Prozess gegen Elizabeth Holmes gestartet Ex-Milliardärin und Gründerin drohen bis zu 20 Jahre Haft
Sie war ein Shootingstar der Start-up-Szene, doch ihr Erfolg beruhte auf Täuschung. Nun hat der Prozess gegen Elizabeth Holmes wegen Betrugs begonnen. Ihr drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Das Betrugsverfahren gegen die frühere Silicon-Valley-Milliardärin und Gründerin der Bluttest-Firma Theranos, Elizabeth Holmes, ist am Mittwoch im kalifornischen San José gestartet. Holmes, die Theranos im Jahr 2003 im Alter von nur 19 Jahren gegründet hatte, wird vor einem Gericht im kalifornischen San José vorgeworfen, Investoren und Kunden betrogen zu haben. Bei einer Verurteilung wegen Betrugs und Verschwörung zum Betrug muss sie mit einer bis zu 20-jährigen Haftstrafe rechnen.
Holmes galt als Wunderkind der Start-up-Szene. Die heute 37-Jährige versprach mit Theranos ein einfaches und zugleich günstiges Blut-Analyse-Verfahren. Dafür sammelte sie insgesamt 900 Millionen US-Dollar ein – teilweise von sehr prominenten Investoren. Doch viel mehr als ein Versprechen war da nicht. Der Schwindel flog auf. 2019 wurde Holmes wegen Betrugs angeklagt.
Vor Gericht sagte Staatsanwalt Robert Leach nun: "In diesem Fall geht es darum, zu lügen und zu schummeln, um an Geld zu kommen." Als der jungen Gründerin damals das Geld ausgegangen sei, habe sie sich entschieden zu lügen. Der Prozess ist auf mindestens 13 Wochen angesetzt.
Skandal wurde durch die Medien aufgedeckt
Holmes' Verteidiger setzen im Prozess offenbar darauf, die Verantwortung dem früheren Partner, Ramesh Balwani, zuzuschreiben. Holmes habe ihm vertraut uns ich auf ihn verlassen, sagte Anwalt Lance Wade zum Prozessauftakt an die Geschworenen gewandt. Der fast 20 Jahre ältere Mann, mit dem Holmes zwischenzeitlich ein Verhältnis hatte, soll sie ausgenutzt und kontrolliert haben. Ihm steht Anfang des kommenden Jahres ein separater Prozess bevor.
Ins Rollen gebracht hatte den Skandal das "Wall Street Journal" schon 2015. In einem Artikel schilderten ehemalige Mitarbeiter, dass die Technologie nicht so recht funktioniere und stattdessen konventionelle Geräte anderer Hersteller für die Blutuntersuchungen genutzt würden. Daraufhin kam es zu Untersuchungen, in deren Folge Theranos seine Lizenzen und damit zahlreiche Labor-Deals verlor. Es folgte die Anklage durch die Staatsanwaltschaft.
Viele prominente Namen im Unternehmen
Der Verwaltungsrat der Firma war demnach arm an Medizinexperten, aber reich an einflussreichen Figuren aus Washington. Unter ihnen waren etwa die früheren US-Außenminister Henry Kissinger und George Shultz sowie der damalige Verteidigungsminister James Mattis. Der Enkel von Shultz, der über seinen Großvater an einen Job bei Theranos gelangte, entdeckte schnell Unstimmigkeiten und wurde zu einem zentralen Informanten des "Wall Street Journals" sowie der Behörden.
Kurios dabei: Unter den Geldgebern von Theranos war auch der Besitzer des "Wall Street Journal", Rupert Murdoch. Der Medienmogul investierte privat rund 125 Millionen Dollar, von denen nach den Enthüllungen kaum etwas übrig geblieben sein dürfte. Der Start des Gerichtsverfahrens ist für den 8. September mit einer ersten Zeugenbefragung geplant.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa und AFP
- Tagesschau
- Manager Magazin: "Prozess gegen Blut-Milliardärin: 'Als sie kein Geld mehr hatte, entschied Elizabeth Holmes zu lügen'"