Australischer Wein Sammelklage gegen Winzer wegen Weinvernichtung
Dieser Wein sorgt bei Anlegern weiter für heftiges Kopfweh - obwohl er nicht getrunken, sondern vernichtet wurde: Aktionäre des australischen Weinbauunternehmens Treasury Wine Estates (TWE) haben eine Sammelklage angekündigt, weil der Inhalt von sechs Millionen Flaschen Wein im Abfluss landete. Die Charge wurde im übersättigten US-Markt wegen Überalterung und Steuervorteilen vernichtet.
Wein-Vernichtung kostet Millionen
Die Anwaltskanzlei Maurice Blackburn und die auf Klagen dieser Art spezialisierte Gesellschaft IMF teilten mit, dass sie die Sammelklage gegen Treasury derzeit vorbereiten. Das Weinbauunternehmen hatte im Juli mitgeteilt, es müsse seinen Börsenwert wegen Problemen in den USA um 160 Millionen australische Dollar (111 Millionen Euro) nach unten korrigieren.
In dieser Summe enthalten seien 33 Millionen australische Dollar, die es gekostet habe, den Wein wegzuschütten, erklärte die Kanzlei Maurice Blackburn. Die Aktionäre seien nicht korrekt darüber informiert worden, dass der Vertrieb von Treasury in den USA zu viel Wein eingelagert habe - und welche möglichen finanziellen Folgen dies haben könne. Als das Problem dann publik wurde, hätten die Aktionäre "Millionen" verloren.
Wurden die Anleger getäuscht?
Treasury habe seit August 2012 gewusst oder wissen müssen, dass große Verluste unvermeidbar seien, erklärten die Kläger. Das Unternehmen habe dennoch steigende Gewinne angekündigt. Die TWE-Aktie war in diesem Juli nach Bekanntwerden der Aktion kräftig abgestürzt, reagierte aber zuletzt kaum auf die Ankündigung der Sammelklage.
Ende September musste Konzernchef David Dearie wegen der Weinvernichtung seinen Hut nehmen.
Treasury Wein Estate will sich wehren
Treasury erklärte, es weise alle Vorwürfe zurück und werde sich mit allen Mitteln wehren. Das Unternehmen mit 54 Weingütern auf der ganzen Welt ist eines der größten der Branche. In Australien gehören Treasury die renommierten Marken Penfolds, Rosemont oder Wolf Blass. TWE ist der zweitgrößte Weinproduzent der Welt.
Der Hintergrund der Weinvernichtung ist der schwache Absatz bei günstigen Weinen in den USA, dem größten Weinmarkt der Welt. In den Vereinigten Staaten vertreibt TWE nicht nur, aber auch billige Sorten. Der Konzern ist in den USA mit den Marken Beringer, Lindemans, Stone Cellars, The Little Penguin und Meridian vertreten.
Günstiger Wein altert schneller
Im Juli teilte TWE laut der Online-Ausgabe des "Wall Street Journal" (WSJ) mit, der Konzern habe die Nachfrage im Land überschätzt, daher müssten ältere Weine vernichtet werden, die ihr empfohlenes Haltbarkeitsdatum überschritten hätten.
Günstige Weine hielten sich nicht so lange wie teurere, zitierte das "WSJ" den Branchen-Analysten Jon Fredrikson von der Unternehmensberatung Gomberg, Fredrikson & Associates.
Steuer zurück bei Vernichtung
Und weiter: Normalerweise werde überschüssiger Wein in Großcontainern an Brennereien weitergereicht, die daraus Brände destilieren. Allerdings sei es zu teuer, schon abgefüllte Flaschen umzufüllen. Durch den Flaschen-Rückruf und die Zerstörung von Wein erhalte das Unternehmen vielmehr schon gezahlte Steuern zurück, ergänzte Fredrikson. Dies reduziere den Verlust.