Deutsche Wirtschaft schwächelt Die "Trumponomics" schlagen durch
Die deutsche Wirtschaft schwächelt, das stellen führende Wirtschaftsforschungsinstitute fest. Schuld ist demnach auch die Politik von US-Präsident Donald Trump.
Das Münchner Ifo-Institut hat seine Konjunkturprognose für Deutschland deutlich abgesenkt. Die Wirtschaftsforscher stuften ihre Prognose für das Wachstum in diesem Jahr von 2,6 Prozent auf nur noch 1,8 Prozent herunter, wie das Ifo mitteilte. Für das kommende Jahr sagen die Forscher ebenfalls nur noch 1,8 Prozent voraus, nachdem sie zunächst von einem Plus von 2,1 Prozent ausgegangen waren.
"Die Wirtschaft hat sich in den ersten Monaten des Jahres deutlich schlechter entwickelt als gedacht", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Das vom Ifo gemessene Geschäftsklima sei zurückgegangen "und die weltwirtschaftlichen Risiken haben deutlich zugenommen".
Zahl der Arbeitslosen sinkt wohl weiter
Dennoch wird sich der deutsche Aufschwung nach Einschätzung der Experten fortsetzen – "wenn auch nicht in demselben Tempo wie 2017". Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt um 2,2 Prozent gewachsen.
Auch in diesem und im kommenden Jahr allerdings werde die Zahl der Arbeitslosen weiter sinken, prognostiziert das Ifo-Institut – von 2,5 Millionen 2017 auf 2,3 Millionen im laufenden Jahr und auf 2,2 Millionen 2019. "Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte neue Rekorde erzielen und auf über 44,8 Millionen in diesem und 45,2 Millionen im kommenden Jahr steigen", erklärte Wollmershäuser.
Schuld ist auch Donald Trump
Neben dem Ifo-Institut senkt auch das Essener RWI-Institut seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft deutlich. Auch das RWI geht für 2018 nur noch von einem Wachstum von 1,8 Prozent aus, wie die Forscher und Regierungsberater mitteilten. Bisher waren 2,4 Prozent erwartet worden. Für 2019 rechnen sie mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,5 statt 1,9 Prozent.
Ursachen hierfür seien schlechtere Exportaussichten wegen staatlicher Abschottungsmaßnahmen etwa der USA. Wirtschaftsexperten sprechen in diesem Zusammenhang auch von den "Trumponomics". "Das außenwirtschaftliche Klima ist rauer geworden", sagte RWI-Chefökonom Roland Döhrn. "Selbst wenn nur kleine Teile des deutschen Exports von den durch die USA verhängten Zöllen betroffen sind, dürfte das Aufkeimen des Protektionismus negativ auf das Exportklima wirken und Unternehmen vorsichtiger agieren lassen."
Arbeitskräftebedarf wird nachlassen
Zudem seien die Firmen verunsichert durch die unklare Zukunft der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU vor dem Hintergrund des geplanten Brexit. Am Arbeitsmarkt sorgt die erwartete schwächere Konjunktur laut RWI dafür, dass sich der Beschäftigungsaufbau verlangsamt und die Arbeitslosigkeit nur noch wenig sinkt.
Insbesondere am Bau und im Pflegebereich bestehe zwar Arbeitskräftebedarf. Dieser werde jedoch häufig durch Zuwanderung gedeckt. Die Arbeitslosenquote werde wohl nur noch leicht von 5,3 Prozent in diesem Jahr auf 5,2 Prozent im kommenden Jahr zurückgehen, erwartet das RWI.
Binnenwirtschaft brummt weiter
Der Aufschwung der Binnenwirtschaft bleibt dem RWI zufolge intakt. Die Bauinvestitionen steigen demnach weiter kräftig und die privaten Konsumausgaben profitieren von der Jobsicherheit und höheren Löhnen. Der staatliche Haushaltsüberschuss dürfte 2018 um rund drei Milliarden Euro auf gut 41 Milliarden Euro steigen. Grund dafür seien höhere Einnahmen dank der anhaltend guten Lage am Arbeitsmarkt. Auch das Münchner Ifo-Institut äußerte sich spürbar skeptischer zur Konjunktur.
- AFP, dpa