Anziehende Preise Inflation bleibt im Juni auf hohem Niveau
Kurze Atempause: Im Vergleich zum Mai sinkt die Inflation im Juni geringfügig, bleibt aber auf einem hohen Niveau. Für Verbraucher sind das keine guten Neuigkeiten.
Trotz eines leichten Rückgangs bleibt die Inflation in Deutschland vergleichsweise hoch. Waren und Dienstleistungen kosteten im Juni durchschnittlich 2,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in seiner ersten Schätzung mitteilte.
Im Mai war die Teuerungsrate noch mit 2,5 Prozent auf den höchsten Stand seit September 2011 geklettert. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für Juni mit einem Rückgang auf 2,3 Prozent gerechnet.
Angesichts dieser Entwicklung warnt der frühere Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret vor einem verfrühten Aufatmen. "Wir dürfen die Inflation nicht auf die leichte Schulter nehmen", sagte Dombret am Dienstag t-online.
Inflationsdruck steigt weiter
Der Inflationsdruck steige weiter – auch unabhängig von den Nachholeffekten in der Corona-Krise. Ein Grund dafür sei etwa, dass wegen des demographischen Wandels langfristig die Löhne stärker steigen könnten. Zudem werde die Inflation in vielen ökonomischen Modellen momentan eher unter- als überschätzt. "Ich mahne deshalb zur Vorsicht, das Anziehen der Inflation ist noch nicht vorbei", so Dombret weiter. "Wir müssen unbedingt wachsam bleiben."
Auch andere Experten gehen davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten wieder steigt und in der zweiten Jahreshälfte drei oder vier Prozent erreicht. Nicht zuletzt deshalb, weil die Preise in der zweiten Jahreshälfte 2020 von der vorübergehend gesenkten Mehrwertsteuer gedrückt wurden und sich dieser Effekt dann umkehrt.
Treibstoff als Preistreiber
Die Finanzmärkte beobachten die in vielen Regionen gestiegene Inflation sehr genau, die Europäische Zentralbank sieht einen Preisanstieg von knapp unter zwei Prozent als mittelfristig ideal für die Wirtschaft im Euro-Raum.
Größter Preistreiber war erneut Energie. In Baden-Württemberg etwa kostete Tanken fast 27 Prozent mehr als im Juni 2020 und in Nordrhein-Westfalen knapp 24 Prozent mehr. In NRW und Sachsen verbilligten sich Pauschalreisen hingegen um fünf Prozent.
- Gespräch mit Andreas Dombret
- Nachrichtenagentur Reuters