Neue Studie Mehrwertsteuer müsste wegen Rente auf 27 Prozent steigen
Die Rentenversicherung steht vor einem großen Finanzproblem: Künftig fallen viele Beitragszahler weg, die Zahl der Rentner steigt massiv. Das könnten Verbraucher künftig beim Einkaufen spüren.
Die Debatte um die Zukunft der gesetzlichen Rente in Deutschland nimmt Fahrt auf. Erst am Montag stellte ein Beratergremium beim Wirtschaftsministerium ein Gutachten vor und forderte eine Anhebung des Rentenalters. Mehr dazu lesen Sie hier.
Nun warnt das Ifo-Institut in einer neuen Studie im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung vor einem massiv höheren Finanzierungsbedarf für den Bundeshalt. Die Untersuchung liegt t-online vor. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet.
Demnach steigen die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung von heute 9 Prozent auf fast 12 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung im Jahr 2050. Der Grund laut der Untersuchung: die Alterung der Gesellschaft und die Rentenreformen der vergangenen Jahre.
Mehrwertsteuersatz könnte anziehen
Eine mögliche Folge: Die Mehrausgaben für die Rentenpakete wie die Rente mit 63 oder die Grund- und Mütterrenten führten dazu, dass der volle Mehrwertsteuersatz von heute 19 Prozent auf fast 27 Prozent im Jahr 2050 steigen müsste.
Dazu kommt: Der sogenannte Nachholfaktor ist bis 2025 ausgesetzt, was die Kosten weiter antreibe. Das ist ein Mechanismus, der dafür sorgt, dass eine eigentlich nötige Rentensenkung mit möglichen Erhöhungen in den kommenden Jahren verrechnet würden. Diese würden dann geringer ausfallen.
Der steigende Umsatzsteuersatz greift jedoch nur, wenn man alle bereits heute absehbaren Mehrausgaben über die Steuer finanzieren wollte. Dass die Rentenkasse allein über den Mehrwertsteuersatz finanziert wird, ist jedoch kaum realistisch. Wahrscheinlicher ist es, dass die Beiträge zur gesetzlichen Rente sowie das Rentenalter ansteigen – und dass etwa auch Selbstständige mit in die gesetzliche Rente einbezogen werden.
- Altersvorsorge: Wann Sie in Rente gehen können
Dass die gesetzliche Rente vor einem großen finanziellem Problem steht, mag man in Berlin jedenfalls kaum mehr verneinen. Die große Herausforderung: Die Zahl der Beitragszahler, also derjenigen, die in die Rentenversicherung einzahlen und so die Rente der jetzigen Senioren bezahlen, verringert sich künftig stark.
Babyboomer gehen bald in Rente
Außerdem werden die Babyboomer in den nächsten 15 Jahren in Rente gehen. Zum Vergleich: Heutzutage finanzieren drei Menschen im erwerbsfähigen Alter einen Rentner. 2050 werden es nur noch zwei Erwerbsfähige sein, wie das Ifo-Institut weiter mitteilte.
Es gibt bereits haufenweise Vorschläge, wie die Rente zukunftsfest gemacht werden soll. Neben der Idee, das Rentenalter heraufzusetzen, steht auch der FDP-Vorschlag einer Aktienrente im Raum sowie ein flexibles Renteneintrittsalter nach schwedischem Vorbild.
Johannes Geyer, Rentenexperte am DIW Berlin, sagte t-online jüngst dazu: "Eine Rentenreform ist ein gefährliches Thema: Politiker machen sich damit nicht beliebt." Doch eine Reform, die mehr als zehn Jahre umfasse, sei jetzt notwendig.
- Eigene Recherche
- Ifo-Gutachten: "Rentenpolitik im Schatten der Babyboomer"
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters