Nach Sanktionen Nord Stream 2 AG zahlungsunfähig? – Betreiber dementiert Insolvenz
Der Betreiber der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 kämpft mit der Zahlungsunfähigkeit. Jüngste Berichte über eine bereits erfolgte Insolvenz jedoch weist das Unternehmen nun aber zurück.
Die Eigentümergesellschaft der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 hat nach eigenen Angaben noch keinen Insolvenzantrag gestellt. "Wir bestätigen die Medienberichte nicht, dass Nord Stream 2 Insolvenz angemeldet hat", erklärte die in Zug in der Schweiz ansässige Projektgesellschaft am Mittwoch.
"Das Unternehmen hat die lokalen Behörden nur darüber informiert, dass es nach der Verhängung von US-Sanktionen gegen die Gesellschaft Verträge mit Mitarbeitern kündigen musste", hieß es weiter.
Zuvor hatte die Regierungsrätin des Kantons Zug, Silvia Thalmann-Gut, am Dienstagabend in einem TV-Interview von einem "Konkurs" gesprochen, ihre Behörde teilte später am Abend mit: "Nord Stream 2 hat massive Zahlungsschwierigkeiten aufgrund der verhängten Sanktionen."
Regierungsrätin nimmt Worte vom Vortag zurück
Am Mittwoch ruderte Thalmann-Gut zurück und bestätigte, dass keine Involvenz in die Wege geleitet worden sei. "Uns ist bekannt, dass Nord Stream 2 mit enormen Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen hat", sagte sie. "Das Unternehmen hat bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen Konkurs beim Zuger Handelsregisteramt angemeldet."
Ein Konkursverfahren kann in der Schweiz von Gläubigern oder dem Unternehmen selbst eingeleitet werden, "wenn es sich als insolvent betrachten muss", wie das Wirtschaftsministerium auf seiner Webseite schreibt. Die Volkswirtschaftsdirektion eines Kantons entspricht einem Wirtschaftsministerium in einem deutschen Bundesland.
Die kantonale Behörde will nach eigenen Angaben am Freitag berichten, wie der Kanton Zug reagieren werde. Der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin hatte am Montagabend im Fernsehen zunächst von 140 Entlassungen gesprochen.
Krieg gegen die Ukraine führte zum Aussetzen der Pipeline
Nord Stream 2 gehört dem staatlichen russischen Gaskonzern Gazprom. Das elf Milliarden Dollar schwere Projekt war aber zur Hälfte von den Energie- und Ölriesen Shell, OMV, Engie, Uniper und Wintershall DEA finanziert worden.
Russland wollte mit der 1.230 Kilometer langen Pipeline durch die Ostsee die Kapazität der Erdgas-Lieferungen nach Deutschland verdoppeln. Nord Stream 2 ist fertig, die Bundesregierung hatte aber die Inbetriebnahme wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine auf Eis gelegt.
Das US-Finanzministerium hatte als Teil der Sanktionen gegen Russland in der vergangenen Woche ultimativ die Abwicklung aller Geschäfte mit der Nord Stream 2 AG und deren Mehrheitsbeteiligungen bis 2. März (Mittwoch) verlangt.
Tochterfirma in Deutschland stellt Betrieb ein
Nord Stream 2 war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Gazprom wollte sich nicht zu den Informationen äußern. Uniper erklärte, man wisse nichts von einem bevorstehenden Insolvenzantrag. Die übrigen Mitfinanziers waren nicht für Stellungnahmen erreichbar oder äußerten sich nicht.
Das von Nord Stream 2 gegründete Schweriner Tochterunternehmen Gas for Europe hat seinen Betrieb zunächst eingestellt. "Aufgrund der Situation bei der Nord Stream 2 AG sind die Aktivitäten der Gas for Europe GmbH gestoppt", sagte ein Sprecher auf Anfrage am Dienstag. Das Tochterunternehmen war zuvor gegründet worden, um Vorgaben der Bundesnetzagentur zu erfüllen.
- Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und dpa