Phase Ihres Berufslebens folgender Unterschied zur Vollzeit:
- Bei 40 Stunden pro Woche erarbeiten Sie sich einen Rentenanspruch von 786,40 Euro im Monat (20 x 39,32 Euro).
- Bei 32 Stunden pro Woche erarbeiten Sie sich einen Rentenanspruch von 629,20 Euro im Monat (20 x 31,46 Euro).
Bei einer Reduktion Ihrer Arbeitszeit um 20 Prozent verlieren Sie in diesem Beispiel also 157,20 Euro pro Monat. Bei einer angenommenen Rentenbezugsdauer von 20 Jahren summiert sich der Unterschied auf etwa 37.728 Euro.
Die Beispielrechnung zeigt: Eine Reduzierung der Arbeitszeit ist nur zu einem hohen Preis zu haben. Eine um mehr als 150 Euro niedrigere monatliche Rente kann Ihren Lebensstandard im Alter erheblich beeinflussen.
Gut zu wissen
Um zu erfahren, welche Auswirkungen es auf Ihre Rente hat, wenn Sie Ihre Arbeitszeit reduzieren, können Sie sich auch direkt an die Deutsche Rentenversicherung wenden. Vereinbaren Sie einen Beratungstermin zur Klärung Ihres Versicherungskontos oder nutzen Sie das kostenlose Servicetelefon: 0800-10004800.
Wie können Sie der Rentenlücke vorbeugen?
Um die Rentenlücke zu schließen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bleiben Sie aufgrund von Kinderbetreuung mehr zu Hause, ist es sinnvoll, wenn Sie als Paar gemeinsam vereinbaren, wie Ihre Lücke ausgeglichen werden kann.
So könnte Ihnen der weiterarbeitende Partner einen Bargeld-Ausgleich zahlen. Den Betrag können Sie dann langfristig für die Altersvorsorge nutzen – etwa indem Sie ihn in einen weltweiten Aktien-ETF stecken. Lesen Sie hier, wie Sie dabei am besten vorgehen.
Alternativ oder zusätzlich sollten Sie den Arbeitgeber nach einer betrieblichen Altersvorsorge fragen. Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten es gibt. Auch nach vermögenswirksamen Leistungen können Sie sich bei der Gelegenheit gleich erkundigen (mehr dazu hier).
Letztlich kann es auch eine Option sein, länger zu arbeiten, um die Rentenansprüche zu erhöhen. Arbeiten Sie über Ihr gesetzliches Rentenalter hinaus, legt die Rentenversicherung sogar noch einen Zuschlag von 0,5 Prozent pro Monat obendrauf.
- Eigene Berechnung
- deutsche-rentenversicherung.de: "Kindererziehung und Rente"
- zeit.de: "So geht Teilzeit ohne Verlust bei der Rente"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa