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Auto1 profitiert von steigenden Preisen


Erfolgreicher Börsengang
Gebrauchtwagenhändler Auto1 profitiert von steigenden Preisen

Von dpa-afx
19.05.2021Lesedauer: 3 Min.
Gebrauchtwagen (Symbolbild): In der Corona-Krise ist die Nachfrage danach gestiegen. Händler wie Auto1 profitieren davon.Vergrößern des Bildes
Gebrauchtwagen (Symbolbild): In der Corona-Krise ist die Nachfrage danach gestiegen. Händler wie Auto1 profitieren davon. (Quelle: Stefan Zeitz/imago-images-bilder)

Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 Group hat einen erfolgreichen Börsengang hingelegt. Der Umsatz steigt wegen erhöhter Nachfrage

Der Autohändler Auto1 hat im ersten Quartal von steigenden Preisen profitiert. Das auf den Großhandel spezialisierte Unternehmen konnte auch mehr Autos verkaufen als in den drei Monaten zuvor.

Im Vergleich mit dem Vorjahr verzeichnete Auto1 vor allem wegen den Corona-Auswirkungen aber weniger abgesetzte Fahrzeuge. Im Tagesgeschäft kostet der Aufbau der Privatkundenmarke Autohero viel Geld und sorgt für rote Zahlen. Auch der Börsengang im Februar schlug mit Sonderkosten zu Buche, so dass der Verlust unter dem Strich deutlich höher ausfiel als zuletzt.

"Ich bin sehr stolz auf die Fortschritte, die wir gemacht haben, trotz der Auswirkungen der anhaltenden Covid-19-bedingten Lockdowns in vielen unserer Märkte", sagte Vorstandschef Christian Bertermann am Mittwoch laut Mitteilung. Insbesondere verwies er auf die gestiegenen Verkäufe über das noch kleine Privatkundenportal, das der Konzern deutlich ausbauen will. "Angesichts der Entwicklung im ersten Quartal sind wir für die kommenden Monate sehr optimistisch." Er bestätigte die Jahresprognosen.

Aktie trotz Gewinn unter Druck

Die Auto1-Aktie geriet am Vormittag unter Druck und fiel zuletzt um knapp drei Prozent auf gut 39 Euro. Ein Händler wertete insbesondere die Verkäufe in der Großhandelssparte allerdings als überraschend gut, was auch den Umsatz getrieben habe. JPMorgan-Analyst Marcus Diebel sah sowohl die Resultate mit dem Großhandel als auch mit Privatkunden stark.

An die Börse gebracht worden war die Aktie mit einem Ausgabepreis von 38 Euro, der Kurs hatte sich bereits am ersten Handelstag über die Marke von 50 Euro geschwungen. Vor allem im Mai musste das Papier aber unter anderem wegen der neu entfachten Skepsis an den Börsen rund um Online-Wachstumswerte spürbar zurückstecken. Aktuell ist Auto1 am Markt rund 8,3 Milliarden Euro wert.

Der Umsatz kletterte von 779 Millionen Euro in den letzten drei Monaten des Vorjahres im ersten Quartal 2021 auf knapp 900 Millionen Euro, wie das seit kurzem im SDax notierte Unternehmen in Berlin mitteilte.

Steigende Preise für Gebrauchtwagen wegen der Pandemie

Auto1 vergleicht sich mit dem Vorquartal, auch um den Verlauf in der Pandemie deutlich zu machen. Im ersten Quartal das Vorjahres hatte der Autohändler – laut des Wertpapierprospekts für den Börsengang – einen Erlös von 877,4 Millionen Euro erzielt – demgegenüber beträgt das Plus nur rund 2,5 Prozent.

Branchenweit berichten Autohersteller und Händler derzeit von anziehenden Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen. Zum einen ist die Nachfrage hoch, zum anderen ist die Autoproduktion wegen der Pandemie teils noch eingeschränkt, die Lieferzeiten für Neuwagen etwa nehmen zu.

Auch der Autohändler profitierte zu Jahresbeginn von steigenden Preisen, je verkauftem Auto erlöste das Unternehmen im Schnitt 6.891 Euro, rund 250 Euro mehr als im Schlussquartal 2020. Im Profihandel mit den Händlern erzielte Auto1 höhere Verkaufspreise als zuvor, mit Privatkunden über Autohero sanken jedoch die Preise und auch der Bruttoverdienst je Auto.

Online-Angebot wird ausgebaut

Auto1 setzt auf starkes Wachstum bei den Privatkunden und baut den Online-Verkauf mit viel Werbung aus - und nimmt für den Gewinn von Marktanteilen offenbar zunächst auch günstigere Preise und Bruttogewinne in Kauf.

Das Online-Angebot an Privatkunden ist bei Auto1 ohnehin noch klein, hier verkaufte der Konzern 7.815 Autos, im Vorquartal waren es knapp 4.200 Wagen. Im angestammten Geschäft mit Händlern wurde das Unternehmen 122.722 Autos los, nach gut 113.100 im vorherigen Dreimonatszeitraum. Das Auftaktquartal gilt in der Branche ohnehin als üblicherweise stärkster Dreimonatszeitraum des Jahres.

Im operativen Geschäft fährt Auto1 auch wegen der Marketingausgaben für das Autohero-Portal weiter rote Zahlen ein, das hatte Bertermann für dieses Jahr aber auch bereits angekündigt. Bereinigt um Sondereffekte und vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stand zwischen Januar und Ende März ein Verlust von 14 Millionen Euro zu Buche, nach 22 Millionen Euro in den drei Monaten zuvor. Im Vorjahresquartal hatte Auto1 hier einen kleinen operativen Gewinn ausweisen können.

Aktienausgaben sorgten für hohes Minus

Unter dem Strich sorgten unter anderem Sonderbelastungen aus einer aktienbasierten Vergütung des Managements für ein deutlich höheres Minus. Auto1 war im Februar an die Börse gegangen, danach hatte das Unternehmen im März 4,53 Millionen neue Aktien ausgegeben, um ein bestehendes Beteiligungsprogramm für die Gründer Bertermann und Hakan Koç abzuwickeln.

Zum damaligen Xetra-Schlusskurs von 50,26 Euro am 23. März hatten die neuen Aktien einen Gesamtwert von knapp 228 Millionen Euro. Auf die Aktionäre entfiel zwischen Januar und Ende März ein Nettoverlust von 252,9 Millionen Euro. Im Schlussquartal 2020 waren es nur 60,4 Millionen Euro Verlust gewesen.

Vorstandschef Bertermann und Koç, der heute Aufsichtsratsmitglied ist, haben das Unternehmen 2012 gegründet. Sie halten noch knapp 28 Prozent der Anteile, nächstgrößerer Aktionär ist der japanische Mischkonzern und Technologie-Investor Softbank mit gut 16 Prozent.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-AFX
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