Menschenrechte verletzt VW entschädigt verfolgte ehemalige Mitarbeiter in Millionenhöhe
Während der Militärdiktatur in Brasilien soll Volkswagen mit dem Regime zusammengearbeitet und eigene Beschäftigte ans Messer geliefert haben. Nun zahlt ihnen der Konzern Entschädigungen.
35 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur in Brasilien zahlt Volkswagen verfolgten früheren Mitarbeitern Entschädigung in Millionenhöhe. Das sieht ein Vergleich mit Justizbehörden des Landes vor, den der Konzern nach eigenen Angaben am Mittwoch unterzeichnete. Der Autobauer soll mit dem damaligen Regime kollaboriert und Beschäftigte ans Messer geliefert haben.
"Es ist wichtig, mit diesem negativen Kapitel in der Geschichte Brasiliens verantwortungsbewusst umzugehen und für Transparenz zu sorgen", erklärte VW-Rechtschefin Hiltrud Werner in einer Stellungnahme in portugiesischer Sprache. Hintergrund sind die Ergebnisse einer von der Regierung eingesetzten Kommission, die die Rolle von Unternehmen während der Militärdiktatur von 1964 bis 1985 untersucht hatte.
Die Experten fanden heraus, dass Volkswagen und andere Firmen dem Militär im Geheimen geholfen hatten, sogenannte Staatsfeinde sowie Gewerkschaftsaktivisten in der Belegschaft ausfindig zu machen. Viele dieser Beschäftigten wurden entlassen, festgenommen oder von der Polizei schikaniert, wie Reuters-Recherchen im Jahr 2014 ergaben. Sie fanden über Jahre keine neue Anstellung.
VW-Vergleich für Historiker "wegweisend"
Über den nun geschlossenen Vergleich hatten zuerst die Sender NDR und SWR sowie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Nach VW-Angaben sieht er eine Zahlung von insgesamt rund 36 Millionen Real (etwa 5,5 Millionen Euro) vor. Davon gehen 16,8 Millionen Real an einen Opferverband von ehemaligen Mitarbeitern und deren Hinterbliebenen.
Der Rest wird gespendet an Menschenrechtsinitiativen. Die brasilianische Staatsanwaltschaft gab bekannt, mit dem Vergleich würden drei seit 2015 laufende Ermittlungsverfahren beendet.
Der von Volkswagen mit der Angelegenheit betraute Historiker Christopher Kopper von der Universität Bielefeld bezeichnete den Vergleich als historisch wegweisend. "Es wäre das erste Mal, dass ein deutsches Unternehmen Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen an den eigenen Arbeitern im Werk annimmt für Vorgänge, die nach dem Ende des Nationalsozialismus passiert sind", wird Kopper von NDR, SWR und "Süddeutscher Zeitung" zitiert.
- Nachrichtenagentur Reuters