"Das war völlig überflüssig" Wie Tesla-Chef Elon Musk neue Zweifel sät
Tesla-Chef Elon Musk erntet für seine Ausbrüche auf Twitter Kritik. Nun wird er mit Donald Trump verglichen und seine Führungskompetenz angezweifelt.
Forbes schätzt ihn weltweit auf Platz 25 der mächtigsten Menschen der Welt. Für viele steht er für Erfolg, Nachhaltigkeit und den Mut zu Innovationen. Doch der Elektroauto-Pionier Elon Musk hat zuletzt dem eigenen Image und dem seines Unternehmens geschadet. Nun gibt es Zweifel an seiner Führungskompetenz und Vergleiche mit Donald Trump.
Über 22 Millionen Menschen folgen dem 47-Jährigen Musk auf Twitter. Vor ihnen leistete er sich am vergangenen Wochenende einen kontroversen Tweet. Er bezeichnete einen britischen Taucher als "Pädo-Typen" – eine klare Anspielung auf Pädophilie. Und das nur, weil dieser das Angebot des Tesla-Chefs für ein Mini-U-Boot zur Rettung der thailändischen Fußballmannschaft aus einer überfluteten Höhle zurückgewiesen hatte.
Aktie von Tesla fällt nach Tweet
Den Tweet hat Musk mittlerweile gelöscht, doch der Imageschaden haftet. Es sei das Markenschädlichste, was Musk bislang getan habe, sagt der Technologie-Analyst Roger Kay. "Das war völlig überflüssig". Es mache Musk dem von ihm oft kritisierten Trump sehr ähnlich. Nach der Twitter-Tirade des in Südafrika geborenen Unternehmers fiel die Tesla-Aktie um knapp drei Prozent.
Tesla ist wegen Produktionsschwierigkeiten beim Model 3 ohnehin schon angeschlagen. Musk stehe derzeit unter hohem Druck, sagt Kay. Er habe in seiner Fabrik übernachtet, um die Produktion anzukurbeln, aber das sei schwierig. Wenn er mit Investoren spreche, müsse er ihnen dennoch versichern, dass ihr Geld gut angelegt sei.
Musk leistet sich Schlagabtausch mit Journalisten
Der Analyst Patrick Moorhead glaubt, um langfristigen Schaden abzuwenden, müsse sich Musk öffentlich entschuldigen. Außerdem müssten die anderen Vorstände von Tesla und Musks Raumfahrt-Firma SpaceX sich durchsetzen, um den Unternehmer vor sich selbst zu schützen. "Wenn er das Richtige tut, kann er sich von dieser Sache erholen", sagt Moorhead. "Das hier ist Amerika, jeder liebt Comebacks".
In letzter Zeit ist Musk häufiger mit kontroversen Ansichten aufgefallen. So liefert er sich einen Schlagabtausch mit Journalisten, denen er vorwirft, nur negativ über Tesla zu berichten. Er beschuldigt einen Mitarbeiter der Sabotage bei der Produktion des Model 3. Dieser habe zudem hochsensible Daten an Unbekannte weitergegeben. Der Mitarbeiter selbst bezeichnet sich als "Whistleblower".
Unangemessen für einen Unternehmenschef
In einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten beschwerte sich Musk über die "langweiligen" Fragen, wich aber gleichzeitig Fragen zum massiven Kapitalbedarf von Tesla aus. Sein Verhalten sei für einen Unternehmenschef nicht angemessen, sagt Analyst Bob O'Donnell.
Musk werde als Held glorifiziert – werde diesem Anspruch aber nicht gerecht. "Er liebt die Tatsache, dass über alles was er sagt, in den Medien berichtet wird", sagt O'Donnell. "Aber wenn man in der Position ist, muss man sich auch wie ein Erwachsener benehmen".
Andere finden Musks Verhalten "menschlich"
Beistand bekommt Musk hingegen von einem früheren Kritiker: Der Finanzanalyst Trip Chowdhry findet, dass die Diskussionen über Musk nur zeigten, dass er "menschlich" sei. Das habe aber nichts mit seinen Qualitäten als großer Visionär zu tun.
"Tesla ist allem, was es derzeit gibt, um Generationen voraus", sagt er. Das Unternehmen habe Aufträge im Wert von 14,5 Milliarden Dollar (12,4 Milliarden Euro). "Und sie haben Software-Expertise", sagt er. Die Konkurrenz sei hingegen "ahnungslos".
Wie andere wichtige Visionäre habe Musk "null Toleranz", wenn er von seinen Zielen abgelenkt werde. Und auch wenn er bei der Außendarstellung und Öffentlichkeitsarbeit hinter anderen Unternehmenschefs zurückbleibe, würden die Innovationen von Tesla in fünf bis zehn Jahren doch das Wichtigere sein. "Gegen Tesla zu wetten ist nicht nur verrückt, sondern auch eine totale Dummheit", sagt Chowdhry.
- AFP