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Homeoffice-Pflicht endet – Karl Lauterbach ist besorgt


Arbeitgeber gegen DGB
Homeoffice-Pflicht endet – Lauterbach besorgt

Von dpa-afx, rtr
Aktualisiert am 30.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Karl Lauterbach (Archivbild): Der SPD-Gesundheitspolitiker empfiehlt Arbeitnehmern, vorerst im Homeoffice zu bleiben.Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach (Archivbild): Der SPD-Gesundheitspolitiker empfiehlt Arbeitnehmern, vorerst im Homeoffice zu bleiben. (Quelle: Jürgen Heinrich/imago-images-bilder)

Die Homeoffice-Pflicht endet. Arbeitgeber zeigen sich erleichtert, Arbeitnehmer wollen eine langfristige Lösung für mehr Arbeit von Zuhause. Gesundheitspolitiker Lauterbach mahnt zur Vorsicht.

Angesichts der am heutigen Mittwoch endenden Homeoffice-Pflicht hat SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach Arbeitgebern empfohlen, die Arbeit von zu Hause aus wenn möglich weiterzuführen. "Jetzt ist ein erheblicher Teil der Menschen noch nicht oder nur einmal geimpft. Damit ist die Situation noch nicht ungefährlich", sagt Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorabbericht. Er rate dringend dazu, Mitarbeiter in Büros zwei Mal pro Woche zu testen, um Ausbrüche zu verhindern.

Die Wirtschaft begrüßt derweil das Auslaufen der coronabedingten Homeoffice-Pflicht. Dieser "bürokratische Aktionismus" sei ein überflüssiges Einmischen der Politik gewesen, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Unternehmen hätten in den vergangenen Monaten eigenverantwortlich, freiwillig und sehr zuverlässig in allen Branchen Homeoffice ermöglicht. "Wir Arbeitgeber haben beim Homeoffice geliefert und das werden wir auch weiterhin tun, da wo es interne wie externe Betriebsprozesse zulassen. Dafür brauchen wir keine Verordnung."

DGB fordert "klare Spielregeln"

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, forderte eine dauerhafte Regulierung in diesem Bereich. Auch von der nächsten Bundesregierung erwarte man hier ein Gesetzespaket, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Viele Beschäftigte wünschten sich für die Zukunft einen gesunden Mix aus Präsenzarbeit und der Möglichkeit, mobil arbeiten zu können. "Zu diesem gesunden Mix gehören aber klare Spielregeln, denn spätestens die Pandemie hat die schwerwiegenden Probleme im Homeoffice sichtbar gemacht: Überlange Arbeitszeiten und unbezahlte Mehrarbeit, permanente Verfügbarkeitserwartungen, eine wackelige Ausstattung oder digitale Überwachung."

Hoffmann forderte einen Rechtsanspruch auf Homeoffice oder mobiles Arbeiten, einen angemessenen Arbeitsschutz, "eine ordentliche Ausstattung" und weitere Schritte hin zu mehr Mitbestimmung. "Klar muss auch sein, dass Homeoffice nicht vom Arbeitgeber verordnet werden darf."

Arbeitgeber: "Homeoffice-Regulierung ist weder nötig noch sinnvoll."

Die Arbeitgeber lehnen das ab. "Eine Homeoffice-Regulierung ist weder nötig noch sinnvoll", sagte Kampeter. "Damit die Wirtschaft wieder in Fahrt kommt, braucht sie die richtigen Rahmenbedingungen: Flexibilität und Freiräume für Innovationen statt weiterer Regulierungen." Unterstützung bekam er dafür von der FDP: Der stellvertretende Bundesvorsitzende Johannes Vogel sprach sich dafür aus, sich bei der Reform der Regeln für mobiles Arbeiten an den Niederlanden zu orientieren. Die dortige Regierung habe "bereits 2015 ihre Hausaufgaben gemacht" und das Arbeitszeitgesetz flexibilisiert sowie einen modernen Rechtsrahmen für das Homeoffice eingeführt.

Die in der Bundesnotbremse verankerte Homeoffice-Pflicht läuft an diesem Mittwoch gemeinsam mit der Notbremse aus. Die Gültigkeit war im Infektionsschutzgesetz bis zum 30. Juni befristet. Unternehmen müssen dennoch weiterhin Corona-Maßnahmen aufrechterhalten, zwei Tests pro Woche anbieten und Hygienepläne erstellen. Das ist in der neuen Corona-Arbeitsschutzverordnung geregelt, die mit dem 1. Juli in Kraft tritt und bis zum 10. September gelten soll.

Leistungsdruck und überlange Arbeitszeiten im Homeoffice

Der DGB stützt seine Forderungen nach einer dauerhaften Regulierung für Homeoffice und mobiles Arbeiten auch auf eine noch unveröffentlichte Auswertung von Umfragedaten von Beschäftigten, die bereits vor einem Jahr erhoben wurden. Die Auswertung liegt der Nachrichtenagentur dpa vor. Demnach haben Beschäftigte im Homeoffice zwar nach eigenem Empfinden mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei Arbeitszeit und Arbeitseinteilung als Beschäftigte mit festem Arbeitsplatz in der Firma. Allerdings berichten sie auch öfter von überlangen Arbeitszeiten und von Leistungsdruck.

46 Prozent der Befragten, die im Homeoffice oder mobil arbeiteten, gaben an, es komme "sehr häufig" oder "oft" vor, dass sie während der arbeitsfreien Zeit nicht richtig abschalten könnten. Von den Beschäftigten mit einem festen Arbeitsplatz sagten das nur 34 Prozent. Deutlich mehr Homeoffice-Beschäftigte (39 Prozent) gaben außerdem an, von ihnen werde "sehr häufig" oder "oft" erwartet, außerhalb der Arbeitszeit per E-Mail oder Telefon erreichbar zu sein (andere Beschäftigte: 15 Prozent).

Viele Beschäftigte wünschen sich allerdings, dass Homeoffice und mobiles Arbeiten auch nach Ende der Pandemie weiter zur Arbeitsrealität gehören. Zu diesem Schluss kommt eine Befragung der Krankenkasse DAK-Gesundheit in mehreren Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen etwa können sich demnach 57 Prozent der Befragten vorstellen, in Zukunft mindestens die Hälfte ihrer Zeit von zu Hause aus zu arbeiten. In anderen Bundesländern liegt der Anteil teils etwas niedriger.

Als Grund für den Wunsch nach dauerhaftem Homeoffice wird neben dem Zeitgewinn auch die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie genannt. Als Nachteil sieht eine Mehrheit hingegen die fehlende Trennung von Beruf und Privatleben sowie den mangelnden Kontakt zu Kollegen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa-AFX und Reuters
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