Nach Tod von Karl Albrecht Nun ruhen die Hoffnungen auf dem Aldi-Enkel
Nach dem Tod von Aldi-Süd-Oberhaupt Karl Albrecht stellt sich die Frage, wer in dem verschachtelten Milliarden-Konzern die bestimmende Macht innehaben wird. Der Patriarch selbst rief noch vor gut drei Monaten die Familie zum jährlichen Treffen zusammen, um das aus dem Gleichgewicht gekommene Machtgefüge in seinem Sinne zurecht zu rücken. Die Hoffnungen ruhen auf Albrechts Enkel, Peter Max Heister.
Das Schweizer Wirtschaftsmagazin "Bilanz" berichtete Anfang Mai ausführlich über das Familientreffen auf dem eigenen Öschberghof bei Donaueschingen. Außer Karl Albrecht trafen sich demnach in dem edlen Resort 20 Personen, unter anderem der 66-jährige kinderlose Sohn Karl junior, Albrechts Tochter Beate (62) mit ihrem Ehemann Peter Heister (66), amtierende Firmensprecher, und ihre Kinder. Außerdem seien die familienfremden Beiräte Jürgen Hambrecht (BASF), Renate Köcher (Allensbacher Institut) und Jost Wiechmann (Wirtschaftsprüfer in Hamburg) dabei gewesen.
Es ging wohl um die künftige Machtverteilung zwischen alten Weggefährten von Karl Albrecht, von außen neu angeheuerten Managern und der Familie. Albrecht-Enkel Peter Max Heister könnte künftig eine Schlüsselrolle spielen, wenn er den Vorsitz im sechsköpfigen Aldi-Süd-Beirat übernehmen sollte - einer Art Aufsichtsrat als höchste Instanz des Firmen-Imperiums. Von dem promovierten Volkswirt mit Berufserfahrung in der Investment-Branche erhoffe man sich eine bessere Durchsetzungskraft gegenüber dem so genannten Koordinierungsrat, .
Koordinierungsrat und Beirat wollen Oberhand
Der Koordinierungsrat ist mit einem Unternehmensvorstand vergleichbar. Die Manager Norbert Podschlapp, Michael Klöters und Robert Ochsenschläger steuern von der Zentrale in Mülheim an der Ruhr aus die operativen Geschäfte von Aldi. Und sie haben nicht immer gleiche Vorstellungen von der Unternehmensführung wie der Beirat. Die drei Herren werden auch für den abrupten Abgang des Aldi-Süd-Spitzenmanagers Frank Lutz im vergangenen Winter mit verantwortlich gemacht, der im Sinne Albrechts eine neue Konzernführung etablieren sollte.
Der als Hoffnungsträger des Unternehmens geltende ehemalige Goldman-Sachs-Manager sollte eine Management-Holding mit zentralem Cash-Management in Salzburg aufbauen, "was für das dezentral geführte Filialunternehmen eine Revolution gewesen wäre", erläuterte "Bilanz". "Das Trio spürte keinen Veränderungsbedarf und wollte alles so belassen, wie es war."
In einer Pressemitteilung zum Tode Karl Albrechts unterstreicht die Firmenspitze die Unabhängigkeit des Unternehmens. "Wir sehen es als Vermächtnis an, dies auch zukünftig zu gewährleisten."
Aldi im Machtvakuum
Beiratsmitglied Jürgen Hambrecht habe beim Familientreffen einen Ausweg aus dem drohenden Machtvakuum vorgeschlagen: Wenn es die zweite Generation nicht richtet, dann müsse die dritte ran. In ein bis zwei Jahren solle Peter Max Heister an die Spitze von Beirat und Familie rücken, so "Bilanz" Anfang Mai.
Der Enkel von Karl Albrecht scheine durchaus geeignet zu sein, dem Koordinierungsrat Paroli zu bieten. Der 36-Jährige zeige Anführer-Qualitäten – "der geborene Clan-Chef", schrieb "Bilanz". Als Chef der milliardenschweren Familienstiftung Siepmann und als Beiratsmitglied kenne er Aldi Süd bereits gut.
Peter Max Heister müsste nun - durch den Tod Albrechts früher als gedacht - die Vormachtstellung der Vorstände brechen und die verlorene Ehre der Aldis wieder herstellen. Die Albrecht-Heisters müssen dabei zu einer Rolle finden, bei der sie das Führungs- bzw. Kontroll-Heft in der Hand halten und gleichzeitig Veränderungen im Konzern offen gegenüber stehen.
Konkurrenz schläft nicht
Aldis Gewinnkonzept wurde längst kopiert, und zwar erfolgreich. Die unmittelbaren Discounter-Konkurrenten Netto und Lidl nahmen dem Pionier Marktanteile ab. Die Supermarkt-Betreiber Edeka und Rewe holten beim Wachstum gegenüber Aldi sogar deutlich auf. Um die Marktführerschaft zu wahren, bedarf es wohl Innovationen.