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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Stressfrei an der Börse Diese Aktien sind für schwache Nerven
Das Börsenjahr 2025 könnte etwas herausfordernder werden. Viele Anleger scheuen aber Schwankungen. Auf Aktien müssen sie deshalb trotzdem nicht verzichten.
Börsenkurse schwanken. Das ist so, und das wird auch immer so sein. Natürlich gibt es auch ruhigere, fast langweilige Börsenphasen, aber das ändert nichts daran, dass es an den Finanzmärkten ordentlich zur Sache gehen kann. Diese Schwankungen scheuen viele deutsche Sparerinnen und Sparer aber und trauen sich deshalb gar nicht erst an die Börse.
Zu Unrecht. Denn langfristig bringen Aktien bei breiter Risikostreuung über ETFs oder Fonds Renditen von durchschnittlich sechs bis acht Prozent pro Jahr – allen Turbulenzen und sogar Crash zum Trotz. So weit die Theorie. In der Praxis brauchen Anleger aber mitunter starke Nerven, um auch in den Genuss dieser langfristigen Renditen zu kommen. Und diese starken Nerven hat nicht jeder. Gehören Sie dazu?
In der Ruhe liegt die Kraft
Verzichten müssen und sollten Sie deshalb aber nicht auf Aktien. Denn es gibt eine Anlageklasse, die geradezu für Sie gemacht ist. Eine herrlich stressfreie Variante, die Rendite bringt, aber die Nerven schont. In der Ruhe liegt die Kraft – das gilt nämlich auch an der Börse. Diese Ruhe gönnen uns Aktien mit geringer Schwankungsintensität – im Börsendeutsch "Low Volatility" oder auch "Low Vola". Nervenschonende Titel, die nicht ganz so heftig schwanken wie der Gesamtmarkt – gerade für eher vorsichtige Anleger klingt das wie ein Traum, oder? Manchmal sprechen Experten auch von "Low Beta". Gemeint ist immer dasselbe.
Zur Person
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch "Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien" im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Mit dem griechischen Buchstaben Beta wird das Marktrisiko angegeben. Ist das Beta hoch, schwankt die Aktie stärker als der Durchschnitt. Sie ist "volatiler" als der Index und belastet unser Nervenkostüm stärker. Ist das Beta niedrig, pendelt die Aktie hingegen nicht so stark wie der Index. Per definitionem beträgt das "Beta" des Marktes 1,0. Ein Wert von 0,5 bedeutet, dass eine Aktie zu 50 Prozent an der Bewegung des Marktes nach oben beziehungsweise nach unten partizipiert, sie ist also schwankungsärmer. "Low Beta"-Strategien sind sehr defensiv und ein perfekter Baustein für ein konservatives Depot, denn sie reduzieren das Risiko Ihres Depots. Diese Aktien sind wie geschaffen für unruhige Börsenzeiten.
US-Präsident Trump dürfte die Kurse bewegen
Und genau diese könnten uns bevorstehen. Nach zwei sehr guten Börsenjahren könnte es 2025 deutlich ungemütlicher werden. Das liegt aber nicht daran, dass auf sehr gute zwangsläufig schlechte Jahre folgen müssen. Es liegt – Sie ahnen es bereits – vielmehr an der geopolitischen Lage. Die war natürlich auch zuletzt nicht besonders rosig, aber nun kehrt Donald Trump zurück ins Weiße Haus. Der US-Präsident droht mit Strafzöllen, stellt geopolitische Forderungen und dürfte Unruhe an den Märkten provozieren. Die Schwankungen an den Märkten dürften daher zunehmen. Nichts für schwache Nerven. Da könnte diese Anlageklasse sehr viel Sinn ergeben.
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Statt einen ETF auf den MSCI World zu kaufen, könnten Sie also über einen Indexfonds auf den MSCI World Minimum Volatility nachdenken; die weniger bekannte, schwankungsärmere Variante des Weltaktienindex. Im Idealfall geht sein Kurs weniger stark zurück, wenn der Markt und damit der MSCI World einbricht. Zwar kann sich kaum eine Aktie dem allgemeinen Trend völlig entziehen, aber tatsächlich gibt es Aktien, denen ein Einbruch der Kurse auf Dauer nur wenig anhaben kann. In sehr guten Börsenphasen steigen ihre Kurse dann aber leider etwas weniger stark.
Fast acht Prozent Rendite pro Jahr
Auf Rendite müssen sie deshalb aber nicht verzichten. Auch wenn der Index weniger stark zulegt als der normale MSCI World, lieferte Minimum Volatility in den vergangenen zehn Jahren immerhin eine Rendite von durchschnittlich 7,9 Prozent pro Jahr. In den vergangenen drei Jahren lief der MSCI World allerdings mit einem Plus von fast zwölf Prozent deutlich besser als der MSCI World Minimum Volatility mit "nur" 5,3 Prozent pro Jahr, so ehrlich muss man sein. Tagesgeld und Sparbuch schlägt er damit aber um Längen, und darum geht es ja.
Statt rund 1.400 Werten sind im Low-Vola-Index übrigens nur noch knapp 300. Besonders "langweilig" waren zuletzt wohl Walmart, Motorola Solutions, Deutsche Telekom, T-Mobile US und Cisco Systems. Auch Warren Buffetts Berkshire Hathaway ist unter den größten Werten zu finden. Ein bisschen Langeweile tut dem Depot auf jeden Fall gut, das gilt auch für etwas chancenreicher aufgestellte Portfolios, aber auf jeden Fall für die Depots der vorsichtigen Anlegerinnen und Anleger. "Low Vola" ist auf jeden Fall eine Anlageklasse und ein Baustein, den Sie sich mal genauer anschauen sollten.
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