Größer als Hessen Saudi-Arabien baut kapitalistische Mega-Stadt
Saudi-Arabiens Wirtschaft ist vom Erdöl abhängig. Um das ein wenig zu ändern, plant der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman den Bau der ersten kapitalistischen Megastadt "Neom" – das Projekt soll an die Börse gehen.
"Ohne Zweifel wird Neom eines Tages an die Börse gebracht", sagte bin Salman. Zunächst müsse die Idee ausgereift sein. "Es könnte vor oder nach 2030 sein, aber die Idee und Strategie ist, die Industriezone eines Tages an die Börse zu bringen." Er wies Berichte über Verzögerungen bei dem für 2018 geplanten Börsengang des Ölgiganten Saudi-Aramco zurück.
Der Kronprinz hatte am Dienstag seine Entwicklungspläne für die Region im Grenzgebiet zu Jordanien und Ägypten vorgelegt. Das Neom-Projekt soll am Roten Meer und dem Golf von Akaba auf einer Fläche von 26.500 Quadratkilometern entstehen, das ist größer als das Bundesland Hessen.
Kronprinz: "Das wird revolutionär sein"
Dort sollen Branchen von der Energie- und Wasserwirtschaft über Biotechnologie bis hin zur Unterhaltungsbranche angesiedelt werden.
"Die erste kapitalistische Stadt der Welt", sagte der Kronprinz. "Das wird revolutionär sein." Das künftige Industriezentrum liegt strategisch günstig zwischen Asien, Europa und Afrika, nahe der Schifffahrtsroute durch den Suezkanal. Insgesamt sind mehr als 500 Milliarden Dollar für das Projekt veranschlagt.
Die neue Mega-Industriezone ist Teil von Mohammeds ambitionierter Vision 2030, mit der Saudi-Arabien seine Abhängigkeit vom Öl-Export verringern will. Der geplante Börsengang von Saudi-Aramco und der Bau von Neom seien nicht das Ende der Fahnenstange. "Wir habe eine Menge riesiger Projekte, die wir in den nächsten Jahren ankündigen werden", sagte der Kronprinz. "Wir haben viele Fähigkeiten und nutzen nur wenige."
Aramco-Börsengang auf Kurs
Schon 2018 will Saudi-Arabien seinen Ölkonzern Saudi-Aramco an die Börse bringen. "Wir sind auf Kurs, aber die Details werden noch diskutiert", sagte der 32-Jährige. Er bekräftigte, die Bewertung des Konzerns werde bei zwei Billionen Dollar liegen. Einige Beobachter haben angesichts der niedrigen Ölpreise Zweifel, das sich ein entsprechender Preis erzielen lässt. "Ich weiß, es hat viele Gerüchte um dieses Thema gegeben, aber letztendlich entscheiden die Investoren", sagte Mohammed. "Zweifellos gehören zum größten Börsengang der Welt auch viele Gerüchte."
Der Streit mit dem Nachbarn Katar habe den Appetit der Investoren nicht gedämpft. "Katar ist ein sehr, sehr, sehr kleines Thema." Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten hatten Anfang Juni die diplomatischen und wirtschaftlichen Verbindungen zu Katar gekappt. Grund ist der Vorwurf, das Emirat unterstütze Extremisten und verbünde sich mit dem Erzrivalen Iran. Katar hat die Anschuldigung zurückgewiesen.
"Wir werden alles tun, um die Ölnachfrage zu stabilisieren"
Saudi-Arabien werde den Krieg im Nachbarland Jemen fortsetzen, sagte der Kronprinz. Der Golfstaat wolle verhindern, dass sich eine Bewegung wie die Hisbollah dort festsetze. Die schiitische Hisbollah, die vom saudi-arabischen Erzrivalen Iran unterstützt wird, spielt eine wichtige Rolle im Libanon und Syrien.
"Wir werden alles tun, um die Ölnachfrage und das Angebot zu stabilisieren", sagte Mohammed auf die Frage, ob Saudi-Arabien eine Verlängerung der Ölförderbremse unterstützen würde. Die Opec hatte sich im vergangenen Jahr mit insgesamt zehn weiteren Ölförderländern darauf verständigt, täglich 1,8 Millionen Fässer weniger zu fördern. Die Vereinbarung war im Frühjahr bis März 2018 verlängert worden. Damit hoffen die Produzenten, einen Verfall der Ölpreise zu verhindern. Tatsächlich ist die Talfahrt der vergangenen Jahre seither zum Stehen gekommen.