Widerstand gegen Baupläne Neuer Trump-Tower weckt den Zorn der Götter
Der Immobilienkonzern des US-Präsidenten will auf Bali seinen ersten Hotelturm in Asien bauen. Doch gegen das Projekt regt sich Widerstand. Denn die Sechs-Sterne-Anlage soll neben einem heiligen Hindutempel entstehen.
Der jahrhundertalte Hindutempel Tanah Lot an der Küste von Bali zieht täglich Tausende Besucher an. Das Heiligtum auf einer Felsspitze am Indischen Ozean gehört zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der indonesischen Insel, vor allem bei Sonnenuntergang, wenn das Abendrot das Wasser in ein flirrendes Orange taucht.
Riesiger Golfplatz mit Tempelblick
Nun soll der "Meerestempel" einen neuen Nachbarn bekommen: den ersten Trump-Hoteltower in Asien. Die Trump Organization verspricht eine atemberaubende Aussicht und einen riesigen Golfplatz mit Blick auf den Tempel. Das Unternehmen im Besitz von US-Präsident Donald Trump preist die Sechs-Sterne-Unterkunft "Trump International Hotel and Tower" an als "betörende und konkurrenzlose Alternative zu den derzeitigen Luxushotels" auf Bali.
Doch auf der sogenannten Insel der Götter dürfte sich nichts erheben, das auch nur im Entferntesten an einen Turm erinnert. Denn hier sind Bauwerke verboten, die höher sind als die allgegenwärtigen Kokospalmen mit ihren etwa 15 Metern.
Und auch wenn die Einheimischen stets interessiert sind an neuen Investitionen in die beliebte Ferieninsel: Ihre einzigartigen Traditionen wollen sie unbedingt bewahren. Entsprechend wehren sie sich gegen die Ausmaße des geplanten Trump-Bauwerks. Falls es einem Tower ähneln sollte, wären die Behörden entschlossen, ihn wieder dem Erdboden gleichzumachen.
"Wenn plötzlich ein nicht genehmigter Turm gebaut werden sollte, würden wir das natürlich stoppen und den Turm abreißen", sagt Ida Bagus Wiratmaja, Leiter der zuständigen Entwicklungs- und Planungsbehörde. "Für den Tempel und seine Umgebung gelten besondere Regelungen."
Mehr als ein Touristenmagnet
Denn Tanah Lot und andere Tempel an den Klippen sind mehr als Lockvögel für Touristen. Sie stellen das Herz des Alltagslebens in der Ortschaft Beraban dar, in der Tradition und Spiritualität eine wichtige Rolle spielen. Die Balinesen sind stolz darauf, dass sich ihre jahrhundertealte Hindukultur auf der Insel erhalten hat, während diese in anderen Teilen des indonesischen Archipels von Islam und Christentum verdrängt wurde.
Von den Regeln zum Schutz des Heiligtums ist das Höhenlimit die wichtigste Auflage für das Trump-Hotel. Denn auf dem 100 Hektar großen Gelände gibt es bereits einen Golfplatz und ein in die Jahre gekommenes Hotel, dass Trumps indonesischem Geschäftspartner Hary Tanoesoedibjo gehört, der ebenfalls Ambitionen auf das Präsidentenamt hat.
3000 Hektar großes Luxus-Wohngebiet
Für etwa 300 Millionen Dollar (275 Millionen Euro) will Tanoesoedibjos Großkonzern MNC die Anlage umbauen. Das neue Hotel soll von der Trump Organization gemanagt werden. Da die Vereinbarung dafür aus dem Jahr 2015 stammt, verstößt sie nicht gegen Trumps Zusage, als Präsident keine neuen Geschäfte abzuschließen.
Die beiden Unternehmen arbeiten auch bei einem Projekt in der Nähe der Hauptstadt Jakarta zusammen. Dort wollen sie auf 3000 Hektar ein Luxuswohngebiet namens "Trump Community" bauen. Allerdings ist auch dieses Vorhaben umstritten, denn das Gelände liegt in unmittelbarer Nähe zu einem Nationalpark, der mehreren bedrohten Arten Schutz bietet.
Zu dem Bali-Projekt wollten sich weder MNC noch die Trump Organization auf Nachfrage äußern. Im März hatte MNC Berichten zufolge versichert, die Höhenbeschränkung beachten zu wollen. Die Planung des Neubaus dauert demnach immer noch an, das alte Hotel soll Mitte des Jahres abgerissen werden. Zu den Auflagen gehört auch der Schutz eines weiteren Tempels, der sich auf dem Gelände befindet und nicht angerührt werden darf.
"Was auch immer sie bauen, es sollte nicht von unserer Hindukultur ablenken, weil sie die Seele des balinesischen Volkes ist", betont der religiöse Führer von Beraban, Made Rumawa. "Als Priester bestehe ich darauf, dass sie sich an die Regeln halten, denn diese wurden klar dargelegt."
Landbesitzer wollen nicht verkaufen
Für Missmut unter den Einheimischen sorgt auch der Plan der Unternehmer, das Hotelgelände zu erweitern, unter anderem, um Raum für einen noch größeren Golfplatz zu schaffen. Nach Angaben von Anwohnern bemüht sich MNC seit 2015 darum, umliegendes Land aufzukaufen. Dort werden zurzeit vor allem Reis und andere Getreidesorten angepflanzt. Etwa 80 Prozent der Landbesitzer schlugen das Angebot aus, wie der ehemalige Hotelmitarbeiter Wayan Surata sagt, der MNC bei den Kaufbemühungen unterstützte.
Das MNC-Gebot von 150 Millionen Rupiah (10.300 Euro) pro Parzelle von etwa 100 Quadratmetern liege deutlich unter dem, was die Dorfbewohner angesichts der Toplage als fairen Preis empfänden, erklärte Surata. Die meisten gingen davon aus, dass das Land drei bis sieben Mal so viel wert ist."Wir sind zuversichtlich, dass es schwieriger werden wird, Land zu kaufen, weil den Menschen bewusster geworden ist, dass Land nicht hergestellt werden kann", sagt der geistliche Führer Sumawa. "Die Investoren wollen das Gelände vergrößern, aber nachdem sie den Charakter der Menschen hier kennengelernt haben, ist ihnen klar geworden, dass es schwierig ist, ihnen Land abzukaufen."
Der Verkauf ist auch mit Blick auf den Niedergang der Landwirtschaft ein Reizthema. Denn dadurch wächst die einseitige Abhängigkeit vom Tourismus. In Beraban werden schon heute etwa 40 Prozent aller Ackerflächen als Wohngebiete oder für den Tourismus genutzt.