Mangel im Weihnachtsgeschäft Einzelhandel rechnet teils bis 2023 noch mit Lieferengpässen
Der Einzelhandel rechnet im nächsten Jahr noch nicht mit einer Erholung. Viele Branchen schätzen, dass es bis weit ins kommende Jahr zu Engpässen kommt
Die Lieferengpässe im Einzelhandel werden sich einer Umfrage zufolge bis weit in den Sommer 2022 hinziehen. Im Schnitt rechnen die Firmen der Branche damit, dass die Knappheiten weitere zehn Monate andauern, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage mitteilte.
"Die Produktauswahl wird zu Weihnachten und lange danach eingeschränkt sein", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Die Fahrradhändler sind dabei am pessimistischsten: Sie erwarten 18 Monate Lieferprobleme.
Bei den Möbelhändlern sind es 12,5 Monate. Die Spielzeugeinzelhändler gehen von rund elf Monaten aus, die Baumärkte von 10,3 Monaten.
Insgesamt allerdings ist die Zahl der Firmen mit Nachschubproblemen den Angaben nach etwas zurückgegangen, und zwar von 74 auf 60 Prozent. Bei den Fahrradhändlern sank die Zahl von 100 auf 89,6 Prozent, bei den Baumärkten von 98,9 auf 83,5 Prozent. "Das sind immer noch enorm hohe Zahlen", sagte Wohlrabe dazu.
Großteil der Einzelhändler kündigt Preiserhöhungen an
"Die weltweite Logistik ist aus dem Takt. Viele Lieferungen kommen mit deutlichen Verspätungen in Deutschland an." Die Probleme dürften sich auch in den Preisen im Weihnachtsgeschäft niederschlagen, erwartet das Ifo-Institut. Ein Großteil der Unternehmen hat demnach Preiserhöhungen angekündigt.
Die meisten deutschen Einzelhändler erwarten einer anderen Umfrage zufolge wegen Lieferengpässen bei Mikrochips und anderen Produkten negative Folgen für ihr Weihnachtsgeschäft. Rund drei Viertel der befragten Unternehmen berichten von Lieferengpässen, die auf die Umsätze durchschlagen könnten, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) mitteilte.
Demnach geht jeder fünfte Händler davon aus, dass sich die Materialengpässe "in erheblichem Maße" auf ihren Umsatz auswirken dürften. Etwa 57 Prozent erwarten, dass es "in geringem Maße" zu Einbußen kommen werde. Rund 24 Prozent sehen keine negativen Folgen.
HDE versucht zu beruhigen
"Das wird nicht dazu führen, dass wir leere Regale bekommen", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Einzelne Produkte wie bestimmte Spielekonsolen könnten zwar betroffen sein.
"Ja, da gibt es Engpässe", räumte Genth ein. "Einzelne Lücken sind da." Das habe es aber bei besonders gefragten oder neuen Produkten schon früher hier und da gegeben. "Das hatten wir auch in den Vorjahren immer wieder", sagte Genth.
- Nachrichtenagentur Reuters