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Corona | Omikron: Leere Supermarktregale und Hamsterkäufe? Das droht Deutschland


Einzelhandel
Sorgt Omikron in Deutschland für leere Supermarktregale?


Aktualisiert am 27.01.2022Lesedauer: 5 Min.
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Ein Einkaufswagen im Supermarkt: Bleiben Hamsterkäufe aus, dürfte es in Deutschland keine Warenengpässe geben.Vergrößern des Bildes
Ein Einkaufswagen im Supermarkt: Bleiben Hamsterkäufe aus, dürfte es in Deutschland keine Warenengpässe geben. (Quelle: imago-images-bilder)

In den USA hat die Omikron-Welle den Einzelhandel empfindlich getroffen. Viele Regale blieben leer, weil das Personal krank war. In Deutschland ist die Lage derweil entspannt. Noch.

Die Omikron-Variante breitet sich rasant in Deutschland aus. Auch vor den Mitarbeitern im Einzelhandel und in der Logistik macht das Virus nicht halt. Längst ist klar, dass es in den kommenden Wochen zu krankheitsbedingten Ausfällen kommen wird, die sich auch auf die Lieferketten und die Verfügbarkeit von Waren auswirken dürften.

In einzelnen Supermärkten zeigt sich das schon jetzt. Mal ist das Nudelregal halb leer, mal fehlt – schon wieder – der Deutschen liebstes Pandemieprodukt Toilettenpapier.

Müssen wir uns darauf einstellen, dass sich die Lage zuspitzt? Sollten Verbraucher schon jetzt große Vorräte anlegen, wozu unlängst der Virologe Alexander Kekulé im t-online-Interview riet? Und wie bereiten sich Händler und Logistiker auf die Spitze der Omikron-Welle vor? t-online beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie groß sind die Krankenstände bei Supermärkten und Drogerien?

Zu dieser Frage halten sich die großen Ketten sehr bedeckt, konkrete Zahlen nennt auf Nachfrage niemand. Wie t-online aus Einzelhandelskreisen erfuhr, sind hohe Krankenstände aktuell jedoch bei fast allen Händlern ein großes Thema. Die Lage sei angespannt und könne sich auch weiter verschärfen. Vor allem bei der Belieferung der Märkte komme es derzeit häufiger zu Verzögerungen und Ausfällen (siehe nächster Abschnitt).

Offiziell jedoch ist insbesondere den Supermärkten daran gelegen, Panik vorzubeugen und Gelassenheit zu verbreiten. Die Lieferketten seien nicht grundsätzlich in Gefahr, es gebe eingeübte Notfallpläne, alles halb so wild, lautet die Botschaft.

Rewe etwa betont, dass es seit Beginn der Pandemie ein Hygienekonzept gebe. Durch eine enge Überwachung würden Probleme in der Logistik schnell erkannt. "Die Warenversorgung ist gesichert, die Lager sind gut gefüllt", so ein Sprecher. Personalengpässe würden seit März 2020 durch Beschäftigte aus anderen Bereichen oder anderen Märkten aufgefangen.

Von Aldi Süd heißt es, sie seien wie alle Einzelhändler durch Omikron betroffen. Aber, so ein Sprecher auf t-online-Anfrage: "Die Verfügbarkeit von Lebensmitteln sehen wir als gesichert an. Es existieren Notfallpläne, um auf mögliche Eventualitäten reagieren zu können."

Im Nachbarland Österreich hat die Drogeriekette dm jüngst ihren Notfallplan sogar öffentlich gemacht (t-online berichtete). So wurde bekannt, dass manche Märkte im schlimmsten Fall sogar schließen müssten.

In Deutschland gibt sich dm dagegen schmallippig. Auf Anfrage heißt es von Geschäftsführer Christian Harms, dass der Betrieb und die Warenverfügbarkeit sichergestellt sei. "Nicht nur für die dm-Märkte, sondern auch für unsere Verteilzentren haben wir umfassende Hygienekonzepte, Testangebote und Ähnliches erarbeitet", so Harms weiter.

Wie ist die Lage bei den Logistikunternehmen?

Sowohl aus Kreisen des Handels als auch aus der Logistikbranche heißt es: Die Lkw-Fahrer sind das Nadelöhr der Lieferketten. Ausfälle machen sich hier besonders deutlich bemerkbar, weil sie schwer zu ersetzen sind. Das weiß auch Martin Bulheller, Sprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Noch würden die Lieferketten zwar halten, jedoch gebe es branchenweit "erhöhte" Krankenstände: "In einigen Unternehmen liegt dieser fünf bis zehn Prozentpunkte höher als vor der Corona-Pandemie."

Die Folge: Schon jetzt bleiben einzelne Regale leer, kommen manche Produkte nicht in ausreichender Menge an. Als Leiter des Logistikunternehmens BplusZ bei Berlin hat Marc Kampmann dafür eine einfache Erklärung: "Bei uns fällt es direkt auf: Wenn einer fehlt, fährt der Lkw nicht."

Er rechnet damit, dass sich die Lage zuspitzen kann. "Wir haben deutlich erhöhte Krankenstände", sagte er t-online. Die Situation sei "sehr dynamisch". "Bis Ende März kann es zu größeren Lieferschwierigkeiten kommen."

