IfW-Studie Lieferengpässe kosten deutsche Wirtschaft 25 Milliarden Euro
Stau im Suezkanal, Container-Krise im chinesischen Shenzhen: Weltweit kommt es im laufenden Jahr zu Störungen der Lieferketten. Deutschlands Unternehmen kommt das teuer zu stehen.
Die Engpässe und Verzögerungen in den globalen Lieferketten dürften die deutsche Volkswirtschaft nach Schätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) 2021 rund 25 Milliarden Euro kosten. Die Ökonomen gehen in ihrer am Dienstag veröffentlichten Analyse davon aus, dass die "Belastungen erst im Verlauf des dritten Quartals leicht abnehmen und sich erst danach eine deutliche Besserung einstellt". Allein im zweiten Quartal dürfte demnach die deutsche Wirtschaftsleistung durch die Zuspitzung der Liefersituation um etwa ein Prozent gedrückt worden sein.
Die Industrie, aber auch viele Handwerker beklagen seit Monaten, dass dringend benötigte Rohstoffe und Vorprodukte fehlen oder verzögert geliefert werden. Die Gründe sind vielschichtig: Zum einen lässt die anziehende Konjunktur der Schwergewichte USA und China viele Güter knapp und teuer werden.
Schwierigkeiten trotz voller Auftragsbücher
Zum anderen hat die Corona-Pandemie die globalen Lieferrouten in der Containerschifffahrt durcheinandergewirbelt, unpünktliche Schiffsankünfte sind seit langem an der Tagesordnung. Das Ergebnis: Die Industrie sitzt zwar auf prall gefüllten Orderbüchern, kann die Aufträge aber nicht abarbeiten.
"Sobald sich die Lieferengpässe lösen, wird die Industrieproduktion durch zwei Faktoren Rückenwind erhalten und für einige Zeit voraussichtlich deutlich stärker zulegen als die neu eingehenden Auftragseingänge", prognostiziert das IfW. Zum einen werde es Aufholeffekte geben, sobald die Industrie ihre Produktion wieder auf das übliche Niveau hochfährt.
"Das derzeitige Niveau der Auftragseingänge spricht für einen Anstieg der Industrieproduktion um etwa 10 Prozent." Zum anderen gebe es Nachholeffekte, sobald die aufgestauten Aufträge abgearbeitet würden. "Dadurch wird die Produktion vorübergehend über ihr langfristig normales Niveau ansteigen."
- Nachrichtenagentur dpa