Konjunktur DIW-Chef fordert kräftige Lohnerhöhung
Die Nettolöhne sind in den letzten Jahren kaum gestiegen. Laut dem Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Gert Wagner, hält Deutschland zu einseitig am starken Export fest und fördert zu wenig die Binnennachfrage. Im Zuge der Euro-Krise könnten Exportländer aber schwächeln. Daher hat er für kräftige Lohnerhöhungen in Deutschland geworben.
In einem Gastbeitrag für das "Darmstädter Echo" forderte Wagner eine Stärkung des Konsums. Die deutsche Wirtschaft sei vom Export zu abhängig, schrieb er. "Deutschland kann nicht erwarten, dass nun andere Länder den Gürtel enger schnallen, es selbst aber am Wirtschaftsmodell 'Exportpanzer' festhält."
Nettolöhne kaum gestiegen
Wagner schrieb, die Bundesregierung könne zwar nicht in die Lohnfindung eingreifen. Sie könne aber dafür werben, dass die Lohneinkommen nicht nur aus Gründen der Gerechtigkeit, sondern auch der ökonomischen Vernunft gestärkt würden. Die deutsche Exportstärke beruhe auch auf einer schwachen Lohnentwicklung, die auf Kosten des privaten Konsums und damit des sozialen Friedens in Deutschland gehe. Das werde im europäischen Ausland zunehmend kritisiert und sei kaum durchzuhalten. Wagner verwies darauf, dass seit etwa zehn Jahren die Nettolöhne trotz Steuersenkung kaum mehr gestiegen seien.
Scharf kritisierte Wagner die Wirtschaftsverbände, die für den Fall kräftigerer Tarifabschlüsse vor Arbeitsplatzverlusten gewarnt hatten. "Alles was passieren würde, wäre lediglich, dass die Gewinne nicht rascher als die Löhne steigen. Warum sollte das Beschäftigung kosten?" Für ein Ende der Krise in der Eurozone sei in allen Mitgliedsländern eine auf Europa ausgerichtete partnerschaftliche Gestaltung der Wirtschafts- und Verteilungspolitik notwendig. "Und dafür sind nicht nur die Regierungen, sondern auch die Tarifparteien verantwortlich."