Der Verband BGL weist derweil auf weitere Probleme hin. "Für viele Logistikunternehmen ist es aktuell schwer, kostendeckend zu arbeiten, da auf vielen Strecken die Rückladung fehlt oder eine Dreiecksroute gefahren werden muss", erklärt Sprecher Martin Bulheller. Heißt: Durch weltweite Lieferprobleme, gerade auch in der Industrie, lohnen sich die Fahrten nicht so, wie es vor Corona der Fall war. Das kann dann auch Auswirkungen auf die Lieferung heimischer Güter haben, es könnte zu Verzögerungen kommen.

Kann Omikron für leere Supermärkte sorgen?

Nein, eine Situation, wie sie jüngst in den USA zu beobachten war, lässt sich für Deutschland derzeit ausschließen – zumindest, wenn es nicht zu Hamsterkäufen kommt. Davon jedenfalls ist Eva Stüber überzeugt. Stüber arbeitet am Kölner Institut für Handelsforschung (IFH), sie sieht die Lage ähnlich wie es die Supermarktketten darstellen: "Es wird sicherlich an der einen oder anderen Stelle haken. Grundsätzlich aber sind der Handel und die Logistikbranche gut aufgestellt."

Das Liefersystem sei sehr komplex, biete aber auch genug Spielraum zur flexiblen Anpassung. So könnten die Logistiker etwa Lieferungen anderer Waren verschieben, um priorisiert die Supermärkte anzusteuern. "Die Märkte werden also auch dann genug Waren haben, wenn es zu vermehrten Krankheitsausfällen kommt."

Gleichwohl müssten Verbraucher in den kommenden Wochen damit rechnen, dass bestimmte Produkte nicht immer in großer Stückzahl verfügbar sind – oder eine bestimmte Marke fehlt. "Regional und vereinzelt kann es durchaus zu leeren Regalen kommen", so Stüber. "Doch auch dann gilt: Niemand wird in der Omikron-Welle verhungern. Womöglich sind dann eben statt fünf nur drei Nudelsorten im Angebot. Für einen kurzen Zeitraum reicht das aber auch."

So stellt es auch der Bundesverband des Lebensmittelhandels dar. "Im Allgemeinen blicken wir weiterhin auf eine stabile Versorgungslage mit Gütern des täglichen Bedarfs", sagt Sprecher Christian Böttcher t-online. Zwar könne es "punktuell zu Lieferverzögerungen und Lieferausfällen" kommen.

"Diese können aber über den aufgestockten Warenbestand und durch Alternativprodukte im Sortiment ausgeglichen werden." Problematisch aber könnte die Lage werden, wenn es zusätzlich zu den Lieferschwierigkeiten auf der Angebotsseite zu Hamsterkäufen auf der Nachfrageseite käme (siehe nächster Abschnitt).

Sollte ich jetzt noch schnell viel einkaufen, ehe alles weg ist?

Nein, denn genau das könnte am Ende dazu führen, dass es tatsächlich zu Warenengpässen kommt. IFH-Expertin Stüber warnt: "Hamsterkäufe sind jetzt die größte Gefahr. Es darf keine Panik auftreten. Erst wenn auf einen Schlag zu viele Menschen ganze Jahresrationen von Konserven oder Toilettenpapier kaufen, kann das System kollabieren."

Umgekehrt heißt das: Wenn alle Deutschen gelassen bleiben und weiter einkaufen wie gehabt, geht niemand leer aus. "Es gilt daher maßvoll zu bevorraten, vielleicht für eine Woche mehr einzukaufen, aber nicht gleich für einen ganzen Monat", so Stüber. "Dann wird es auch von allem genug geben."

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Wie ließen sich die Probleme vermeiden?

Für Entspannung an der Versorgungsfront könnten unter anderem gelockerte gesetzliche Regeln sorgen. So dringt etwa der Chef des Handelsverbandes HDE, Stefan Genth, darauf, das Verbot nächtlicher Anlieferungen aufzuheben. "Für eine unter Extrembedingungen arbeitende Logistik ist es zudem entscheidend, die Sonntagsarbeits- und -fahrverbote sowie Lenk- und Ruhezeiten zu entschärfen", so Genth.

Die Auslieferung der Waren ließe sich so besser über die Woche verteilen, auch würden so die Kontakte zwischen den Mitarbeitern in den Logistikzentren und Supermärkten verringert. Beide Regelungen galten in dieser Form bereits in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 und könnten von den Landesregierungen leicht wieder eingesetzt werden.

Abhilfe schaffen könnte außerdem eine einfachere Form der sogenannten Arbeitnehmerüberlassung, ebenfalls ein Instrument, das 2020 vielerorts Anwendung fand. Gemeint ist damit, dass Mitarbeiter anderer Branchen kurzfristig im Einzelhandel einspringen können, zum Beispiel, um Regale einzuräumen. Genth: "Die Politik muss jetzt die passenden Instrumente schaffen, damit im eventuell eintretenden Krisenfall schnell reagiert werden kann."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Marc Kampmann
  • Gespräch mit Martin Bulheller, BGL
  • Gespräch mit IFH-Expertin Eva Stüber
  • Statement von HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth
  • Statement von BVLH-Sprecher Christian Böttcher
  • Anfragen an dm, Aldi Süd, Rewe, Schwarz-Gruppe
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