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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Studie So groß ist der Goldschatz der Deutschen wirklich
Wer träumt nicht von einem Goldschatz? Die Deutschen jedenfalls sitzen auf gewaltigen Goldmengen, wie eine neue Untersuchung zeigt. Aber warum eigentlich?
Ein Goldschatz auf einer einsamen Insel ist oft der zentrale Inhalt von Abenteuerromanen und Piratenfilmen. Doch auch in Deutschland schlummert einer – und zwar bei vielen Bürgerinnen und Bürgern zu Hause.
Die Deutschen besitzen mittlerweile 9.089 Tonnen Gold und damit fast dreimal so viel wie die Bundesbank, sie bunkert knapp 3.400 Tonnen Gold. Das geht aus einer Studie der Steinbeis-Hochschule im Auftrag der Reisebank hervor. Die Forscher haben die Zahlen anhand einer repräsentativen Befragung von 2.000 Menschen über 18 Jahre hochgerechnet.
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So wertvoll ist der Goldschatz
Damit besitzen die Bundesbürger noch einmal 171 Tonnen mehr als 2019, als die letzte Gold-Studie der Reisebank erschien. Seit 2010 ist die Anzahl der Gold-Tonnen ohnehin stark gestiegen.
Insgesamt nennen 68 Prozent der Deutschen das gelbe Edelmetall ihr Eigen. Damit haben ungefähr 47 Millionen Bundesbürger einen Goldschatz – in welcher Form auch immer – zu Hause.
Gemeinsam mit den Goldreserven der Bundesbank, der deutschen Zentralbank, befinden sich rund sechs Prozent der weltweiten Goldreserven in Deutschland, knapp 12.500 Tonnen. Dieser Goldschatz ist bei einem aktuellen Goldpreis von 1.470 Euro rund 650 Milliarden Euro wert – eine enorme Summe.
Das sind die Gründe für den Goldrausch
Die Gründe für den Goldbesitz sind vielfältig, wie aus der Studie hervorgeht. So geben rund 31 Prozent der Befragten an, aus ästhetischen Gründen – also beim Schmuck – auf Gold zu setzen. Mehrere Antworten waren indes möglich. Knapp 30 Prozent schätzten Gold als reale Wertanlage, die nicht abstrakt ist. Und 16 Prozent rühmen sich etwa mit Gold als Statussymbol.
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Doch der wichtigste Grund: 77 Prozent investieren in Gold als Mittel zur Wertabsicherung oder zum Schutz vor Inflation, also der Geldentwertung.
Auch Gabor Vogel, Rohstoffexperte bei der DZ Bank, der Muttergesellschaft der Reisebank, sieht diesen Grund als wichtige Motivation für den Goldkauf. "Gold gilt als Inflationsschutz", sagt er im Gespräch mit t-online. "Durch seine natürlich begrenzte Menge hat Gold eine Werterhaltungsfunktion."
Kurzfristig sieht Vogel zwar keine Inflationsgefahr – obwohl die Teuerungsrate zuletzt anzog. Doch durch die massiven Konjunkturpakete angesichts der Corona-Pandemie und das Geld der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte sich das langfristig ändern.
"Der Markt ist vollgepumpt mit Liquidität – die weltweit geschnürten Fiskalpakete können die langfristigen Inflationsunsicherheiten durchaus erhöhen." Gold wäre daher eine sichere Bank, so der Experte.
Diese Tipps greifen beim Goldkauf
Allerdings gilt: "Sie sollten dennoch breit streuen." Der Grund: "Der Goldpreis kann sehr volatil sein – so ging es in den Jahren 2012 und 2013 deutlich bergab." Das Edelmetall könne eine sinnvolle Ergänzung im Wertpapierdepot sein, aber nicht ein alleiniges Investment. "Insgesamt sollten Anleger auf verschiedene Anlageklassen setzen, um das Chancen-Risikoprofil zu verbessern" – beispielsweise ETFs oder Fonds.
ETFs und Fonds sind Geldkörbe, die in viele Aktien gleichzeitig investieren. So streuen Anleger ihr Geld über viele verschiedene Branchen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Während sich bei Aktien nicht die Frage stellt, in welcher Form man sie kauft – es gibt sie schließlich nur als digitales Wertpapier –, ist die Auswahl bei Gold größer. Schmuck, Münzen, Barren, Wertpapiere, Zertifikate – oder Aktien von Goldminen sind möglich.
Auch hier hat Vogel eine klare Antwort: "Einsteiger sollten bei Gold auf physisches Gold, goldgedeckte Produkte, wie beispielsweise Xetra-Gold oder risikoarme Zertifikate setzen", sagt er. Kleinere Goldminen-Aktien etwa könnten dagegen schnell spekulativ werden. "Da sind Enttäuschungen bei Anfängern vorprogrammiert. Das ist etwas für Profis."
- Eigene Recherche
- Gold-Studie der Reisebank
- Gespräch mit Gabor Vogel