Führe zu Vertrauensverlust BDI-Präsident kritisiert Corona-Politik
Der BDI-Chef Siegfried Russwurm sieht die deutschen Corona-Maßnahmen vielfach als Flickenteppich, die keiner mehr verstehe. Das führe zum Vertrauensverlust, kritisiert er.
Nach Ansicht von BDI-Präsident Siegfried Russwurm ist es nach zwei Jahren Corona "völlig inakzeptabel, dass es nicht genug aktuelle Daten, PCR-Testkapazitäten und einheitliche Hygienekonzepte für Schulklassen gibt".
Auch verwundere ihn manche Entscheidungsfindung: "Wir erleben Corona-Gipfel von Bund und Ländern mit großer Einigkeit – und ein paar Stunden später landesspezifische Varianten der Entscheidung", zitieren die Zeitungen der Funke Mediengruppe den Präsidenten des Industrieverbands BDI.
Das führe zu Vertrauensverlust und zu einem Flickenteppich, den keiner mehr verstehe. Russwurm äußert sich ablehnend gegenüber einer Homeoffice-Pflicht. Zu einer Impfpflicht sehe er dagegen "keine bessere Alternative, wenn wir Deutschland aus dieser Dauerkrise herausbringen wollen". Eine Beteiligung der Unternehmen an der Durchsetzung lehnt er allerdings ab.
Deutschland nicht auf Nord Stream 2 angewiesen
Im Interview äußerte Russwurm zudem die Überzeugung, dass die deutsche Energieversorgung nicht von Nord Stream 2 abhänge, auch wenn Deutschland derzeit mehr als 50 Prozent seines Gases aus Russland beziehe. "Es wäre sicherlich nicht leicht, diesen Anteil kurzfristig komplett oder zu großen Teilen zu ersetzen."
Seiner Ansicht nach hat sich Deutschland aber nicht zu sehr von russischen Energielieferungen abhängig gemacht. "Russland hat bislang immer geliefert, auch in diesem Winter", sagte Russwurm. "Gas größtenteils von dort zu beziehen war kein Vabanquespiel, sondern zuverlässig und günstig." Jetzt stelle sich allerdings die Frage nach stärkerer Diversifizierung.
Um eine weitere Eskalation im Ukraine-Konflikt zu vermeiden, sprach sich Russwurm für Gespräche "über jeden geeigneten Kanal" aus. "Die Folgen einer Verschärfung des Konflikts wären für alle düster", so der BDI-Präsident.
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa